Die Aufrüstung löst keine Probleme. Im Gegenteil: sie verschärft soziale Ungleichheit und internationale Spannungen. Die Militarisierung der Gesellschaft und des Denkens führt zu nichts als zu kultureller Verrohung. Diese 100 Milliarden für Rüstungsprofite werden stattdessen dringend in allen sozialen Bereichen benötigt. Die Aufrüstungspolitik ist hoch gefährlich.
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22. Juni 1941 – Wir vergessen nicht! Kundgebung am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin Treptow (VIDEOS) Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Sowjetisches Ehrenmal, Treptower Park – Laura v. Wimmersperg https://youtu.be/Uua_F4N7xTI Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Sowjetisches Ehrenmal – Anja Mewes, Friedensglockengesellschaft Berlin https://youtu.be/0qqshmzOaEg Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Am Sowjetischen Ehrenmal am Treptower Park – Hans Bauer, Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung (GRH) https://youtu.be/V4A0ErkKAHo Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Sowjetisches Ehrenmal, Treptower Park – Gina Pietsch, Sängerin https://youtu.be/eiMca4B4Rns Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Sowjetisches Ehrenmal Berlin – Heiner Bücker, Coop Antiwar Cafe https://youtu.be/BshdbeMaM50 Wir vergessen nicht! 22. Juni 1941 – Sowjetisches Ehrenmal, Abschluss – Gina Pietsch, Sängerin https://youtu.be/drjIuOvsdx0 https://cooptv.wordpress.com/2022/06/22/22-juni-1941-wir-vergessen-nicht-kundgebung-am-sowjetischen-ehrenmal-in-berlin-treptow-videos/ Der russische Präsident Putin hat auf dem Petersburger Wirtschaftsforum
in einer über einstündigen Rede mit dem Westen abgerechnet. Von Thomas Röper, 18.6.2022 Das alljährliche Petersburger Wirtschaftsforum ist die wichtigste Wirtschaftskonferenz Russlands. Putin hält dort traditionell eine Rede und nimmt anschließend an einer Podiumsdiskussion teil. Dieses Mal hat Putin sich nach seiner Rede fast drei Stunden den Fragen gestellt. Die Rede Putins war mit einer Stunde ungewöhnlich lang und ich habe lange überlegt, ob ich sie komplett übersetzen soll. Ich habe mich schließlich dafür entschieden, weil ich den deutschen Lesern so die Möglichkeit geben kann, aus erster Hand zu erfahren, wie die russische Regierung die Wirkungen der westlichen Sanktionen einschätzt und mit welchen Maßnahmen Russland seine Wirtschaft trotz der Sanktionen nicht nur retten, sondern sogar stärken will. Daher ist dieser Artikel sehr lang geworden und vielleicht habe ich mir diese Arbeit für nur einige wenige, an der Wirtschaft interessierte, Experten gemacht, aber ich hoffe, dass die Rede trotzdem von vielen gelesen wird. Außerdem vermute ich, dass deutsche Medien über die Rede berichten und dabei – wie üblich – einiges aus dem Zusammenhang reißen werden, da kann es erfahrungsgemäß nicht schaden, wenn die ganze Rede auf Deutsch vorliegt. Zu Beginn seiner Rede geht Putin auf den Westen ein, dem er ein vernichtendes Urteil ausstellt und sich den russischen Analysten anschließt, die den Beginn einer neuen Weltordnung kommen sehen. Darüber habe ich schon ausführlich berichtet, siehe, hier, hier und hier. In seiner Rede geht Putin auch auf die Sozialprogramme Russlands ein. Dazu mache ich eine Ankündigung, denn obwohl ich selbst in Russland lebe, wusste ich nicht, wie umfassend die russischen Sozialprogramme gerade für Familien mit Kindern inzwischen sind. Das habe ich erst kürzlich durch Zufall erfahren und mir liegt eine Liste dieser staatlichen Unterstützungsprogramme vor, bei der mir die Augen übergequollen sind. Familien mit Kindern werden in Russland inzwischen weitaus besser und umfangreicher unterstützt, als man sich das in Deutschland auch nur zu träumen wagt. Dass das keine Übertreibung ist, werde ich in den nächsten Tagen in einem gesonderten Artikel aufzeigen. Kommen wir nun zur Übersetzung von Putins Rede, die mit der Geopolitik und Putins Abrechnung mit dem Westen beginnt und sich dann im zweiten Teil, schließlich hat Putin auf einer Wirtschaftskonferenz vor internationalen Konzernchefs und Regierungsvertretern gesprochen, ausführlich mit der Sozialpolitik, der Wirtschaft und den wirtschaftlichen Perspektiven und Plänen Russlands befasst. Am Ende der Rede kommt Putin dann noch einmal auf den Westen zurück. Hier zur Rede: https://www.anti-spiegel.ru/2022/putins-abrechnung-mit-dem-westen-der-wirtschaftliche-blitzkrieg-ist-gescheitert/ Auszug: (…) Vor anderthalb Jahren habe ich auf dem Forum in Davos noch einmal betont, dass die Ära der unipolaren Weltordnung vorbei ist. Ich möchte damit beginnen, daran führt kein Weg vorbei, dass sie, trotz aller Versuche, sie zu erhalten, sie mit allen Mitteln zu konservieren, vorbei ist. Veränderungen sind der natürliche Lauf der Geschichte, denn die zivilisatorische Vielfalt des Planeten, der Reichtum der Kulturen lässt sich nur schwer mit politischen, wirtschaftlichen und anderen Schablonen vereinbaren. Schablonen, die grob und alternativlos von einem Zentrum aufgezwungen werden, funktionieren hier nicht. Der Fehler liegt in der Vorstellung selbst, dass es eine Macht gibt – sei es auch eine starke Macht mit einem begrenzten Kreis nahestehender Staaten – und dass alle Regeln der Wirtschaft und der internationalen Beziehungen, wenn nötig, ausschließlich im Interesse dieser Macht ausgelegt werden. Eine auf einem solchen Dogma beruhende Welt ist per Definition nicht von Dauer. Die Vereinigten Staaten, die den Sieg im Kalten Krieg verkündet haben, haben sich selbst zum Botschafter Gottes auf Erden erklärt, der keine Pflichten hat, sondern nur Interessen, und diese Interessen werden dabei für heilig erklärt. Sie bemerken buchstäblich nicht, dass auf dem Planeten in den letzten Jahrzehnten neue mächtige Zentren entstanden sind, die immer lauter von sich hören lassen. Jedes von ihnen entwickelt seine eigenen politischen Systeme und öffentlichen Institutionen, setzt seine eigenen Modelle des Wirtschaftswachstums um und hat natürlich das Recht, diese zu schützen und seine nationale Souveränität zu sichern. Wir sprechen von objektiven Prozessen, von wirklich revolutionären, tektonischen Veränderungen in der Geopolitik, in der Weltwirtschaft, in der Technologie, im gesamten System der internationalen Beziehungen, in dem die Rolle der dynamischen, vielversprechenden Staaten und Regionen, deren Interessen nicht mehr ignoriert werden können, erheblich zunimmt. Ich wiederhole: Diese Veränderungen sind grundlegend, entscheidend und unaufhaltsam. Und es ist ein Irrtum zu glauben, dass man die Zeit des turbulenten Wandels sozusagen aussitzen und abwarten kann, dass dann angeblich alles wieder in die gewohnten Bahnen zurückkehrt, dass alles so sein wird wie früher. Das wird es nicht. Allerdings scheint es, dass die herrschenden Eliten einiger westlicher Staaten sich genau diesen Illusionen hingeben. Sie wollen das Offensichtliche nicht sehen und klammern sich hartnäckig an die Schatten der Vergangenheit. Sie glauben zum Beispiel, dass die Dominanz des Westens in der Weltpolitik und -wirtschaft ein konstanter, ewiger Wert ist. Nichts ist ewig. Dabei verleugnen unsere Kollegen nicht nur die Realität. Sie versuchen, sich dem Lauf der Geschichte entgegenzustellen. Sie denken in den Kategorien des letzten Jahrhunderts. Sie sind Gefangene ihrer eigenen Irrtümer über Länder außerhalb der so genannten goldenen Milliarde, sie betrachten alle anderen als Peripherie, als ihren Hinterhof. Weil sie sich selbst für außergewöhnlich halten, betrachten sie die anderen immer noch als Kolonien und die dort lebenden Völker als Menschen zweiter Klasse. Wenn sie außergewöhnlich sind, dann sind alle anderen zweitklassig. Daher kommt der unbändige Wunsch, jeden, der aus der Reihe tanzt, der nicht blind gehorchen will, zu bestrafen und wirtschaftlich zu vernichten. Mehr noch, sie drängen allen auf rüde und skrupellose Weise ihre Ethik, ihre Meinungen über Kultur und Geschichte auf, stellen mitunter die Souveränität und Integrität von Staaten in Frage und bedrohen deren Existenz. Man muss sich nur an das Schicksal von Jugoslawien und Syrien, Libyen und Irak zu erinnern. Wenn es nicht gelingt, einen der Widerspenstigen zu fangen und zu befrieden, versuchen sie, ihn zu isolieren oder, wie man heute sagt, zu „canceln“. Alles wird benutzt, sogar der Sport, die olympische Bewegung, das Verbot von Kultur, von Meisterwerken der Kunst, nur weil ihre Urheber die „falsche“ Herkunft haben. Das ist der Grund für die derzeitige Russophobie im Westen und für die irrsinnigen Sanktionen gegen Russland. Sie sind irrsinnig und, ich würde sagen, hirnlos. Sowohl ihre Anzahl als auch die Geschwindigkeit, mit der sie durchgestempelt werden, sind beispiellos. Das Kalkül war klar: Die russische Wirtschaft sollte durch die Unterbrechung von Geschäftsverbindungen, den gewaltsamen Rückzug westlicher Unternehmen vom russischen Markt und das Einfrieren russischer Vermögenswerte zerschlagen werden, um die Industrie, das Finanzwesen und den Lebensstandard der Menschen zu treffen. Das hat nicht geklappt. Es ist offensichtlich, dass das nicht geklappt hat, es ist nicht passiert. Russische Unternehmer und die Regierung haben professionell zusammengearbeitet, die Menschen haben Solidarität und Verantwortung gezeigt. (…) ![]() Am 22. Juni 1941 begann das faschistische Deutschland gegen die Sowjetunion einen Raub- und Vernichtungskrieg von unvorstellbarer Grausamkeit. 27 Millionen Sowjetbürger fielen dieser Aggression zum Opfer: Neun Millionen sowjetische Soldaten wurden getötet, Frauen, Männer, Kinder und alte Menschen auf brutale Weise ermordet, sind verhungert oder erfroren, das Land wurde verwüstet und ausgeplündert. Für die Befreiung Europas vom Faschismus trugen die Völker der Sowjetunion die Hauptlast. Am kommenden 22. Juni werden wir uns am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park treffen, denn wir vergessen nicht: weder den deutschen faschistischen Überfall auf die Sowjetunion vor 81 Jahren, noch die Ursachen und Zusammenhänge des aktuellen Geschehens in der Ukraine. Deutsche Politikerinnen und Politiker und der Großteil der Medien setzen alles daran, beides vergessen zu machen, und überziehen unser Land mit einer beispiellosen Kriegspropaganda und anti-russischen Hysterie. Aufpeitschen von russophoben Emotionen soll jede Rationalität verhindern. Jegliches Schuld- und Schamgefühl über die eigene deutsche Geschichte und insbesondere über die Nazi-Verbrechen gegen die Sowjetunion wird durch Selbstgerechtigkeit und moralischen Größenwahn ersetzt. Der letzte Rest von Zurückhaltung wurde fallen gelassen. Der Angriffskrieg Nazideutschlands sollte der „Vernichtung der Lebenskraft Russlands“ dienen, wie Hitler es formuliert hatte. Heute will die deutsche Außenministerin, Annalena Baerbock, „Russland ruinieren“ durch endlose Wirtschaftssanktionen und sie warnt vor einer Kriegsmüdigkeit im erhofften Endkampf gegen Russland. „Es muss unser Ziel sein, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnt“, mahnt der deutsche Bundeskanzler, Olaf Scholz. Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, erklärt, die Ukrainer „führen unseren Krieg.“ Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, will die Bundeswehr gegen Russland in Stellung bringen, und fordert, dazu „brauchen wir ein Feindbild“. Die Bundesregierung legt ein 100-Milliarden-Rüstungsprogramm auf und will das Grundgesetz demgemäß ändern. Deutsche Mitverantwortung für den Krieg in der Ukraine wird durch die Ausblendung seiner Vorgeschichte ignoriert. Der Krieg ist die Folge der eskalierenden Aggressionspolitik des Westens und der völligen Missachtung der legitimen Sicherheitsinteressen der Russischen Föderation. Die seit Jahren wiederholten Angebote Russlands für ernsthafte Verhandlungen wurden mit dem Vorrücken der NATO bis an die Grenzen Russlands beantwortet – entgegen allen früheren Zusicherungen. Mit seiner im Januar erfolgten Abweisung des russischen Vertragsentwurfs für rechtsverbindliche Garantien, um die weitere Eskalation des Ukrainekonflikts – insbesondere einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine – zu beenden und den Weg beiderseitiger Abrüstung und Entspannung einzuschlagen, hatte der NATO-Westen die rote Linie überschritten, wovor Russland wiederholt gewarnt hatte. Auch die deutsche Regierung hatte den Putsch gegen die rechtmäßige Regierung in Kiew 2014 unterstützt, der eine russophobe Regierung an die Macht brachte – mit Hilfe von Rechtsextremisten und Verehrern des ukrainischen Nazikollaborateurs und Massenmörders Stepan Bandera. Die Nazifizierung hat seitdem wesentliche Bereiche der ukrainischen Gesellschaft durchdrungen. Ukrainische Nazi- und SS-Kollaborateure werden heute offiziell als Helden verehrt. Für die Schulbücher wird die Geschichte umgeschrieben. Ausgebildet und bewaffnet von Geheimdiensten des Westens, wurden Neonazi-Formationen in das ukrainische Militär integriert. Mit Nazi-Tattoos und -Symbolen an ihrer Uniform kämpfen sie auch mit deutschen Waffen gegen Russland. Die Ukraine wurde vom NATO-Westen systematisch zum Bollwerk gegen Russland aufgebaut – im Interesse vor allem der USA, für die die Ukraine nur Mittel zum Zweck ist. Anfang März versicherte der deutsche Vize-Kanzler, Robert Habeck, dem US-Präsidenten, dass Deutschland bereit sei, im Kampf gegen Russland eine „dienende Führungsrolle“ zu spielen. Der Krieg in der Ukraine begann nicht am 24. Februar dieses Jahres, sondern wird seit acht Jahren mit entscheidender Hilfe von Nazi-Bataillonen gegen die russische Bevölkerung im Donbass geführt. Dieser Krieg hat mehr als 13.000 Opfer gefordert und rund 1,5 Millionen Menschen vertrieben. Er hätte auch verhindert werden können, wenn die Bunderegierung ihrer Verpflichtung nachgekommen wäre, als Garantiemacht des Minsk-II-Abkommens von 2015 Kiew zu dessen Durchsetzung zu drängen. Minsk II war die völkerrechtliche Grundlage zur friedlichen Beilegung des Konflikts. Und Deutschland hat seinen Einfluss nicht genutzt, um Kiews Provokationen gegen Russland zu mäßigen, einschließlich der Drohung mit der Stationierung von Atomwaffen und der deutlichen Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, wie Russland sie als Garantie forderte. Die russophobe Politik des Westens, einschließlich der Bundesregierung, ermunterte den ukrainischen Präsident Selenskij, seinen per Dekret angekündigten Plan der militärischen Wiedereingliederung der Donbass-Republiken und der Krim konkret vorzubereiten. Anfang des Jahres waren bereits 150.000 ukrainische Soldaten im Osten konzentriert. Über all dies schweigen deutsche Politiker und Medien. Der Einfluss des Faschismus in der Ukraine wird gänzlich geleugnet. Heute unterstützt Deutschland die faschistischen Nachkommen der ukrainischen Nazi-Kollaborateure, in einer gemeinsamen Front – gegen Russland. Der 22. Juni 1941 ist für uns nicht nur Anlass des historischen Gedenkens, sondern Verpflichtung für die Gegenwart. Verpflichtung zum Kampf gegen die Hochrüstungspläne Deutschlands, der EU und der NATO, gegen die Einkreisung Russlands, Kampf für Deeskalation und Frieden. In diesem Sinn treffen wir uns: Am 22. Juni 2022 um 18 Uhr am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park zwischen den beiden Fahnen aus rotem Marmor V.i.S.d.P Friedenskoordination Berlin c/o Laura von Wimmersperg Hauptstraße 32, 10827 Berlin Tel.+4930-782 33 82 www.frikoberlin.de Spendenkonto: Elisabeth Wissel IBAN: DE70 6001 0070 0936 1837 08 Liebe Landsleute, liebe russischen Mitbürgerinnen und Mitbürger!
Exzellenzen! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, Sie in der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin anlässlich des Nationafeiertages meines Landes, des Tages Russlands, begrüßen zu dürfen. Der Tag, an dem die Erklärung über staatliche Souveränität verabschiedet wurde, setzte einen Meilenstein auf dem Weg, den der Russische Staat seit mehr als ein Tausend Jahren gegangen ist. Der 12. Juni 1990 steht für den Beginn tiefgreifender demokratischer Transformationen, politischer, wirtschaftlicher und sozialer Reformen, die das Zeitalter verlangte und daher unausweichlich waren. Mittlerweile liegt das über dreißig Jahre zurück. Die Grundlagen der russischen Staatlichkeit sind seitdem wesentlich fester geworden. Russland hat die unvermeidlichen Transformationsschwierigkeiten überwunden und stellte unter Beweis, zu entscheidenden Durchbrüchen in allen Bereichen fähig zu sein. Wir haben unsere nationalen Interessen und strategischen Ziele eindeutig definiert. Wir haben unsere Souveränität und den nationalen sowie konfessionellen Zusammenhalt in der Gesellschaft sichergestellt. Unser Land schaut mit Zuversicht in die Zukunft und stützt sich dabei auf eine breite gesellschaftliche Eintracht. Die russische Außenpolitik hat sich nie gegen jemanden gerichtet. Wir haben gleichen Respekt vor Souveränität, nationalen und kulturellen Traditionen, Eigentümlichkeit und religiösen Gefühlen aller Länder und Nationen. Wir belehren niemanden. Wir diktieren niemandem unsere Regeln und Werte. Wir wollen gleichberechtigte und freundschaftliche Beziehungen zu allen und erwarten jedoch, dass man uns genauso behandelt. Russland wird niemandem erlauben, sich in seine inneren Angelegenheiten einzumischen, arrogant seinen Willen zu diktieren und unmittelbare Sicherheitsbedrohungen für uns zu schaffen, die die Existenz unseres Staates in Frage stellen würden. Über lange Jahre versuchten wir, den kollektiven Westen zu überzeugen, auf die russischen Belange zu hören, unseren berechtigten Interessen Rechnung zu tragen, auf künstliche Konfrontation zu verzichten, die Destabilisierung des postsowjetischen Raumes einzustellen und sich von den Grundsätzen des gegenseitigen Respekts, der Gleichheit und der unteilbaren Sicherheit leiten zu lassen. Leider hat man nicht auf uns gehört. Gegenüber Russland führte man unaufhörlich die Destabilisierungs- und Eindämmungspolitik fort. Trotz der Zusagen, die man uns gegeben hatte, rückte die militärische Infrastruktur der NATO dicht an die russischen Grenzen heran. Das gemeinsame europäische Haus von Lissabon bis Wladiwostok, in dem alle seine Einwohner gleiche Rechte genossen hätten, ist nur ein Traum geblieben. Heute sieht sich Russland veranlasst, nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch Millionen Menschen im Donbass zu verteidigen, die über die letzten acht Jahre verfolgt und ermordet wurden. Abgestraft wurden sie für die Weigerung, sich 2014 mit dem vom Westen unterstützten verfassungswidrigen Staatsstreich in der Ukraine und dem Neonazi-Banderatum einverstanden zu erklären. Sie wurden abgestraft für den Willen, selbstbestimmt zu leben, in ihrer Muttersprache Russisch zu sprechen und ihre Kinder zu unterrichten, Traditionen ihrer Väter und Großväter zu pflegen. Niemand im Westen hat sich für das Schicksal dieser Menschen interessiert, genauso wie für die Schicksale von Millionen Zivilisten in Irak, Libyen, Syrien, Afghanistan, im ehemaligen Jugoslawien, die Opfer brutaler Bombenangriffe der USA und der NATO wurden. Als Russland jedoch das Marionettenregime in Kiew zur Rede stellte, das die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen hintertrieben hatte und bereit war, aus dem eigenen Land ein gegen Russland gerichtetes Aufmarschgebiet zu machen und gar mit einer Wiederherstellung des nuklearen Potentials drohte, ließ der kollektive Westen seine Masken fallen. Man begann, die Ukraine mit Waffen vollzupumpen, führte nie dagewesene Sanktionen gegen Russland ein und baute Druck auf souveräne Länder der Welt aus, um Russland zum Einknicken zu bringen. Russlands Führung und Volk lassen sich durch keinerlei Sanktionen aufhalten. Um es mit den Worten des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sagen, werden wir unsere Liebe zur Heimat, unseren Glauben und traditionellen Werte, Bräuche unserer Vorfahren, den Respekt vor allen Nationen und Kulturen nie aufgeben. Jeder, der die Realitäten der gegenwärtigen Welt kennt, muss verstehen, wie absurd die Vorstellung ist, Russland isolieren zu können. Nach wie vor denkt man im Westen in archaischen kolonialen Mustern und will anderen Ländern und Völkern vorschreiben, wie sie zu leben haben. Der Westen wird sich von der Illusion der eigenen Überlegenheit und Exklusivität verabschieden und einsehen müssen, dass er sich gegen die objektive historische Ausgestaltung einer multipolaren Welt stellt. Die Welt hat sich gewandelt. Von der nahenden Multipolarität sprach bereits in der 1990er Jahren der damalige Außenminister Ewgenij Primakow. Im Westen stand man dem skeptisch gegenüber. Russland wurde zum Verlierer des Kalten Krieges erklärt, der, so glaubte man, Spielregeln vorgegeben bekommen muss, diese widerspruchslos zu akzeptieren und zu gehorchen hatte. So geht das nicht. Russland ist offen für einen gleichberechtigten Dialog mit allen, die bereit sind, diesen ehrlich und respektvoll zu führen und sich dabei auf die Vorgaben des Völkerrechts und der Charta der Vereinten Nationen zu stützen, anstatt auf gewisse «Regeln» zu drängen, die von der westlichen Minderheit im eigenen Interesse lanciert werden. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle unsere brüderlichen Beziehungen zu den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und der Organisation des Vertrages über kollektiven Sicherheit. Wir sind ihnen für die Solidarität und kontinuierliche Freundschaft zwischen unseren Ländern dankbar. Wir wollen uns weiterhin in den Partnerorganisationen wie der Eurasischen Wirtschaftsunion, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und im BRICS-Rahmen engagieren. Wir wollen uns weiterhin um die Verknüpfung der eurasischen Integration mit der chinesischen One-Belt-One-Road-Initiative bemühen. Zudem regte Präsident Putin eine Große Eurasische Partnerschaft an, die den ganzen Kontinent umfassen soll. Die russisch-chinesischen Beziehungen entwickeln sich erfolgreicher denn je. Sie stehen vorbildhaft für Effektivität, Verantwortung und Zukunftsorientierung. Die strategische Partnerschaft mit Indien vertieft sich weiter. Ein neues Niveau erreicht die Zusammenarbeit mit den Ländern in Südost-Asien, im Nahen und Mittleren Osten. Auch die Zusammenarbeit mit unseren Freunden in Afrika und Lateinamerika wollen wird umfassend erweitern. Ich habe keinen Zweifel daran, dass auch unsere europäischen Partner, einschließlich Deutschland, sich der Fehlbarkeit und der Sinnlosigkeit des von ihnen eingeschlagenen aggressiven antirussischen Kurses bewusst werden, der ihnen selbst immensen Schaden zufügt, und zur Erkenntnis eines konstruktiven und respektvollen Dialogs mit Russland kommen. Ich vertraue auf die Vernunft des deutschen Volkes, mit dem wir zusammen trotz immenser Opfer, die wir auf dem Altar des Sieges über den Nationalsozialismus dargebracht hatten, den schwierigen Weg der historischen Aussöhnung der Nachkriegszeit erschlossen haben und das sich des entscheidenden Beitrags meines Landes zur deutschen Einheit bewusst ist. Ich weiß, dass wir hier viele Freunde haben, die Russland kennen und verstehen. Mein besonderer Dank gilt meinen Landsleuten, russischen Bürgerinnen und Bürgern, die in Deutschland leben, für ihre Solidarität, ihr Mitfühlen mit der historischen Heimat, was sie insbesondere in dieser für uns alle schicksalsträchtigen Zeit zeigen. Wir schätzen Ihren Mut! Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und eröffne das Buffet! Lassen Sie uns unsere Gläser auf Russland erheben! Zudem seien Sie eingeladen, die Ausstellung über den großen Staatsmann, den russischen Kaiser Peter I. zu besichtigen, dessen 350. Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wird.
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Wir, der Verein der Berliner Freunde der Völker Russlands haben folgenden Aufruf unterzeichnet
15/2/2022
USA zeigt mit Fakten – die Osterweiterung geht jetzt erst recht weiter
Slowakisches Parlament billigt Militärvertrag mit USA | WEB.DE
Slowakisches Parlament billigt Militärvertrag mit USA | WEB.DE
Russlands hat einen Vorschlag an die USA und die NATO zur Sicherheit in Europa veröffentlicht
31/12/2021
17. Dezember 2021, 14:42 Uhr
Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten Russlands hat Vorschläge veröffentlicht, die dem Westen zur Frage der Gewährleistung der Sicherheit in Europa übergeben wurden. Moskau schlägt der NATO zum wiederholten Male vor, Garantien zur Nichterweiterung zu geben sowie die Aufnahme der Ukraine auszuschließen.
Entsprechend dem Projekt festigen beide Seiten das Prinzip der friedlichen Lösung von Streitfragen und werden sich gegenseitig nicht als Feinde ansehen. Wenn die Allianz diese Vorschläge annimmt, wird sie sich von einer Tätigkeit in der Ukraine, in Osteuropa, dem Kaukasus und den Ländern Mittelasiens enthalten müssen.
Übersetzt von Horst Aden
Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten Russlands hat Vorschläge veröffentlicht, die dem Westen zur Frage der Gewährleistung der Sicherheit in Europa übergeben wurden. Moskau schlägt der NATO zum wiederholten Male vor, Garantien zur Nichterweiterung zu geben sowie die Aufnahme der Ukraine auszuschließen.
Entsprechend dem Projekt festigen beide Seiten das Prinzip der friedlichen Lösung von Streitfragen und werden sich gegenseitig nicht als Feinde ansehen. Wenn die Allianz diese Vorschläge annimmt, wird sie sich von einer Tätigkeit in der Ukraine, in Osteuropa, dem Kaukasus und den Ländern Mittelasiens enthalten müssen.
- Russland schlägt der NATO vor, unbedingt eine weitere Ausdehnung und Anbindung der Ukraine an die Allianz auszuschließen;
- Russland und die NATO verpflichten sich, keine Raketen mittlerer und kurzer Reichweite in den Gebieten aufzustellen, von wo aus sie gegenseitig das Territorium treffen können, heißt es im russischen Projekt:
- Russland schlägt der NATO vor, die Vereinbarung, alle Streitfragen friedlich zu lösen und sich der Anwendung von Gewalt zu enthalten, zu festigen;
- Russland und die USA benutzen die Territorien anderer Länder nicht zur Vorbereitung und Durchführung von Überfällen gegeneinander;
- Russland und die NATO sollen Verpflichtungen abgeben, keine Bedingungen zu schaffen die man als Bedrohung ansehen kann, heißt es im russischen Projekt;
- Russland und die USA verpflichten sich, keine Manöver mit der Übung von Szenarien zur Anwendung von Kernwaffen durchzuführen;
- Russland und die USA verpflichten sich, keine Kernwaffen besitzende Länder zur Anwendung von Kernwaffen vorzubereiten;
- Russland schlägt der NATO vor, dass sie sich gegenseitig nicht als Gegner ansehen;
- Russland und die USA verpflichten sich, keine Kernwaffen im Ausland zu stationieren und schon stationierte zurückzunehmen, sowie die Infrastruktur zur Aufstellung von Kernwaffen außerhalb des eigenen Territoriums zu liquidieren;
- Russland schlägt der NATO vor, sich von jeglicher militärischer Tätigkeit in der Ukrainer, in Osteuropa, im Kaukasus und in Zentralasien zu enthalten;
- Russland und die USA verpflichten sich keine Raketen mittlerer und kurzer Reichweite im Ausland und in Gebieten wo sie Ziele auf dem Gebiet der anderen Seite treffen können, zu stationieren:
- Russland schlägt der NATO vor keine zusätzlichen Truppen und Waffen außerhalb der Grenzen, in denen sie im Mai 1979 (bis zur Anschluss der Länder Osteuropas an die Allianz) waren, zu stationieren – außer in Ausnahmefällen mit Zustimmung Russlands und der NATO Mitglieder.
Übersetzt von Horst Aden
Vor 2 Tagen, am 29.12.21, um 10.58 Uhr MEZ, wurde der 2. Strang der Rohrleitung Nord Stream 2 zur Inbetriebnahme fertiggestellt. (Der 1. Strang wurde bereits im Oktober bereitgestellt).
Das Gas in beiden Rohrleitungen ist unter normalen Druck und in vollem Umfang für die Inbetriebnahme bereit.
Die Länge der Pipeline beträgt 1.234 km, ist um 10km länger als Nord Stream 1 und damit die längste Unterwasserpipeline der Welt.
Der maximale jährliche Durchlass beträgt 55 Mrd. m³ Gas.
Gasprom hat seine Lieferverpflichtungen von Gas über die Ukraine vollständig erfüllt. Die vereinbarten 40 Mrd. m³ wurden per vorgestern bereits mit 41,5 Mrd. m³ übertroffen.
Die aktuellen unterirdischen Gasreservoirs sind in Europa nur zu 44% gefüllt, 21 Mrd. m³ weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Am 24.12.21 betrugen diese Gasreserven in der Ukraine weniger als 14 Mrd. M³ - 10 Mrd. m³ weniger als im Dezember 2020.
Bei der vorhandenen Gasknappheit mit den exorbitant hohen Preisen wird jeder logisch denkende Mensch verstehen, dass mit der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 die Preise auf dem europäischen Markt rapide fallen werden.
Bei Abschluss von langfristigen Verträgen mit Russland fällt der Preis auf ein Viertel, ich betone auf.
Uli Hoppe
Karte der europäischen Gasleitungen
Die Rohrleitung Nord Stream 2 ist noch nicht eingezeichnet
Das Gas in beiden Rohrleitungen ist unter normalen Druck und in vollem Umfang für die Inbetriebnahme bereit.
Die Länge der Pipeline beträgt 1.234 km, ist um 10km länger als Nord Stream 1 und damit die längste Unterwasserpipeline der Welt.
Der maximale jährliche Durchlass beträgt 55 Mrd. m³ Gas.
Gasprom hat seine Lieferverpflichtungen von Gas über die Ukraine vollständig erfüllt. Die vereinbarten 40 Mrd. m³ wurden per vorgestern bereits mit 41,5 Mrd. m³ übertroffen.
Die aktuellen unterirdischen Gasreservoirs sind in Europa nur zu 44% gefüllt, 21 Mrd. m³ weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Am 24.12.21 betrugen diese Gasreserven in der Ukraine weniger als 14 Mrd. M³ - 10 Mrd. m³ weniger als im Dezember 2020.
Bei der vorhandenen Gasknappheit mit den exorbitant hohen Preisen wird jeder logisch denkende Mensch verstehen, dass mit der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 die Preise auf dem europäischen Markt rapide fallen werden.
Bei Abschluss von langfristigen Verträgen mit Russland fällt der Preis auf ein Viertel, ich betone auf.
Uli Hoppe
Karte der europäischen Gasleitungen
Die Rohrleitung Nord Stream 2 ist noch nicht eingezeichnet
Die Truppen der Wehrmacht standen am 04.12.41 nur 27-30 km vom Zentrum von Moskau entfernt und die schwere Artillerie schoss sich bereits ein.
Am 5. Dezember 1941, vor genau 80 Jahren, begann die Gegenoffensive der Roten Armee vor Moskau. Sie wurde am 01.12. vom Generalstab, der in der Metro-Station Kirowskaya (heute Tschistuie Prudui) unter Marschall Wasilewski tagte, in Absprache mit Stalin beschlossen und vom Befehlshaber der Kalininer Front (Kalinin heute Twer) Konew geführt.
Es war der erste strategische Erfolg der roten Armee in diesem Krieg.
Am 16.12. waren Kalinin und Klin befreit, am 7.1.42 kamen Wolokolamsk und Ruza dazu. Rschew blieb noch in den Händen der Heeresgruppe Mitte.
Schon am 6.12. abends schrieb Guderian in sein Tagebuch: Unsere Truppen haben versagt. Wir haben eine schwere Niederlage erlitten. Wir mussten 160 km zurückweichen.
Am 8. Dezember unterschrieb Hitler die Direktive Nr. 39 über den Übergang zur Verteidigung an der gesamten sowjetisch-deutschen Front. Der Blitzkriegsplan „Barbarossa“ war gescheitert.
Ende Februar bilanzierte das deutsche Heer: Zehntausende Frostgeschädigte, aber die hatten noch Glück. 210.000 Tote, 47.000 Verschollene und 79.000 Verwundete.
Aus aktuellem Anlass wurde am 3. Dezember vor dem Verteidigungsministerium an der Frunzenskaya Naberezhnaya in Moskau im Beisein des heutigen Ministers für Verteidigung Shoigu ein Denkmal für Marschall Wasilewski eingeweiht.
Uli Hoppe
Am 5. Dezember 1941, vor genau 80 Jahren, begann die Gegenoffensive der Roten Armee vor Moskau. Sie wurde am 01.12. vom Generalstab, der in der Metro-Station Kirowskaya (heute Tschistuie Prudui) unter Marschall Wasilewski tagte, in Absprache mit Stalin beschlossen und vom Befehlshaber der Kalininer Front (Kalinin heute Twer) Konew geführt.
Es war der erste strategische Erfolg der roten Armee in diesem Krieg.
Am 16.12. waren Kalinin und Klin befreit, am 7.1.42 kamen Wolokolamsk und Ruza dazu. Rschew blieb noch in den Händen der Heeresgruppe Mitte.
Schon am 6.12. abends schrieb Guderian in sein Tagebuch: Unsere Truppen haben versagt. Wir haben eine schwere Niederlage erlitten. Wir mussten 160 km zurückweichen.
Am 8. Dezember unterschrieb Hitler die Direktive Nr. 39 über den Übergang zur Verteidigung an der gesamten sowjetisch-deutschen Front. Der Blitzkriegsplan „Barbarossa“ war gescheitert.
Ende Februar bilanzierte das deutsche Heer: Zehntausende Frostgeschädigte, aber die hatten noch Glück. 210.000 Tote, 47.000 Verschollene und 79.000 Verwundete.
Aus aktuellem Anlass wurde am 3. Dezember vor dem Verteidigungsministerium an der Frunzenskaya Naberezhnaya in Moskau im Beisein des heutigen Ministers für Verteidigung Shoigu ein Denkmal für Marschall Wasilewski eingeweiht.
Uli Hoppe
Teil I Berlin
Teil II Rshew
Heute, auf den Tag genau vor 75 Jahren, am 25. Dezember 1946, gelang dem Team um den Physiker Kurtschatow die Steuerung der atomaren Kettenreaktion.
Auf der Gedenktafel (siehe Bild) am Gebäude in der Peschannya ul. Nr. 10 steht:
In diesem Gebäude wohnten seit 1946 die Erschaffer der Kernwaffen und der Atomindustrie der UdSSR, Staatspreisträger, Leninpreisträger, Mitarbeiter des Laboratoriums Nr. 2 der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. namentlich sind 11 Personen verewigt.
Die Inbetriebnahme des ersten Atomreaktors auf dem Gebiet der UdSSR und auf dem europäisch-asiatischem Kontinent erfolgte am 25. Dezember 1946.
Ich hatte die Ehre, während meiner Moskauer Aufenthalte in den Jahren 2008 bis 2018 in der Wohnung des Physikers Davidenko, V .A., bei einem seiner Söhne zu wohnen.
Ulrich Hoppe
Auf der Gedenktafel (siehe Bild) am Gebäude in der Peschannya ul. Nr. 10 steht:
In diesem Gebäude wohnten seit 1946 die Erschaffer der Kernwaffen und der Atomindustrie der UdSSR, Staatspreisträger, Leninpreisträger, Mitarbeiter des Laboratoriums Nr. 2 der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. namentlich sind 11 Personen verewigt.
Die Inbetriebnahme des ersten Atomreaktors auf dem Gebiet der UdSSR und auf dem europäisch-asiatischem Kontinent erfolgte am 25. Dezember 1946.
Ich hatte die Ehre, während meiner Moskauer Aufenthalte in den Jahren 2008 bis 2018 in der Wohnung des Physikers Davidenko, V .A., bei einem seiner Söhne zu wohnen.
Ulrich Hoppe
In dem Artikel unter der Überschrift "Das Spiel mit dem Feuer" fasst der Autor Thomas Röper im Anti-Spiegel die aktuelle explosive Situation rund um die Ukraine nicht nur zusammen, sondern benennt auch die Gefährlichkeit der im Ausbau begriffenen NATO und EU Aktivitäten.
Die Veranstaltung stand unter dem Thema: „Globale Erschütterung – 21. Jahrhundert: Mensch, Werte, Staat“. Der russische Präsident sprach zu diesem Thema sehr komplex und detailliert. Am Beginn seiner Rede betonte er, dass wir in einer Epoche grandioser Veränderungen leben. Dabei bezog er sich auf die kulturellen Werte und Traditionen in der Entwicklung der Menschen und ihrem gesellschaftlichen Erfahrungswissen. Die gegenwärtige Krise charakterisierte Putin, als eine konzeptionelle und Zivilisationskrise, welche die Menschheit zwingt, über die Ansätze und Prinzipien für die weitere Existenz der Menschen auf der Erde diese ernsthaft zu überdenken. Historisch knüpft er an das Ende des Kalten Krieges an und verweist auf die vertane Chance einen echten Neubeginn in der globalen Entwicklung zu organisieren.
Die klimatischen Deformationen und die Verschlechterung der unmittelbaren Umwelt sind für jeden Menschen erlebbar geworden. Seine Formulierung „Wir müssen etwas tun.“ deckt sich mit der Haltung von Millionen von Menschen auf unseren Planeten. Nahtlos geht es weiter mit dem Erscheinen und den Auswirkungen, welche die Corona-Virus-Infektion für die Entwicklung der Menschen auf nationaler und internationaler Ebene bewirkt haben. Putin kritisiert die Haltung von Ländern, nicht das Gemeinsame bei der Lösung dieser Probleme in den Mittelpunkt gestellt zu haben, sondern „wie immer gegeneinander und nicht miteinander gearbeitet wurde“. Das Herausstellen von egoistischen Haltungen und der damit verbundenen Arroganz bei der Vermittlung von Werten seitens der westlichen Welt ist gegenwärtig ein Hauptproblem in den internationalen Beziehungen. In diesen Zusammenhang benennt Putin die gescheiterte Militärdoktrin der USA mit ihren Kriegen in Vietnam und Afghanistan.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die der Rolle des Staates bei der weiteren Ausgestaltung der sozial-ökonomischen und kulturellen Entwicklungen auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Dabei verwies er auf die besondere Bedeutung des Respekts und Achtung gegenüber allen Menschen und Kulturen sowie ihrer kulturell-historischen Entwicklungen. Präsident Putin spricht auch sehr detailliert über den Konservatismus in der russischen Politik. Hier muss man zum besseren Verständnis daran erinnern, das sich dieser Konservatismus darauf bezieht, dass man bewährtes aus der Geschichte und Tradition nicht einfach verwirft, sondern die Anwendbarkeit zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Aufgaben immer wieder neu überprüft. Das hat mit der westlichen Auffassung zum Konservatismus nichts zu tun.
Eine Rede, die es lohnt, gelesen zu werden. Wir verweisen auf zwei kürzere Zusammenfassungen der Inhalte der Rede von W. W. Putin und publizieren nachfolgend die komplette Rede in der Übersetzung von Dr. Wolfgang Schacht.
Lothar Schlüter
Putins Rede beim diesjährigen Waldai-Forum im Überblick
Vorteil Russland: Putins Manifest der Abgrenzung - MDZ
Die klimatischen Deformationen und die Verschlechterung der unmittelbaren Umwelt sind für jeden Menschen erlebbar geworden. Seine Formulierung „Wir müssen etwas tun.“ deckt sich mit der Haltung von Millionen von Menschen auf unseren Planeten. Nahtlos geht es weiter mit dem Erscheinen und den Auswirkungen, welche die Corona-Virus-Infektion für die Entwicklung der Menschen auf nationaler und internationaler Ebene bewirkt haben. Putin kritisiert die Haltung von Ländern, nicht das Gemeinsame bei der Lösung dieser Probleme in den Mittelpunkt gestellt zu haben, sondern „wie immer gegeneinander und nicht miteinander gearbeitet wurde“. Das Herausstellen von egoistischen Haltungen und der damit verbundenen Arroganz bei der Vermittlung von Werten seitens der westlichen Welt ist gegenwärtig ein Hauptproblem in den internationalen Beziehungen. In diesen Zusammenhang benennt Putin die gescheiterte Militärdoktrin der USA mit ihren Kriegen in Vietnam und Afghanistan.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die der Rolle des Staates bei der weiteren Ausgestaltung der sozial-ökonomischen und kulturellen Entwicklungen auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Dabei verwies er auf die besondere Bedeutung des Respekts und Achtung gegenüber allen Menschen und Kulturen sowie ihrer kulturell-historischen Entwicklungen. Präsident Putin spricht auch sehr detailliert über den Konservatismus in der russischen Politik. Hier muss man zum besseren Verständnis daran erinnern, das sich dieser Konservatismus darauf bezieht, dass man bewährtes aus der Geschichte und Tradition nicht einfach verwirft, sondern die Anwendbarkeit zur Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Aufgaben immer wieder neu überprüft. Das hat mit der westlichen Auffassung zum Konservatismus nichts zu tun.
Eine Rede, die es lohnt, gelesen zu werden. Wir verweisen auf zwei kürzere Zusammenfassungen der Inhalte der Rede von W. W. Putin und publizieren nachfolgend die komplette Rede in der Übersetzung von Dr. Wolfgang Schacht.
Lothar Schlüter
Putins Rede beim diesjährigen Waldai-Forum im Überblick
Vorteil Russland: Putins Manifest der Abgrenzung - MDZ

Liebe Friedensfreunde!
Vor 82 Jahren überfiel die Wehrmacht Polen. Das faschistische Deutschland entfesselte den Zweiten Weltkrieg, die verheerendste Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte. Aber am 8.Mai 1945 wurden doch die Weltherrschaftsträume durch die Antihitler-Koalition zu Grabe getragen. Warum also so viel Aufsehen um ein Ereignis, das so lange zurückliegt? Dazu nur einige Anmerkungen zum Weiternachdenken.
Zum einen sind noch immer Überlebende unter uns, die die Greuel dieses Weltbrandes seit Jahrzehnten in sich tragen. Sie teilen das Erlebte ihren Angehörigen, Freunden und anderen Interessierten mit, damit sich so etwas nie wiederholt. Insbesondere all jenen, die das Wertvollste geopfert haben, nämlich ihr Leben, sind wir schuldig, heute alles zu tun, damit es keinen dritten Weltkrieg mehr gibt.
Des Weiteren wollen wir hier und heute darauf aufmerksam machen, dass Kriege nicht gottgegeben sind, sie kommen auch nicht aus heiterem Himmel danieder, sondern sind Resultat menschlichen Ungeistes und menschlichen Tuns. Deshalb kommt es auch auf Menschen an, jenen in den Arm zu fallen, die an Rüstung, Kriegen und an Militärausgaben nicht genug verdienen können.
Nicht zu übersehen ist außerdem, dass der Kalte Krieg leider immer deutlicher auch auf die Bewertung historischer Ereignisse durchschlägt. Die Falsifizierung der wahren Hintergründe, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führten, ist ein weiterer Grund, sich mit seiner Geschichte zu befassen, mit den treibenden Kräften und deren Zielen, aber auch warum es damals nicht gelang, den deutschen Faschismus und japanischen Militarismus zu bändigen.
Erinnert sei auch, dass kein geringerer als Präsident Biden am 27.Juli von der Möglichkeit eines „echten Krieges mit einer Großmacht als Folge ihres Cyberangriffs von großer Tragweite gegen die USA“ sprach. Man muss kein Politstratege sein, um zu begreifen, welche zwei Großmächte da gemeint sind und was ein „echter Krieg“ mit einer Großmacht bedeuten würde. Solche Wahnsinnsgedanken des Präsidenten der Supermacht, die bisher als einzige zweimal die Atomwaffe und in Vietnam mit „Agent Orange“ völkerrechtswidrig die Chemiewaffen im Krieg einsetzte, müssen ernst genommen werden. Zumal US-Militärs soeben Militärspiele eines Weltkrieges unter der Bezeichnung Large Scale Exercise abgeschlossen haben. Diese Kriegsübung sollte eine Drohung gegenüber Russland und China sein. Die Kriegsdebatte in den USA geht davon aus, dass China angeblich in den nächsten sechs Jahren Taiwan überfallen wird, deshalb müsse man sich jetzt auf einen Krieg vorbereiten.
Zwar sind wir bislang von einem Krieg zwischen Großmächten verschont worden, aber Gewaltanwendung und grausame kriegerische Auseinandersetzungen sind allgegenwärtig. Auch Deutschland beteiligt sich daran, um angeblich unsere Sicherheit im indopazifischen Raum, im Baltikum, im Nahen Osten oder anderswo verteidigen zu müssen. Auch regionale Kriege lehnen wir ab!
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges leben hierzulande glücklicherweise mehrere Generationen von Menschen ohne Kriegserlebnisse. Für sie ist Krieg etwas Abstraktes und Frieden scheinbar eine Selbstverständigkeit. Deshalb sei gerade heute an die mahnenden Worte Willi Brandts erinnert: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles andere nichts.“ Es ist höchste Zeit, dass die künftige Bundesregierung diese Erkenntnis endlich beherzigt! Stattdessen plakatieren Christdemokraten großflächig und demagogisch „Sicherheit ist, wenn ich nicht mehr nachdenken muss, was Sicherheit ist.“ Sie blenden dabei bewusst aus, dass ihre jahrelange Politik Unsicherheit mitbefördert und wir uns mehr denn je über Sicherheit Gedanken machen müssen.
Liebe Friedensfreunde,
als der Zweite Weltkrieg begann, war ich keine drei Jahre jung. Als der Raub- und Vernichtungskrieg auf sowjetischem Territorium tobte, habe ich, wenn auch nur im Hinterland kasachischer Steppen schon vernommen, was Krieg bedeutet. Auch seinen schlimmsten Feinden wünschte man keinen Krieg, sondern Frieden, und wenn ein Volk keinen Krieg will, dann sind das die Russen. Was auch immer den Russen angedichtet wird.
Denn versetzen wir uns für einen Moment in das folgende Szenario:
* dass die Vereinigten Staaten von Amerika einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg erlebt hätten, wie ihn Polen und die Sowjetunion erleiden mussten;
* dass die USA heute von Hunderten russischen Militärstützpunkten eingekreist und isoliert worden wären und nicht Russland von US-amerikanischen;
* dass nicht die NATO-Militärallianz in den vergangenen zwei Jahrzehnten in mehreren Wellen mit weiteren Staaten an die russischen Westgrenzen herangerückt ist, sondern die Warschauer Vertragsstaaten mit ihren Mitgliedern an die Grenzen der USA. Und, dass z.B. nicht Polen und die baltischen Republiken der NATO beigetreten wären, sondern Kuba und Mexiko einer Sicherheitspartnerschaft mit Russland;
* dass nicht die USA Russland ganz offen zum Gegner und Feind erklärten, sondern Russland das gegenüber den USA Kund getan hätte;
* dass nicht der US-Präsident seinen russischen Amtskollegen Putin als Mörder titulieren würde, sondern der Präsident Russlands Biden als Mörder bezeichnet hätte;
* dass nicht die USA ein Vielfaches des russischen Militärbudgets verschwenden würden, sondern umgekehrt Russland das täte;
* dass nicht die USA fünf Milliarden US$ in einen Staatsstreich gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten der Ukraine investiert hätten, sondern Russland für einen Putsch gegen einen ihr unliebsamen Präsidenten in Mexiko;
* dass nicht die NATO seit Jahren Kriegsmanöver an Russlands Grenzen abhielte, sondern Russland an den Grenzen der USA;
* dass nicht die USA immer neue Standorte wie Polen und Rumänien in unmittelbarer Nähe der russischen Grenzen für ihr Raketensystem ausbauten, sondern Russland vergleichbare Systeme im Süden Kanadas oder auf den Bahamas;
* dass nicht die USA in den vergangenen drei Jahrzehnten verheerende Kriege weltweit angezettelt und zahlreiche Staatsstreiche inszeniert, System- bzw. Regimewechsel herbeigeführt hätten, sondern Russland so agieren würde;
* dass nicht die NATO auf dem europäischen Kontinent Truppen samt modernster Militärausrüstung und Atomwaffen dislozieren würde, sondern Russland auf dem amerikanischen Kontinent. Und dass nicht die USA zu den seit 1945 in Europa stationierten Truppen unlängst zusätzlich 28 000 Soldaten mit Ausrüstung an den Grenzen Russlands stationiert hätten, sondern Russland auf dem amerikanischen Kontinent dies täte.
Würden sich die USA bei einem solchen Szenario tatenlos verhalten? Ganz bestimmt nicht. Sie würden zu Recht alles unternehmen, um ihre nationale Sicherheit und staatliche Souveränität zu gewährleisten. Und genau das tut Russland. Deshalb bekenne ich ohne Herzbeklemmungen, dass ich in Fragen von Frieden und gemeinsamer Sicherheit in der Welt überzeugter Russland- und Putin-Versteher bin.
Nicht zuletzt sei hier die Frage gestattet, ob die Regierenden Polens angesichts dieses Szenarios, der Vorkriegs- und verheerenden Kriegserfahrungen des polnischen Volkes mit ihrem NATO-Beitritt sowie ihrer russlandfeindlichen Politik, die richtigen Konsequenzen aus der leidvollen Geschichte gezogen haben.
Wenn sich die NATO-Staaten, Polen und Deutschland inbegriffen, tatsächlich gefährdet sehen, dann wäre es doch dringend angesagt, in Verhandlungen die vermeintlichen Gefahren zu entschärfen und letztlich zu überwinden. Stattdessen wird immer mehr für sinnlose Kriegszwecke zur Abschreckung des vermeintlichen Gegners verpulvert. Wenn man Frieden will, sollte man statt in gegenseitige Abschreckung in gegenseitiges Vertrauen investieren, statt in Aufrüstung in Abrüstung. Der längste und kostspieligste NATO-Krieg in Afghanistan hat gerade offenbart, dass man mit Krieg keinen Frieden, keine Demokratie oder Freiheit herbei bomben kann. Krieg war, ist und bleibt die schlimmste Menschenrechtsverletzung.
Der 1.September 1939, der Weltfriedenstag 2021 mahnen eindringlich:
Nie wieder Krieg von deutschem Boden, kein Krieg nirgendwo, abrüsten statt aufrüsten!
Andrej Reder
Berlin, 01. September 2021
Vor 82 Jahren überfiel die Wehrmacht Polen. Das faschistische Deutschland entfesselte den Zweiten Weltkrieg, die verheerendste Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte. Aber am 8.Mai 1945 wurden doch die Weltherrschaftsträume durch die Antihitler-Koalition zu Grabe getragen. Warum also so viel Aufsehen um ein Ereignis, das so lange zurückliegt? Dazu nur einige Anmerkungen zum Weiternachdenken.
Zum einen sind noch immer Überlebende unter uns, die die Greuel dieses Weltbrandes seit Jahrzehnten in sich tragen. Sie teilen das Erlebte ihren Angehörigen, Freunden und anderen Interessierten mit, damit sich so etwas nie wiederholt. Insbesondere all jenen, die das Wertvollste geopfert haben, nämlich ihr Leben, sind wir schuldig, heute alles zu tun, damit es keinen dritten Weltkrieg mehr gibt.
Des Weiteren wollen wir hier und heute darauf aufmerksam machen, dass Kriege nicht gottgegeben sind, sie kommen auch nicht aus heiterem Himmel danieder, sondern sind Resultat menschlichen Ungeistes und menschlichen Tuns. Deshalb kommt es auch auf Menschen an, jenen in den Arm zu fallen, die an Rüstung, Kriegen und an Militärausgaben nicht genug verdienen können.
Nicht zu übersehen ist außerdem, dass der Kalte Krieg leider immer deutlicher auch auf die Bewertung historischer Ereignisse durchschlägt. Die Falsifizierung der wahren Hintergründe, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führten, ist ein weiterer Grund, sich mit seiner Geschichte zu befassen, mit den treibenden Kräften und deren Zielen, aber auch warum es damals nicht gelang, den deutschen Faschismus und japanischen Militarismus zu bändigen.
Erinnert sei auch, dass kein geringerer als Präsident Biden am 27.Juli von der Möglichkeit eines „echten Krieges mit einer Großmacht als Folge ihres Cyberangriffs von großer Tragweite gegen die USA“ sprach. Man muss kein Politstratege sein, um zu begreifen, welche zwei Großmächte da gemeint sind und was ein „echter Krieg“ mit einer Großmacht bedeuten würde. Solche Wahnsinnsgedanken des Präsidenten der Supermacht, die bisher als einzige zweimal die Atomwaffe und in Vietnam mit „Agent Orange“ völkerrechtswidrig die Chemiewaffen im Krieg einsetzte, müssen ernst genommen werden. Zumal US-Militärs soeben Militärspiele eines Weltkrieges unter der Bezeichnung Large Scale Exercise abgeschlossen haben. Diese Kriegsübung sollte eine Drohung gegenüber Russland und China sein. Die Kriegsdebatte in den USA geht davon aus, dass China angeblich in den nächsten sechs Jahren Taiwan überfallen wird, deshalb müsse man sich jetzt auf einen Krieg vorbereiten.
Zwar sind wir bislang von einem Krieg zwischen Großmächten verschont worden, aber Gewaltanwendung und grausame kriegerische Auseinandersetzungen sind allgegenwärtig. Auch Deutschland beteiligt sich daran, um angeblich unsere Sicherheit im indopazifischen Raum, im Baltikum, im Nahen Osten oder anderswo verteidigen zu müssen. Auch regionale Kriege lehnen wir ab!
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges leben hierzulande glücklicherweise mehrere Generationen von Menschen ohne Kriegserlebnisse. Für sie ist Krieg etwas Abstraktes und Frieden scheinbar eine Selbstverständigkeit. Deshalb sei gerade heute an die mahnenden Worte Willi Brandts erinnert: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles andere nichts.“ Es ist höchste Zeit, dass die künftige Bundesregierung diese Erkenntnis endlich beherzigt! Stattdessen plakatieren Christdemokraten großflächig und demagogisch „Sicherheit ist, wenn ich nicht mehr nachdenken muss, was Sicherheit ist.“ Sie blenden dabei bewusst aus, dass ihre jahrelange Politik Unsicherheit mitbefördert und wir uns mehr denn je über Sicherheit Gedanken machen müssen.
Liebe Friedensfreunde,
als der Zweite Weltkrieg begann, war ich keine drei Jahre jung. Als der Raub- und Vernichtungskrieg auf sowjetischem Territorium tobte, habe ich, wenn auch nur im Hinterland kasachischer Steppen schon vernommen, was Krieg bedeutet. Auch seinen schlimmsten Feinden wünschte man keinen Krieg, sondern Frieden, und wenn ein Volk keinen Krieg will, dann sind das die Russen. Was auch immer den Russen angedichtet wird.
Denn versetzen wir uns für einen Moment in das folgende Szenario:
* dass die Vereinigten Staaten von Amerika einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg erlebt hätten, wie ihn Polen und die Sowjetunion erleiden mussten;
* dass die USA heute von Hunderten russischen Militärstützpunkten eingekreist und isoliert worden wären und nicht Russland von US-amerikanischen;
* dass nicht die NATO-Militärallianz in den vergangenen zwei Jahrzehnten in mehreren Wellen mit weiteren Staaten an die russischen Westgrenzen herangerückt ist, sondern die Warschauer Vertragsstaaten mit ihren Mitgliedern an die Grenzen der USA. Und, dass z.B. nicht Polen und die baltischen Republiken der NATO beigetreten wären, sondern Kuba und Mexiko einer Sicherheitspartnerschaft mit Russland;
* dass nicht die USA Russland ganz offen zum Gegner und Feind erklärten, sondern Russland das gegenüber den USA Kund getan hätte;
* dass nicht der US-Präsident seinen russischen Amtskollegen Putin als Mörder titulieren würde, sondern der Präsident Russlands Biden als Mörder bezeichnet hätte;
* dass nicht die USA ein Vielfaches des russischen Militärbudgets verschwenden würden, sondern umgekehrt Russland das täte;
* dass nicht die USA fünf Milliarden US$ in einen Staatsstreich gegen den rechtmäßig gewählten Präsidenten der Ukraine investiert hätten, sondern Russland für einen Putsch gegen einen ihr unliebsamen Präsidenten in Mexiko;
* dass nicht die NATO seit Jahren Kriegsmanöver an Russlands Grenzen abhielte, sondern Russland an den Grenzen der USA;
* dass nicht die USA immer neue Standorte wie Polen und Rumänien in unmittelbarer Nähe der russischen Grenzen für ihr Raketensystem ausbauten, sondern Russland vergleichbare Systeme im Süden Kanadas oder auf den Bahamas;
* dass nicht die USA in den vergangenen drei Jahrzehnten verheerende Kriege weltweit angezettelt und zahlreiche Staatsstreiche inszeniert, System- bzw. Regimewechsel herbeigeführt hätten, sondern Russland so agieren würde;
* dass nicht die NATO auf dem europäischen Kontinent Truppen samt modernster Militärausrüstung und Atomwaffen dislozieren würde, sondern Russland auf dem amerikanischen Kontinent. Und dass nicht die USA zu den seit 1945 in Europa stationierten Truppen unlängst zusätzlich 28 000 Soldaten mit Ausrüstung an den Grenzen Russlands stationiert hätten, sondern Russland auf dem amerikanischen Kontinent dies täte.
Würden sich die USA bei einem solchen Szenario tatenlos verhalten? Ganz bestimmt nicht. Sie würden zu Recht alles unternehmen, um ihre nationale Sicherheit und staatliche Souveränität zu gewährleisten. Und genau das tut Russland. Deshalb bekenne ich ohne Herzbeklemmungen, dass ich in Fragen von Frieden und gemeinsamer Sicherheit in der Welt überzeugter Russland- und Putin-Versteher bin.
Nicht zuletzt sei hier die Frage gestattet, ob die Regierenden Polens angesichts dieses Szenarios, der Vorkriegs- und verheerenden Kriegserfahrungen des polnischen Volkes mit ihrem NATO-Beitritt sowie ihrer russlandfeindlichen Politik, die richtigen Konsequenzen aus der leidvollen Geschichte gezogen haben.
Wenn sich die NATO-Staaten, Polen und Deutschland inbegriffen, tatsächlich gefährdet sehen, dann wäre es doch dringend angesagt, in Verhandlungen die vermeintlichen Gefahren zu entschärfen und letztlich zu überwinden. Stattdessen wird immer mehr für sinnlose Kriegszwecke zur Abschreckung des vermeintlichen Gegners verpulvert. Wenn man Frieden will, sollte man statt in gegenseitige Abschreckung in gegenseitiges Vertrauen investieren, statt in Aufrüstung in Abrüstung. Der längste und kostspieligste NATO-Krieg in Afghanistan hat gerade offenbart, dass man mit Krieg keinen Frieden, keine Demokratie oder Freiheit herbei bomben kann. Krieg war, ist und bleibt die schlimmste Menschenrechtsverletzung.
Der 1.September 1939, der Weltfriedenstag 2021 mahnen eindringlich:
Nie wieder Krieg von deutschem Boden, kein Krieg nirgendwo, abrüsten statt aufrüsten!
Andrej Reder
Berlin, 01. September 2021
Geschichte, Vor- und Nachgeschichte.
Die kriegerischen Handlungen des Zweiten Weltkriegs haben zwar mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 begonnen, folgten aber einer Vorgeschichte, an deren Vertuschung gewisse Kräfte ein Interesse haben. Wer möchte schon seine Verbrechen als solche eingestehen. Diejenigen, die Staatsverbrechen an die Öffentlichkeit bringen, werden eingesperrt, wie Chelsea Manning und Julian Assange.
Der dialektische und historische Materialismus lehrt uns, dass, um zu ernsthaften Schlussfolgerungen zu gelangen, alles im Zusammenhang zu betrachtet und das Umschlagen von Quantitäten in Qualitäten zu erkennen ist.
In der Nachgeschichte können diese Schlussfolgerungen bestätigt, relativiert oder als falsch angesehen werden. Da es sich bei dem Gegenstand zweier Weltkrieg auch noch um einen Abschnitt in der Menschheitsgeschichte handelt, lohnt sich auch eine allgemeine Betrachtung der Ursachen für Kriege. Es sind von den herrschenden Klassen betriebene Raubzüge in dem Falle, wenn der von den Untertanen eingetriebene Tribut nicht mehr ihren Anforderungen genügt. So erfordert die Leistung von Zinsen ein ständiges Wachstum, was in beschränkten Räumen, so auch auf der Erde seine Grenzen findet.
Als unsere Vorfahren noch Sammler und Jäger waren, haben sie sich sicher so verhalten haben, wie man das beispielsweise bei Sperlingen oder Krähen noch beobachten kann. Wenn einer der Vögel etwas nahrhaftes gefunden hat, kommt bestimmt ein anderer, um ihm das wegzunehmen.
Nach dem Übergang der Menschen zur Produktion ihrer Nahrungsmittel mit der Möglichkeit mehr zu produzieren als zum Leben gebraucht wurde, haben sich einige Leute überlegt, wie man sich diese Überschüsse Anderer aneignen könne. Und so ist die Menschheitsgeschichte entsprechend dem Entwicklungsstand der Produktionsmittel von der Sklaverei über den Feudalismus bis zum Kapitalismus von verschiedenen Formen der Ausbeutung geprägt. Da die Auszubeutenden Widerstand leisteten, wurden Gewaltmittel entwickelt, die diesen Widerstand brechen sollten. Diese Gewaltmittel entsprachen immer dem jeweiligen technischen Entwicklungsstand der Produktionsmittel und der dafür erforderlichen Erkenntnisse, begonnen mit dem unbearbeiteten Stein bis zu den Kern-und anderen modernen Waffen.
John A. Hobson zitiert in seinem 1902 veröffentlichten Buch „Imperialism“ Professor E. Van Dyke Robynson:
„The cause of war is as permanent as hunger itself, since both spring from the same source, the law of diminishing returns. So long as that persists, war must remain, in the last analysis, a national business undertaking, designed to Marschprocure or preserve foreign markets, that is, the means of continued growth and prosperity. 'Chacun doit grandir ou mourir.' “ (Die Ursache von Kriegen ist ebenso permanent wie der Hunger, da sie beide der selben Quelle entspringen – dem Gesetz des abnehmenden Ertrags. Solange dieses besteht, muss der Krieg letztendlich ein nationales Geschäftsunternehmen bleiben, bestimmt durch Beschaffung oder Bewahrung von ausländischen Märkten, d.h. von Mitteln zu fortgesetztem Wachstum und dauernder Prosperität. > Jeder muss wachsen oder sterben<). Diese Übersetzungen und die weiteren Zitate sind der deutschen Ausgabe des Verlags Kiepenheuer&Witsch von 1968 entnommen. Das ständige Wachsen steht im Widerspruch zu einer beschränkten Erde und führt damit letztendliches zur Beschleunigung des Herannahen des Endes der Menschheit oder zumindest zur Rückkehr in die Steinzeit.
An anderer Stelle schreibt Hobson:
Der Imperialismus mit seinen Kriegen und seinen Rüstungen ist unleugbar verantwortlich für die wachsende Verschuldung der kontinentalen Nationen. Dank seiner beispiellosen industriellen Prosperität ist Großbritannien, dank ihrer Isolierung sind die Vereinigten Staaten in den letzten Dezennien von diesem ruinösen Wettbewerb verschont geblieben, aber die Zeit ihrer Immunität ist vorüber. Allem Anschein nach einem unbegrenzten Imperialismus verschrieben, werden beide mehr und mehr den als Imperialisten und Patrioten verkleideten Geldverleiherklassen unterliegen.
Hobson berichtet auch, wie England mit diesem Problem umgegangen ist:
Der neue Imperialismus ist – das haben wir gesehen - vornehmlich an tropischen und subtropischen Gebieten interessiert, wo zahlenmäßig starke »niedere Rassen« unter weiße Oberherrschaft gebracht werden. Warum sollten Engländer die defensiven oder offensiven Kriege dieses Imperiums führen, wenn billigeres, zahlreicheres und besser assimiliertes Menschenmaterial am Ort ausgehoben und von einem tropischen Dominion zum anderen versetzt werden kann? Wird die Arbeit der industriellen Erschließung tropischer Bodenschätze, unter weißer Oberaufsicht, den ansässigen »niederen Rassen« aufgehalst, warum sollte dann der Militarismus nicht auf der gleichen Grundlage organisiert werden - schwarze oder braune oder gelbe Männer, für die die militärische Disziplin eine »gesunde Erziehung« sein wird und die unter britischen Offizieren für das britische Reich kämpfen? So können. wir am besten mit unserem eigenen begrenzten militärischen Menschenmaterial haushalten und das meiste davon für die Verteidigung der Heimat aufsparen. Diese einfache Lösung - die Verwendung billiger ausländischer Söldnerheere - ist kein neuer Kunstgriff. Die Aufstellung umfangreicher Streitkräfte aus Eingeborenen, die mit »zivilisierten« Waffen ausgerüstet, nach »zivilisierten« Methoden ausgebildet und von »zivilisierten« Offizieren befehligt wurden, war eine der auffälligsten Erscheinungen in den letzten Stadien der großen östlichen Reiche und nachher des Römischen Reiches.
Nichts als die Furcht vor einer bevorstehenden Invasion unserer Inseln wird das britische Volk dazu bewegen, die schwere Last einer wirklich effektiven allgemeinen Wehrpflicht auf sich zu nehmen; kein Staatsmann wird es wagen, einen derartigen Plan zu propagieren, es sei denn im Schatten einer ernsthaften Invasionsdrohung. Eine reguläre Vorkehrung für den Militärdienst im Ausland wird niemals getroffen werden, solange die Alternative von Söldnerheeren aus Eingeborenen besteht.
Mögen diese »Nigger« doch für das Imperium kämpfen; schließlich haben wir ihnen ja die Wohltat erwiesen, sie zu annektieren, zu regieren und »die Würde der Arbeit« zu lehren: das wird die vorherrschende Stimme sein. Und »imperialistische« Staatsmänner werden gezwungen sein, sich ihr zu beugen, indem sie die britischen Kerntruppen der Eingeborenenarmeen in Afrika und Asien noch mehr verdünnen.
Das Ergebnis dieser Politik für Eurasien, Afrika und Australien können wir auf der folgenden Karte erkennen. In Amerika hatten die europäischen Einwanderer Staaten gegründet. Die etwa 20% der Urbevölkerung, die die Kolonisierung überlebt hatten, wurden zu politisch unbedeutenden Randgruppen.
Geschichte, Vor- und Nachgeschichte.
Die kriegerischen Handlungen des Zweiten Weltkriegs haben zwar mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 begonnen, folgten aber einer Vorgeschichte, an deren Vertuschung gewisse Kräfte ein Interesse haben. Wer möchte schon seine Verbrechen als solche eingestehen. Diejenigen, die Staatsverbrechen an die Öffentlichkeit bringen, werden eingesperrt, wie Chelsea Manning und Julian Assange.
Der dialektische und historische Materialismus lehrt uns, dass, um zu ernsthaften Schlussfolgerungen zu gelangen, alles im Zusammenhang zu betrachtet und das Umschlagen von Quantitäten in Qualitäten zu erkennen ist.
In der Nachgeschichte können diese Schlussfolgerungen bestätigt, relativiert oder als falsch angesehen werden. Da es sich bei dem Gegenstand zweier Weltkrieg auch noch um einen Abschnitt in der Menschheitsgeschichte handelt, lohnt sich auch eine allgemeine Betrachtung der Ursachen für Kriege. Es sind von den herrschenden Klassen betriebene Raubzüge in dem Falle, wenn der von den Untertanen eingetriebene Tribut nicht mehr ihren Anforderungen genügt. So erfordert die Leistung von Zinsen ein ständiges Wachstum, was in beschränkten Räumen, so auch auf der Erde seine Grenzen findet.
Als unsere Vorfahren noch Sammler und Jäger waren, haben sie sich sicher so verhalten haben, wie man das beispielsweise bei Sperlingen oder Krähen noch beobachten kann. Wenn einer der Vögel etwas nahrhaftes gefunden hat, kommt bestimmt ein anderer, um ihm das wegzunehmen.
Nach dem Übergang der Menschen zur Produktion ihrer Nahrungsmittel mit der Möglichkeit mehr zu produzieren als zum Leben gebraucht wurde, haben sich einige Leute überlegt, wie man sich diese Überschüsse Anderer aneignen könne. Und so ist die Menschheitsgeschichte entsprechend dem Entwicklungsstand der Produktionsmittel von der Sklaverei über den Feudalismus bis zum Kapitalismus von verschiedenen Formen der Ausbeutung geprägt. Da die Auszubeutenden Widerstand leisteten, wurden Gewaltmittel entwickelt, die diesen Widerstand brechen sollten. Diese Gewaltmittel entsprachen immer dem jeweiligen technischen Entwicklungsstand der Produktionsmittel und der dafür erforderlichen Erkenntnisse, begonnen mit dem unbearbeiteten Stein bis zu den Kern-und anderen modernen Waffen.
John A. Hobson zitiert in seinem 1902 veröffentlichten Buch „Imperialism“ Professor E. Van Dyke Robynson:
„The cause of war is as permanent as hunger itself, since both spring from the same source, the law of diminishing returns. So long as that persists, war must remain, in the last analysis, a national business undertaking, designed to Marschprocure or preserve foreign markets, that is, the means of continued growth and prosperity. 'Chacun doit grandir ou mourir.' “ (Die Ursache von Kriegen ist ebenso permanent wie der Hunger, da sie beide der selben Quelle entspringen – dem Gesetz des abnehmenden Ertrags. Solange dieses besteht, muss der Krieg letztendlich ein nationales Geschäftsunternehmen bleiben, bestimmt durch Beschaffung oder Bewahrung von ausländischen Märkten, d.h. von Mitteln zu fortgesetztem Wachstum und dauernder Prosperität. > Jeder muss wachsen oder sterben<). Diese Übersetzungen und die weiteren Zitate sind der deutschen Ausgabe des Verlags Kiepenheuer&Witsch von 1968 entnommen. Das ständige Wachsen steht im Widerspruch zu einer beschränkten Erde und führt damit letztendliches zur Beschleunigung des Herannahen des Endes der Menschheit oder zumindest zur Rückkehr in die Steinzeit.
An anderer Stelle schreibt Hobson:
Der Imperialismus mit seinen Kriegen und seinen Rüstungen ist unleugbar verantwortlich für die wachsende Verschuldung der kontinentalen Nationen. Dank seiner beispiellosen industriellen Prosperität ist Großbritannien, dank ihrer Isolierung sind die Vereinigten Staaten in den letzten Dezennien von diesem ruinösen Wettbewerb verschont geblieben, aber die Zeit ihrer Immunität ist vorüber. Allem Anschein nach einem unbegrenzten Imperialismus verschrieben, werden beide mehr und mehr den als Imperialisten und Patrioten verkleideten Geldverleiherklassen unterliegen.
Hobson berichtet auch, wie England mit diesem Problem umgegangen ist:
Der neue Imperialismus ist – das haben wir gesehen - vornehmlich an tropischen und subtropischen Gebieten interessiert, wo zahlenmäßig starke »niedere Rassen« unter weiße Oberherrschaft gebracht werden. Warum sollten Engländer die defensiven oder offensiven Kriege dieses Imperiums führen, wenn billigeres, zahlreicheres und besser assimiliertes Menschenmaterial am Ort ausgehoben und von einem tropischen Dominion zum anderen versetzt werden kann? Wird die Arbeit der industriellen Erschließung tropischer Bodenschätze, unter weißer Oberaufsicht, den ansässigen »niederen Rassen« aufgehalst, warum sollte dann der Militarismus nicht auf der gleichen Grundlage organisiert werden - schwarze oder braune oder gelbe Männer, für die die militärische Disziplin eine »gesunde Erziehung« sein wird und die unter britischen Offizieren für das britische Reich kämpfen? So können. wir am besten mit unserem eigenen begrenzten militärischen Menschenmaterial haushalten und das meiste davon für die Verteidigung der Heimat aufsparen. Diese einfache Lösung - die Verwendung billiger ausländischer Söldnerheere - ist kein neuer Kunstgriff. Die Aufstellung umfangreicher Streitkräfte aus Eingeborenen, die mit »zivilisierten« Waffen ausgerüstet, nach »zivilisierten« Methoden ausgebildet und von »zivilisierten« Offizieren befehligt wurden, war eine der auffälligsten Erscheinungen in den letzten Stadien der großen östlichen Reiche und nachher des Römischen Reiches.
Nichts als die Furcht vor einer bevorstehenden Invasion unserer Inseln wird das britische Volk dazu bewegen, die schwere Last einer wirklich effektiven allgemeinen Wehrpflicht auf sich zu nehmen; kein Staatsmann wird es wagen, einen derartigen Plan zu propagieren, es sei denn im Schatten einer ernsthaften Invasionsdrohung. Eine reguläre Vorkehrung für den Militärdienst im Ausland wird niemals getroffen werden, solange die Alternative von Söldnerheeren aus Eingeborenen besteht.
Mögen diese »Nigger« doch für das Imperium kämpfen; schließlich haben wir ihnen ja die Wohltat erwiesen, sie zu annektieren, zu regieren und »die Würde der Arbeit« zu lehren: das wird die vorherrschende Stimme sein. Und »imperialistische« Staatsmänner werden gezwungen sein, sich ihr zu beugen, indem sie die britischen Kerntruppen der Eingeborenenarmeen in Afrika und Asien noch mehr verdünnen.
Das Ergebnis dieser Politik für Eurasien, Afrika und Australien können wir auf der folgenden Karte erkennen. In Amerika hatten die europäischen Einwanderer Staaten gegründet. Die etwa 20% der Urbevölkerung, die die Kolonisierung überlebt hatten, wurden zu politisch unbedeutenden Randgruppen.
Im Norden zeigt die Karte eine Kette unabhängiger Staaten und im Süden die von Briten gegründeten Staaten Südafrika und Australien. Dazwischen liegen Gebiete die entweder von westeuropäischen Staaten völlig kolonisiert waren oder unter starker Abhängigkeit standen. Wikipedia schreibt dazu: „Das Vereinigte Königreich war die größte Kolonialmacht der Geschichte mit Kolonien und Protektoraten auf jedem der bewohnten Kontinente. Britische Kolonien und Protektorate bedeckten im ausgehenden 19. Jahrhundert fast ein Viertel der Landfläche der Erde; die Entwicklung von Englisch zur Weltsprache Nummer eins wurde dadurch ausgelöst, dass es Kolonialsprache des Vereinigten Königreichs war.“ Heute ist besonders auch in Deutschland zu beobachten, wie Völker ihrer Nationalsprachen unnötigerweise durch Anglizismen verhunzen. Damit ist nicht die seit Ewigkeiten gepflegte Praxis gemeint, mit bis dahin unbekannten Objekten auch deren Bezeichnung aus fremden Sprachen zu übernehmen.
Mit 3,5 Mio km² beherrschte der deutsche Kolonialismus 2,4% der festen Erdoberfläche und damit nur etwa 10% der britisch beherrschten. Nach dem ersten Weltkrieg sind diese Kolonien „verloren gegangen“.
Wie Hobsen weiter schrieb, war der Appetit des britischen Kolonialismus damit noch nicht gestillt:
„Versieht man China mit einem Netz von Eisenbahn- und Dampfschiffslinien, so ist der Umfang des nutzbaren Arbeitsmarktes dermaßen riesig, dass er zu seiner Erschließung alle überschüssigen Kapitalien und Geschäftsenergien absorbieren könnte, welche die fortgeschrittenen europäischen Länder und die Vereinigten Staaten auf Generationen hinaus aufzubringen vermögen. Solch ein Experiment mag die Methoden des Imperialismus revolutionieren. Dem Druck der Arbeiterbewegungen auf die Politik und die Industrie im Westen kann man mit einer Flut von Waren aus China entgegenwirken, um die Löhne niedrig zu halten und die Arbeiter zu großer Leistung anzutreiben. Wo die Macht der imperialistischen Oligarchie gefestigt genug ist, könnten auch gelbe Arbeiter oder gelbe Söldner als Druckmittel verwendet werden. Andererseits könnte das Zusammenwirken bei dieser ungeheuren Erschließungsarbeit im Osten eine so gute Verständigung zwischen den Gruppen von Geschäftspolitikern in den westlichen Ländern zur Folge haben, dass in Europa der zwischenstaatliche Frieden gesichert und ein gewisses Nachlassen des Militarismus bewirkt würde. (Da schimmern schon die EU und andere Wirtschaftsblöcke durch.)
Ein derartiger Verlauf würde die Logik des Imperialismus ihrer vollen Verwirklichung erheblich näher bringen. Die ihm innewohnenden Tendenzen zur unkontrollierten Oligarchie in der Politik und zum Parasitentum in der Wirtschaft würden in der Situation der »imperialistischen« Nationen klar zum Ausdruck kommen. Der größere Teil Westeuropas könnte dann ein Bild bieten, wie heute schon gewisse Gegenden in Südengland, die Riviera, die Fremdenverkehrszentren und vornehmen Wohnbezirke Italiens und der Schweiz - kleine Kolonien wohlhabender Aristokraten, die aus dem Fernen Osten Dividenden und Pensionen beziehen, dazu eine etwas zahlreichere Gruppe von Akademikern und Kaufleuten sowie ein starker Anhang von persönlichen Bediensteten und Arbeitern im Transportgewerbe und in den Branchen, die mit der Endproduktion leicht verderblicher Güter beschäftigt sind. Alle Hauptindustrien werden hier verschwunden sein, da die wichtigsten Lebensmittel und Industriewaren als Tribute aus Asien und Afrika herbei fließen. Selbstverständlich kann keine Rede davon sein, dass die Industrialisierung Chinas mit westlichen Methoden ohne wirksame politische Kontrolle erreicht werden könnte. In dem Maße, wie Westeuropa wirtschaftlich von China abhängig würde, müsste die Aufrechterhaltung dieser gemeinsamen imperialen Oberherrschaft auf die Politik des Westens zurückwirken.
Alle inneren Reformbewegungen würden dem Bedürfnis der Aufrechterhaltung der Weltreiche untergeordnet, alle demokratischen Kräfte würden durch den geschickten Gebrauch einer hoch zentralisierten Bürokratie und Armee in Schach gehalten werden.
Das kennen wir doch.
Im Speiseplan des britischen Imperialismus war auch der größte östliche Teil des auf der Karte ersichtlichen blauen Streifens auf der Nordhalbkugel. Mit Lenagold hatte man beispielsweise schon etwas davon genascht. Die Teilnahme an der Intervention ab 1918 in Sowjetrussland besonders an den aserbaidschanischen Erdölquellen hat es weiter bestätigt.
Hitler hatte schon in seinem Buch „Mein Kampf“ dargelegt, welches Verhältnis er zum Bolschewismus hatte. Auf der Welthandelskonferenz 1933 übergab das Mitglied der deutschen Delegation, der Wirtschaftsminister Hugenberg ein Memorandum, aus dem das deutsche Interesse an der Rückgabe der Kolonien und Erweiterung des deutschen Territoriums hervorging. Nun brauchte man nur noch einen Anstoß, um deutsche Truppen als eine Art Fremdenlegion nach Osten in Bewegung zu setzen.
Mit dem Münchner Abkommen bezeugten die Westmächte England und Frankreich das Wohlwollen gegenüber Expansionen des deutschen Imperialismus.
Das Münchner Abkommen (auch Münchner Diktat oder Münchner Verrat genannt) v. 29.9.38 bedeutete faktisch das Ende der multinationalen Tschechoslowakei, da auch die Nachbarstaaten Polen und Ungarn die Gunst der Stunde zu Gebietsbesetzungen nutzten, ohne Zustimmung der Signatarmächte Großbritannien und Frankreich.
Am 15. März 1939 besetzt Hitler auch das verbliebene tschechische Staatsgebiet, welches Hitler Direkt-Tschechei nennt und bringt dort die gesamte Rüstungsindustrie unter seine Kontrolle.
Nur 6 Monate nach der Unterzeichnung ist das Münchener Abkommen das Papier nicht mehr wert, auf dem es stand.
Unter der Überschrift der Versuche der Verfälschung der Geschichte bekräftigte der russische Präsident auf der 18. Jahrestagung (18.-21.10.2021) des Internationalen Diskussionsklubs Waldai ausdrücklich, dass der 2. Weltkrieg nicht mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen begann, sondern mit der Unterzeichnung des Münchener Abkommens am 29.9.1938.
(Der Waldai-Klub ist die Bezeichnung für ein seit dem Jahr 2004 alljährlich in Russland stattfindendes Treffen von Journalisten, Politikern, Experten und Wissenschaftlern sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem In- und Ausland. Es findet traditionell in Sotschi statt.)
Mit der Diplomatie gegenüber Polen, die in die „britisch-französische Garantieerklärung“ von 1939 mündete, wurde der sowjetische Versuch, eine Allianz der kollektiven Sicherheit gegen Hitlerdeutschland zu schmieden und dabei zum Wohle aller die Rote Armee durch Polen marschieren zu lassen, hintertrieben. Parallel dazu war die deutsche Aufrüstung durch Investitionen der USA in Deutschland (siehe: trend.infopartisan.net/trd0914/t010914.html) gestärkt worden.
Am 1. September 1939 wurde der Vorhang geöffnet und der zweite Akt der Tragödie, der Überfall auf Polen begann. Er diente der strategischen Vorbereitung des dritten Aktes, dem Überfall der deutschen „Wehr“macht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Die Freude bei den Herrschenden Frankreichs, Großbritanniens und den USA muss groß gewesen sein, denn nun zeigten sich die Früchte dessen, was der Direktor der US-Denkfabrik Stratfor in einer Rede am 3. Februar 2015 im Chicago Council zugegeben hat: „Das urzeitliche, urweltliche Interesse der Vereinigten Staaten, wofür wir seit Jahrhunderten Kriege führten – erster und zweiter Weltkrieg – waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil sie vereint die einzige Macht sind, die uns bedrohen kann und unser Interesse war, es sicher zu stellen, dass das nicht geschieht.“
Der Volkskommissar für das Nachrichtenwesen Peressypkin liefert in seinen Erinnerungen „Nervenstränge des Sieges“ ein Beispiel dafür, wie Stalin den Beschwichtigungen Hitlers mehr vertraute als den Warnungen der sowjetischen Militärführung und ausländischer Informanten.
„Am Nachmittag des 21. Juni ... rief mich Poskrebyschew (Stalins Sekretär) an und sagte: «Genosse Stalin erwartet Ihren Anruf unter der und der Nummer.»
Unverzüglich rief ich an.
«Sie sind noch nicht abgereist?» fragte Stalin.
Ich wollte ihm erklären, dass ich in seinem Auftrag in der Kommission mitgearbeitet hatte, er schnitt mir aber das Wort ab und fragte von neuem: «Wann fahren Sie?»
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu erwidern: «Heute Abend. »
Stalin legte auf, und ich überlegte kurz, wie ich schnellstens aus Moskau wegkam. ... Dann fuhr ich zum Bahnhof, um den genau 23 Uhr abgehenden Zug zu erreichen. (Peresypkin hatte den Auftrag zur Klärung einer Kaderfrage ins Baltikum zu reisen.)
Dort hatte die Aufregung ein Ende. Alle waren rechtzeitig erschienen und machten es sich in dem Sonderwagen bequem. Da es schon spät war, legten wir uns gleich schlafen. Als wir aufwachten, hielten wir schon in Orscha. Ein Postangestellter kam in unseren Waggon, fragte nach Omeltschenko und übergab ihm ein Telegramm. Achselzuckend reichte es mir Omeltschenko, und ich las: «Halten Sie es in Anbetracht der Lageänderung nicht für erforderlich nach Moskau zurückzukehren.»* Ein unverständlicher Text, aber noch unverständlicher war die Unterschrift. Da stand nämlich «Peressypkin».
Wir rätselten herum, was das wohl bedeuten mochte. Ich fragte den Angestellten, er war der Leiter der hiesigen Bezirksstelle für das Nachrichtenwesen: «Ist etwas vorgefallen?»
Noch erstaunter als ich antwortete er: «Ja, wissen Sie das denn nicht? Es ist Krieg!»
Diese Nachricht kam für uns völlig unerwartet.
Wie sich herausstellte, hatte Sergejtschuk, mein erster Stellvertreter, sich ein wenig konspirativ betätigt und jenes seltsame Telegramm abgesetzt. Später erzählte mir Sergejtschuk, er habe lange wegen des Telegrammtextes nachgedacht. Und da er nicht offen durchgeben wollte, dass ein Volkskommissar im Zug Moskau - Vilnius reiste, hatte er mit Peressypkin unterzeichnet.“
Dieser dritte Akt endete mit dem Abwurf der beiden US-amerikanischen Atombomben über Japan, die alle bisherigen Verbrechen als primitiv Handwerkelei erscheinen ließen und der darauffolgenden Kapitulation Japans. Der Zweite Weltkrieg hat letztendliches zu einer gewaltigen wirtschaftlichen Schwächung der Sowjetunion, allerdings mit deren politischen Aufwertung, geführt. Westdeutschland wurde zum kolonialen Anhängsel des angloamerikanischen Imperialismus, in dem die USA infolge des Zweiten Weltkriegs die Führung übernommen hatten. Infolge der Unfähigkeit der kommunistischen Parteien der realsozialistischen Länder haben diese den Wettbewerb mit dem Kapitalismus nicht bestanden. Der östliche deutsche Teilstaat wurde in die Bundesrepublik übernommen, die Sowjetunion wurde zerlegt und einzelne Teile davon sowie die ehemals realsozialistischen Staaten Osteuropas haben sich mit großen Hoffnungen letztendlich dem angloamerikanischen Imperialismus untergeordnet. Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit schwelt weiter und ist gerade im Zusammenhang mit dem Coronaterror in eine neue Krisensituation geraten.
Horst Aden, Oktober 2021
Mit 3,5 Mio km² beherrschte der deutsche Kolonialismus 2,4% der festen Erdoberfläche und damit nur etwa 10% der britisch beherrschten. Nach dem ersten Weltkrieg sind diese Kolonien „verloren gegangen“.
Wie Hobsen weiter schrieb, war der Appetit des britischen Kolonialismus damit noch nicht gestillt:
„Versieht man China mit einem Netz von Eisenbahn- und Dampfschiffslinien, so ist der Umfang des nutzbaren Arbeitsmarktes dermaßen riesig, dass er zu seiner Erschließung alle überschüssigen Kapitalien und Geschäftsenergien absorbieren könnte, welche die fortgeschrittenen europäischen Länder und die Vereinigten Staaten auf Generationen hinaus aufzubringen vermögen. Solch ein Experiment mag die Methoden des Imperialismus revolutionieren. Dem Druck der Arbeiterbewegungen auf die Politik und die Industrie im Westen kann man mit einer Flut von Waren aus China entgegenwirken, um die Löhne niedrig zu halten und die Arbeiter zu großer Leistung anzutreiben. Wo die Macht der imperialistischen Oligarchie gefestigt genug ist, könnten auch gelbe Arbeiter oder gelbe Söldner als Druckmittel verwendet werden. Andererseits könnte das Zusammenwirken bei dieser ungeheuren Erschließungsarbeit im Osten eine so gute Verständigung zwischen den Gruppen von Geschäftspolitikern in den westlichen Ländern zur Folge haben, dass in Europa der zwischenstaatliche Frieden gesichert und ein gewisses Nachlassen des Militarismus bewirkt würde. (Da schimmern schon die EU und andere Wirtschaftsblöcke durch.)
Ein derartiger Verlauf würde die Logik des Imperialismus ihrer vollen Verwirklichung erheblich näher bringen. Die ihm innewohnenden Tendenzen zur unkontrollierten Oligarchie in der Politik und zum Parasitentum in der Wirtschaft würden in der Situation der »imperialistischen« Nationen klar zum Ausdruck kommen. Der größere Teil Westeuropas könnte dann ein Bild bieten, wie heute schon gewisse Gegenden in Südengland, die Riviera, die Fremdenverkehrszentren und vornehmen Wohnbezirke Italiens und der Schweiz - kleine Kolonien wohlhabender Aristokraten, die aus dem Fernen Osten Dividenden und Pensionen beziehen, dazu eine etwas zahlreichere Gruppe von Akademikern und Kaufleuten sowie ein starker Anhang von persönlichen Bediensteten und Arbeitern im Transportgewerbe und in den Branchen, die mit der Endproduktion leicht verderblicher Güter beschäftigt sind. Alle Hauptindustrien werden hier verschwunden sein, da die wichtigsten Lebensmittel und Industriewaren als Tribute aus Asien und Afrika herbei fließen. Selbstverständlich kann keine Rede davon sein, dass die Industrialisierung Chinas mit westlichen Methoden ohne wirksame politische Kontrolle erreicht werden könnte. In dem Maße, wie Westeuropa wirtschaftlich von China abhängig würde, müsste die Aufrechterhaltung dieser gemeinsamen imperialen Oberherrschaft auf die Politik des Westens zurückwirken.
Alle inneren Reformbewegungen würden dem Bedürfnis der Aufrechterhaltung der Weltreiche untergeordnet, alle demokratischen Kräfte würden durch den geschickten Gebrauch einer hoch zentralisierten Bürokratie und Armee in Schach gehalten werden.
Das kennen wir doch.
Im Speiseplan des britischen Imperialismus war auch der größte östliche Teil des auf der Karte ersichtlichen blauen Streifens auf der Nordhalbkugel. Mit Lenagold hatte man beispielsweise schon etwas davon genascht. Die Teilnahme an der Intervention ab 1918 in Sowjetrussland besonders an den aserbaidschanischen Erdölquellen hat es weiter bestätigt.
Hitler hatte schon in seinem Buch „Mein Kampf“ dargelegt, welches Verhältnis er zum Bolschewismus hatte. Auf der Welthandelskonferenz 1933 übergab das Mitglied der deutschen Delegation, der Wirtschaftsminister Hugenberg ein Memorandum, aus dem das deutsche Interesse an der Rückgabe der Kolonien und Erweiterung des deutschen Territoriums hervorging. Nun brauchte man nur noch einen Anstoß, um deutsche Truppen als eine Art Fremdenlegion nach Osten in Bewegung zu setzen.
Mit dem Münchner Abkommen bezeugten die Westmächte England und Frankreich das Wohlwollen gegenüber Expansionen des deutschen Imperialismus.
Das Münchner Abkommen (auch Münchner Diktat oder Münchner Verrat genannt) v. 29.9.38 bedeutete faktisch das Ende der multinationalen Tschechoslowakei, da auch die Nachbarstaaten Polen und Ungarn die Gunst der Stunde zu Gebietsbesetzungen nutzten, ohne Zustimmung der Signatarmächte Großbritannien und Frankreich.
Am 15. März 1939 besetzt Hitler auch das verbliebene tschechische Staatsgebiet, welches Hitler Direkt-Tschechei nennt und bringt dort die gesamte Rüstungsindustrie unter seine Kontrolle.
Nur 6 Monate nach der Unterzeichnung ist das Münchener Abkommen das Papier nicht mehr wert, auf dem es stand.
Unter der Überschrift der Versuche der Verfälschung der Geschichte bekräftigte der russische Präsident auf der 18. Jahrestagung (18.-21.10.2021) des Internationalen Diskussionsklubs Waldai ausdrücklich, dass der 2. Weltkrieg nicht mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen begann, sondern mit der Unterzeichnung des Münchener Abkommens am 29.9.1938.
(Der Waldai-Klub ist die Bezeichnung für ein seit dem Jahr 2004 alljährlich in Russland stattfindendes Treffen von Journalisten, Politikern, Experten und Wissenschaftlern sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus dem In- und Ausland. Es findet traditionell in Sotschi statt.)
Mit der Diplomatie gegenüber Polen, die in die „britisch-französische Garantieerklärung“ von 1939 mündete, wurde der sowjetische Versuch, eine Allianz der kollektiven Sicherheit gegen Hitlerdeutschland zu schmieden und dabei zum Wohle aller die Rote Armee durch Polen marschieren zu lassen, hintertrieben. Parallel dazu war die deutsche Aufrüstung durch Investitionen der USA in Deutschland (siehe: trend.infopartisan.net/trd0914/t010914.html) gestärkt worden.
Am 1. September 1939 wurde der Vorhang geöffnet und der zweite Akt der Tragödie, der Überfall auf Polen begann. Er diente der strategischen Vorbereitung des dritten Aktes, dem Überfall der deutschen „Wehr“macht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941. Die Freude bei den Herrschenden Frankreichs, Großbritanniens und den USA muss groß gewesen sein, denn nun zeigten sich die Früchte dessen, was der Direktor der US-Denkfabrik Stratfor in einer Rede am 3. Februar 2015 im Chicago Council zugegeben hat: „Das urzeitliche, urweltliche Interesse der Vereinigten Staaten, wofür wir seit Jahrhunderten Kriege führten – erster und zweiter Weltkrieg – waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil sie vereint die einzige Macht sind, die uns bedrohen kann und unser Interesse war, es sicher zu stellen, dass das nicht geschieht.“
Der Volkskommissar für das Nachrichtenwesen Peressypkin liefert in seinen Erinnerungen „Nervenstränge des Sieges“ ein Beispiel dafür, wie Stalin den Beschwichtigungen Hitlers mehr vertraute als den Warnungen der sowjetischen Militärführung und ausländischer Informanten.
„Am Nachmittag des 21. Juni ... rief mich Poskrebyschew (Stalins Sekretär) an und sagte: «Genosse Stalin erwartet Ihren Anruf unter der und der Nummer.»
Unverzüglich rief ich an.
«Sie sind noch nicht abgereist?» fragte Stalin.
Ich wollte ihm erklären, dass ich in seinem Auftrag in der Kommission mitgearbeitet hatte, er schnitt mir aber das Wort ab und fragte von neuem: «Wann fahren Sie?»
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu erwidern: «Heute Abend. »
Stalin legte auf, und ich überlegte kurz, wie ich schnellstens aus Moskau wegkam. ... Dann fuhr ich zum Bahnhof, um den genau 23 Uhr abgehenden Zug zu erreichen. (Peresypkin hatte den Auftrag zur Klärung einer Kaderfrage ins Baltikum zu reisen.)
Dort hatte die Aufregung ein Ende. Alle waren rechtzeitig erschienen und machten es sich in dem Sonderwagen bequem. Da es schon spät war, legten wir uns gleich schlafen. Als wir aufwachten, hielten wir schon in Orscha. Ein Postangestellter kam in unseren Waggon, fragte nach Omeltschenko und übergab ihm ein Telegramm. Achselzuckend reichte es mir Omeltschenko, und ich las: «Halten Sie es in Anbetracht der Lageänderung nicht für erforderlich nach Moskau zurückzukehren.»* Ein unverständlicher Text, aber noch unverständlicher war die Unterschrift. Da stand nämlich «Peressypkin».
Wir rätselten herum, was das wohl bedeuten mochte. Ich fragte den Angestellten, er war der Leiter der hiesigen Bezirksstelle für das Nachrichtenwesen: «Ist etwas vorgefallen?»
Noch erstaunter als ich antwortete er: «Ja, wissen Sie das denn nicht? Es ist Krieg!»
Diese Nachricht kam für uns völlig unerwartet.
Wie sich herausstellte, hatte Sergejtschuk, mein erster Stellvertreter, sich ein wenig konspirativ betätigt und jenes seltsame Telegramm abgesetzt. Später erzählte mir Sergejtschuk, er habe lange wegen des Telegrammtextes nachgedacht. Und da er nicht offen durchgeben wollte, dass ein Volkskommissar im Zug Moskau - Vilnius reiste, hatte er mit Peressypkin unterzeichnet.“
Dieser dritte Akt endete mit dem Abwurf der beiden US-amerikanischen Atombomben über Japan, die alle bisherigen Verbrechen als primitiv Handwerkelei erscheinen ließen und der darauffolgenden Kapitulation Japans. Der Zweite Weltkrieg hat letztendliches zu einer gewaltigen wirtschaftlichen Schwächung der Sowjetunion, allerdings mit deren politischen Aufwertung, geführt. Westdeutschland wurde zum kolonialen Anhängsel des angloamerikanischen Imperialismus, in dem die USA infolge des Zweiten Weltkriegs die Führung übernommen hatten. Infolge der Unfähigkeit der kommunistischen Parteien der realsozialistischen Länder haben diese den Wettbewerb mit dem Kapitalismus nicht bestanden. Der östliche deutsche Teilstaat wurde in die Bundesrepublik übernommen, die Sowjetunion wurde zerlegt und einzelne Teile davon sowie die ehemals realsozialistischen Staaten Osteuropas haben sich mit großen Hoffnungen letztendlich dem angloamerikanischen Imperialismus untergeordnet. Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit schwelt weiter und ist gerade im Zusammenhang mit dem Coronaterror in eine neue Krisensituation geraten.
Horst Aden, Oktober 2021

Es ist schon eine gute Tradition geworden – am Tag des Offenen Denkmals – den russischen Friedhof in der Wittestraße zu besuchen. Am 12.09.2021 kamen 25 Besucher, um sich von Frau Berger die Friedhofsanlage erklären zu lassen. An der Stele am Eingang legten wir ein Blumengebinde nieder. Diese Stele wurde 1996 aufgestellt, um alle zivilen und militärischen Personen zu ehren. Unter anderem gibt es ein Kriegerdenkmal für gefallene Offiziere im 1. Weltkrieg, 7 Gräber sind vertretungsweise für alle Rotarmisten des 2. Weltkrieges angelegt, das Grabmal für den ersten russischen Bischof, der auf eigenen Wunsch hier begraben werden wollte, diverse Grabstellen für zivile Personen und auch ein Denkmal ohne Grabstätte für Michail Glinka. 1947 wurde es von der Roten Armee aufgestellt. Wir durften bei Beachtung der hygienischen Vorschriften die Kirche St. Konstantin und Helena besuchen. Mein Tipp: Vielleicht mal einen Ausflug machen und mit eigenen Augen das sehenswerte Stück Russland in Berlin anschauen. Seit 1991 steht es unter Denkmalschutz.
Berlin, 29. September 2021 Christiane Jeltsch / Irina Berger
Berlin, 29. September 2021 Christiane Jeltsch / Irina Berger
In St. Petersburg, der Meereshauptstadt Russlands, findet jährlich am letzten Sonntag im Juli die traditionelle Flottenparade mit Demonstrationen von Militärtechnik statt.
In diesem Jahr begeht die Seekriegsflotte Russlands ihr 325. Jubiläum.
Es wird die größte Flottenparade, die je in St. Petersburg stattgefunden hat.
Während der Parade aller Flotten Russlands als auch der Flugschau der maritimen Luftstreitkräfte stockt der Atem. Ein Gefühl des Stolzes auf ihre Große Seemacht überwältigt die Bürger Russlands, selbst Hartgesottene werden ihre Tränen nicht zurückhalten können.
Zur Flottenparade auf der Newa reisen Menschen aus ganz Russland an.
In diesem Jahr begeht die Seekriegsflotte Russlands ihr 325. Jubiläum.
Es wird die größte Flottenparade, die je in St. Petersburg stattgefunden hat.
Während der Parade aller Flotten Russlands als auch der Flugschau der maritimen Luftstreitkräfte stockt der Atem. Ein Gefühl des Stolzes auf ihre Große Seemacht überwältigt die Bürger Russlands, selbst Hartgesottene werden ihre Tränen nicht zurückhalten können.
Zur Flottenparade auf der Newa reisen Menschen aus ganz Russland an.
Atomarer Raketenkreuzer Marschall Ustinow
Die Flottenparade findet auch in allen Flottenverbänden Russlands statt: in den Städten Seweromorsk, Baltisk, Kaspisk, Wladiwostok, Sewastopol als auch auf dem Mittelmeerstützpunkt im syrischen Hafen von Tartus.
Die Parade der Seekriegsflotte (russisch: Военно-Морской Флот, Kürzel : ВМФ) 2021 in St. Petersburg besteht traditionell aus 3 Teilen: Schiffsparade, Parade der maritimen Luftstreitkräfte sowie einer historischen Parade.
In diesem Jahr nehmen an der feierlichen Parade in St. Petersburg Kriegsschiffe, Schnellboote und U-Boote der Baltischen und Leningrader Marinestützpunkte der Baltischen Flotte, darunter der Raketenkreuzer Marschall Ustinow (s.o.) als auch 8 Patrouillen- und Diversionsabwehrschnellboote teil.
Im Finnischen Meerbusen führen deren Besatzungen eine Reihe von Übungskampfaufgaben zur Luftabwehr, der Vernichtung schwimmender Übungsminen, Artilleriekämpfen mit Überwasserschiffen eines angenommenen Gegners als auch Übungen des Manövrieren von Schiffen bei der Fahrt innerhalb einer Einheit durch.
Erstmalig nehmen an der Flottenparade Atom-U-Boote teil, wie z.B. der neueste strategische Atom-Unterwasser-Raketenkreuzer „Fürst Wladimir“ als auch die Mehrzweck-Atom-U-Boote „Wepr“ (Вепрь=Eber) und Orjol (Орёл=Adler).
Die Flottenparade findet auch in allen Flottenverbänden Russlands statt: in den Städten Seweromorsk, Baltisk, Kaspisk, Wladiwostok, Sewastopol als auch auf dem Mittelmeerstützpunkt im syrischen Hafen von Tartus.
Die Parade der Seekriegsflotte (russisch: Военно-Морской Флот, Kürzel : ВМФ) 2021 in St. Petersburg besteht traditionell aus 3 Teilen: Schiffsparade, Parade der maritimen Luftstreitkräfte sowie einer historischen Parade.
In diesem Jahr nehmen an der feierlichen Parade in St. Petersburg Kriegsschiffe, Schnellboote und U-Boote der Baltischen und Leningrader Marinestützpunkte der Baltischen Flotte, darunter der Raketenkreuzer Marschall Ustinow (s.o.) als auch 8 Patrouillen- und Diversionsabwehrschnellboote teil.
Im Finnischen Meerbusen führen deren Besatzungen eine Reihe von Übungskampfaufgaben zur Luftabwehr, der Vernichtung schwimmender Übungsminen, Artilleriekämpfen mit Überwasserschiffen eines angenommenen Gegners als auch Übungen des Manövrieren von Schiffen bei der Fahrt innerhalb einer Einheit durch.
Erstmalig nehmen an der Flottenparade Atom-U-Boote teil, wie z.B. der neueste strategische Atom-Unterwasser-Raketenkreuzer „Fürst Wladimir“ als auch die Mehrzweck-Atom-U-Boote „Wepr“ (Вепрь=Eber) und Orjol (Орёл=Adler).
atomarer strategischer Unterwasserraketenkreuzer „Fürst Wladimir“ (Князь Владимир») – er wurde erst im vergangenem Jahr in Betrieb genommen. Er hat 16 interkontinentale ballistische Festbrennstoffraketen des Typs „Bulawa“ (Булава=Keule), 6 Torpedo-Systeme Kaliber 533mm an Bord
Mehrzweck-Atom-U-Boot „Wepr“, Projekt 971 mit
4 Torpedosystemen für 12 Torpedos 650mm, 4 Torpedosysteme für 28 Torpedos 533mm
Schultergestütztes Boden-Luft-Flugabwehrsystem - „Pfeil- ZM“ (Стрела — ЗМ) und „RK-55 Granat“ (РК 55-Гранат). Diese U-Boote können bis zu 600m tief tauchen und erreichen unter Wasser eine Geschwindigkeit von bis 30 Knoten.
Atomares Raketenabwehr-U-Boot Orjol mit 24 Startrampen für Flügelraketen des Typs "Granit", 6 Torpedo-Systeme
Die Flieger der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung der Nordflotte nehmen ebenfalls an der Hauptparade der Seekriegsflotte in St. Petersburg und Kronstadt 2021 teil.
Nach Angaben des Pressedienstes des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation starten die Aufdeckjagdflugzeuge SU-33 und MIG-29K, die Abfangjäger MiG-31, die Bomber SU-24 und Hubschrauber Ka-27 und Mi 8 von den Flugplätzen des Westlichen Militärbezirkes des Leningrader Gebietes und Kareliens.
8 Mehrzweck-Jäger SU-30SM sowie die Jäger SU-27 des Verbandes der maritimen Flieger der Baltischen Flotte sind bereits Anfang Juli auf einen der Flugplätze in Karelien zur Vorbereitung der Teilnahme an der Flugschau der Hauptflottenparade übergesetzt.
Ebenfalls nehmen am Paradeüberflug die Anti-U-Boot-Flugzeuge IL 38 und TU 142 teil.
Mehrzweck-Atom-U-Boot „Wepr“, Projekt 971 mit
4 Torpedosystemen für 12 Torpedos 650mm, 4 Torpedosysteme für 28 Torpedos 533mm
Schultergestütztes Boden-Luft-Flugabwehrsystem - „Pfeil- ZM“ (Стрела — ЗМ) und „RK-55 Granat“ (РК 55-Гранат). Diese U-Boote können bis zu 600m tief tauchen und erreichen unter Wasser eine Geschwindigkeit von bis 30 Knoten.
Atomares Raketenabwehr-U-Boot Orjol mit 24 Startrampen für Flügelraketen des Typs "Granit", 6 Torpedo-Systeme
Die Flieger der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung der Nordflotte nehmen ebenfalls an der Hauptparade der Seekriegsflotte in St. Petersburg und Kronstadt 2021 teil.
Nach Angaben des Pressedienstes des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation starten die Aufdeckjagdflugzeuge SU-33 und MIG-29K, die Abfangjäger MiG-31, die Bomber SU-24 und Hubschrauber Ka-27 und Mi 8 von den Flugplätzen des Westlichen Militärbezirkes des Leningrader Gebietes und Kareliens.
8 Mehrzweck-Jäger SU-30SM sowie die Jäger SU-27 des Verbandes der maritimen Flieger der Baltischen Flotte sind bereits Anfang Juli auf einen der Flugplätze in Karelien zur Vorbereitung der Teilnahme an der Flugschau der Hauptflottenparade übergesetzt.
Ebenfalls nehmen am Paradeüberflug die Anti-U-Boot-Flugzeuge IL 38 und TU 142 teil.
Jagdflieger SU-33
Die Feier selbst beginnt wie immer um 10:00 Uhr, Moskauer Zeit, unweit der Peter-und-Pauls-Festung mit der traditionellen Kanonensalve – des Signals zur Öffnung der Brücken über der Newa sowie der Zeremonie der Andreasflaggenhissung.
Um 11:00 Uhr erfolgt die Zeremonie des Hissens der Andreasflagge auf dem Kreuzer Aurora, unter dem Donner von 12 Artillerie-Salven unweit der Peter-und-Paul Festung. Während des Spielens der Hymne erfolgen weitere 7 Kanonensalven.
Um 13:30 Uhr beginnt die Flugschau.
Insgesamt nehmen an der Parade 37 Schiffe und Schnellboote, 9 U-Boote, 7 Segelboote, 48 Flugzeuge und mehr als 4.000 Militärangehörige sowie Kriegsschiffe von Indien, Pakistan und dem Iran teil.
Ausstellung anlässlich des 325-jährigen Jubiläums der Seekriegsflotte der Russischen Föderation in der Filiale der Zentralen Seekriegsbibliothek im Gebäude der Admiralität in St. Petersburg
Die Feier selbst beginnt wie immer um 10:00 Uhr, Moskauer Zeit, unweit der Peter-und-Pauls-Festung mit der traditionellen Kanonensalve – des Signals zur Öffnung der Brücken über der Newa sowie der Zeremonie der Andreasflaggenhissung.
Um 11:00 Uhr erfolgt die Zeremonie des Hissens der Andreasflagge auf dem Kreuzer Aurora, unter dem Donner von 12 Artillerie-Salven unweit der Peter-und-Paul Festung. Während des Spielens der Hymne erfolgen weitere 7 Kanonensalven.
Um 13:30 Uhr beginnt die Flugschau.
Insgesamt nehmen an der Parade 37 Schiffe und Schnellboote, 9 U-Boote, 7 Segelboote, 48 Flugzeuge und mehr als 4.000 Militärangehörige sowie Kriegsschiffe von Indien, Pakistan und dem Iran teil.
Ausstellung anlässlich des 325-jährigen Jubiläums der Seekriegsflotte der Russischen Föderation in der Filiale der Zentralen Seekriegsbibliothek im Gebäude der Admiralität in St. Petersburg
Am 4. Juli öffnete hier eine thematische Ausstellung, wo einzigartige Dokumente präsentiert werden, die detailliert die Zeit des Entstehens der Seekriegsflotte als auch die wichtigsten Etappen deren Entwicklung in der mehr als 300-jährigen Geschichte beschreiben.
Feuerwerk und Konzert am Tag der Seekriegsflotte 2021
Das festliche Feuerwerk zu Ehren des Tages der Seekriegsflotte beginnt um 22:30 Uhr und dauert 15 Minuten. Die Salven werden vom Strand der Peter-und-Paul Festung sowie in Kronstadt abgefeuert.
Ulrich Hoppe
Quelle: Russische Abendschau, Rossia 1, 17.7. - 23.7.21
Feuerwerk und Konzert am Tag der Seekriegsflotte 2021
Das festliche Feuerwerk zu Ehren des Tages der Seekriegsflotte beginnt um 22:30 Uhr und dauert 15 Minuten. Die Salven werden vom Strand der Peter-und-Paul Festung sowie in Kronstadt abgefeuert.
Ulrich Hoppe
Quelle: Russische Abendschau, Rossia 1, 17.7. - 23.7.21
Seit der Zerlegung der Sowjetunion wurden besonders in der Ukraine mit ihren damals noch 51 Mio. Einwohnern immer stärker werdende antirussischen Aktivitäten entwickelt, die mit dem auf dem Maidan in Kiew im Oktober 2013 begonnenen faschistischen Putsch und dessen Höhepunkt im Februar 2014 mit der Vertreibung des durch eine Wahl an die Macht gekommenen Präsidenten Janukowitsch ihren Höhepunkt fand, wonach Banden das Land durchzogen und Terror vom Verprügeln bis zu Mord und Brandstiftung ausübten. Danach wurden weitere Russen diskriminierende Maßnahmen durchgeführt, wie sie in westeuropäischen Ländern, von der Nazizeit abgesehen, undenkbar waren. Der Gebrauch der russischen Sprache in der Öffentlichkeit wurde verboten. Sie wurde nicht weiter gelehrt, obwohl sie in den ost- und südukrainischen Städten wie in Odessa die Umgangssprache ist und auch von vielen Ukrainern bevorzugt wird. Die neben den ukrainischen Hinweisen angebrachten russischen wurden durch englische ersetzt., obwohl Russisch die gemeinsame Sprache der über hundert Völker des zaristischen Russlands und der Sowjetunion war. Dagegen war die Kenntnisse des Englischen bei weitem nicht so verbreitet. Medien, die die antirussischen Aktivitäten nicht unterstützen, wurden verboten. Infolge all dieser Maßnahmen sind die Leistungskraft und der Lebensstandard in der Ukraine bis zum Gehtnichtmehr gesunken.
Das und der kürzlich verhängte Hausarrest des Führers der Opposition „за жизнь (für das Leben)“ Viktor Medwedchuks für seine Befürwortung der Zusammenarbeit mit Russland und letztlich ein geplantes die geschichtlichen Tatsachen verhöhnendes „Gesetz über die Ursprungsbevölkerung“ unter Ausschluss der russischen Bevölkerung hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Darauf hin wurde am 12.7.2021 auf der Kremlseite ein Artikel von Wladimir Putin zu diesem Problem in russischer und ukrainischer Sprache veröffentlicht.
Wir geben hier die deutsche Übersetzung dieses Artikels aus „Linke Zeitung“ (linkezeitung.de) vom 14. Juli 2021 wieder.
Eilmeldung der russischen Abendschau v. 14.7.2021: Vor einigen Stunden hat das ukrainische Verfassungsgericht das skandalöse Gesetz über die staatliche Sprache, welches faktisch eine totale Ukrainisierung aller Lebensbereiche bedeutet, als verfassungskonform anerkannt.
Horst Aden
Ein Artikel des russischen Präsidenten Putin: „Russen und Ukrainer sind ein Volk!“
von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru Veröffentlicht von LZ ⋅ 14. Juli 2021
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen sehr langen Artikel zum Thema Ukraine und Russland verfasst, in dem er die These vertritt, Russen und Ukrainer seien ein Volk.
Den Artikel von Putin habe ich komplett übersetzt, auch wenn er für deutsche Leser sehr speziell ist, denn wer in Deutschland kennt schon die geschichtlichen Wurzeln Russlands und der Ukraine? Aber ich finde den Artikel von Putin sehr wichtig, denn er zeigt, wie Putin – und mit ihm die Mehrheit der Russen – über die Ukraine, die Situation in dem Land und die politische Lage denken. In Russland herrscht keine anti-ukrainische Stimmung, es herrscht Bedauern und Mitleid vor, weil die Ukraine nach dem Maidan so ausgeplündert und ruiniert wurde. Das sind keine leeren Worte, denn es gibt – geschichtlich bedingt – Millionen russisch-ukrainischer Familien, die nun in beiden Ländern unter der Politik in der Ukraine leiden, wo alles Russische verteufelt wird.
Um diese russische Sicht auf die Ukraine verständlich zu machen, habe ich Putins sehr langen Artikel (http://kremlin.ru/events/president/news/66181) übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Kürzlich antwortete ich auf eine Frage zu den russisch-ukrainischen Beziehungen beim „Direkten Draht“, dass Russen und Ukrainer ein Volk, ein Ganzes sind. Diese Worte sind kein Tribut an irgendeine Konjunktur oder an die aktuellen politischen Umstände. Ich habe das mehr als einmal gesagt, das ist meine Überzeugung. Deshalb halte ich es für notwendig, meine Position im Detail darzulegen, meine Einschätzungen der aktuellen Situation mitzuteilen.
Ich will gleich betonen, dass ich die Mauer, die in den letzten Jahren zwischen Russland und der Ukraine, zwischen Teilen des im Wesentlichen gleichen historischen und kulturellen Raumes, entstanden ist, als ein großes gemeinsames Unglück, als eine Tragödie empfinde. Das ist in erster Linie eine Folge unserer eigenen Fehler, die wir in verschiedenen Perioden gemacht haben. Aber es ist auch ein Ergebnis der zielgerichteten Arbeit derjenigen Kräfte, die schon immer versucht haben, unsere Einheit zu untergraben. Dabei wird die seit langen bekannte Methode „Teile und Herrsche“ angewandt. So gibt es Versuche, mit der nationalen Frage zu spielen, um Zwietracht zwischen den Menschen zu säen und als Hauptaufgabe, eine Nation zu teilen und die Teile gegeneinander auszuspielen.
Um die Gegenwart besser zu verstehen und in die Zukunft zu schauen, sollten wir uns der Geschichte zuwenden. Natürlich ist es im Rahmen dieses Artikels unmöglich, alle Ereignisse zu behandeln, die in mehr als tausend Jahren passiert sind. Ich werde mich auf die wichtigen Wendepunkte konzentrieren, an welche sich zu erinnern sowohl in Russland als auch in der Ukraine wichtig ist.
Russen, Ukrainer und Weißrussen sind alle Erben des alten Rus, das der größte Staat Europas war. Slawische und andere Stämme in dem riesigen Raum – von Ladoga, Nowgorod, Pskow bis Kiew und Tschernigow – waren durch eine Sprache (heute nennen wir sie Altrussisch), wirtschaftliche Verbindungen und die Macht der Fürsten der Rurik-Dynastie vereint. Und nach der Taufe der Rus auch durch den orthodoxen Glauben. Die Entscheidung des heiligen Wladimir, der sowohl der Fürst von Nowgorod als auch der Großfürst von Kiew war, bestimmt unsere Verwandtschaft auch heute noch in vielerlei Hinsicht.
Der Kiewer Fürstenthron nahm eine beherrschende Stellung im altrussischen Staat ein. So war es seit dem Ende des neunten Jahrhunderts. Die Worte des Weisen Oleg über Kiew: „Es soll die Mutter der russischen Städte sein“ wurden für die Nachkommen in der „Erzählung vergangener Jahre“ bewahrt.
Später sah sich die alte Rus, wie andere europäische Staaten dieser Zeit, mit der Schwächung der Zentralregierung und der Zersplitterung konfrontiert. Gleichzeitig empfanden sowohl der Adel als auch das einfache Volk die Rus als gemeinsamen Raum, als ihr Vaterland.
Nach dem zerstörerischen Einmarsch von Batyj, bei dem viele Städte, darunter auch Kiew, verwüstet wurden, verstärkte sich die Zersplitterung. Die nordöstliche Rus fiel in die Abhängigkeit der Horde, behielt aber eine begrenzte Souveränität. Die südlichen und westlichen russischen Gebiete wurden größtenteils in das Großfürstentum Litauen einbezogen, das, darauf möchte ich hinweisen, in den historischen Dokumenten das litauische und russische Großfürstentum genannt wurde.
Vertreter von Fürsten- und Bojarengeschlechtern wechselten die Dienste von einem Fürsten zum anderen, führten Fehden miteinander, schlossen aber auch Freundschaften und Bündnisse. Auf dem Kulikowo-Feld kämpften neben dem Großfürsten Dmitri Iwanowitsch von Moskau, Bobrok aus Wolyn, die Söhne des Großfürsten Olgerd von Litauen – Andrej Polotsk und Dmitri Bryanskij. Zur gleichen Zeit führte der Großfürst von Litauen Jagaila – der Sohn der Prinzessin von Twer – seine Truppen an, um sich Mamai anzuschließen. All dies ist eine Seite unserer gemeinsamen Geschichte, ein Spiegelbild ihrer Komplexität und Multidimensionalität.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass sowohl die westlichen als auch die östlichen Gebiete Russlands die gleiche Sprache sprachen. Der Glaube war der Orthodoxe. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts blieb die einheitliche Kirche erhalten.
Bei einer neuen Wendung der historischen Entwicklung konnten die Gebiete der alten Rus und der litauischen Rus zu den Anziehungspunkten und zur Konsolidierung der stärker werdende Moskauer Rus‘ werden. Die Geschichte hat es so eingerichtet, dass Moskau das Zentrum der Wiedervereinigung war, das die Tradition der alten russischen Staatlichkeit fortsetzte. Die Moskauer Fürsten – Nachkommen des Fürsten Alexander Newski – warfen das äußere Joch ab und begannen, den historischen russischen Boden zu einen.
Im Großfürstentum Litauen gingen andere Prozesse vor sich. Im 14. Jahrhundert konvertierte die herrschende Elite Litauens zum Katholizismus. Im 16. Jahrhundert wurde die Vereinigung von Lublin mit dem polnischen Königreich vollzogen – es entstand die „Rzeczpospolita der zwei Nationen“ (de facto war sie polnisch und litauisch). Der polnische katholische Adel hat den beträchtlichen Landbesitz und die Privilegien auf dem Gebiet der Rus erhalten. Unter der Brester Union von 1596 hat sich ein Teil des westrussischen orthodoxen Klerus der Autorität des römischen Papstes unterworfen. Es wurden eine Polonisierung und Latinisierung durchgeführt, die Orthodoxie wurde verdrängt.
Als Antwort darauf wuchs im 16. und 17. Jahrhundert eine emanzipatorische Bewegung der orthodoxen Bevölkerung des Dnjeprgebiets. Entscheidend wurden die Ereignisse aus der Zeit des Hetmans Bohdan Chmelnizkij. Seine Anhänger versuchten, Autonomie von der polnisch-litauischen Rzeczpospolita zu erhalten.
In der Petition der saporizhischen Truppen an den König der Rzeczpospolita im Jahre 1649 stand, dass die Rechte der russisch-orthodoxen Bevölkerung respektiert werden sollten und „der Woiwode von Kiew sollte russischen Volkes und griechischen Rechts sein, damit er nicht auf Kirchen Gottes trete…“. Aber sie wurden nicht gehört.
Es folgte der Aufruf von Chmelnizkij an Moskau, über die in der Zemsky Kathedrale entschieden wurde. Am 1. Oktober 1653 beschloss dieses oberste Vertretungsorgan des russischen Staates, die Glaubensbrüder zu unterstützen und sie unter ihren Schutz zu nehmen. Im Januar 1654 hat die Rada von Perejaslawl diese Entscheidung bestätigt. Dann bereisten die Botschafter von Chmelnizkij und Moskau Dutzende von Städten, darunter auch Kiew, dessen Einwohner dem russischen Zaren den Eid schworen. Nichts dergleichen geschah übrigens beim Abschluss der Union von Lublin.
In einem Brief an Moskau bedankte sich Chmelnizkij 1654 bei Zar Alexej Michailowitsch dafür, dass er „die ganze saporizhische Armee und die gesamte russisch-orthodoxe Welt unter die starke und hohe Hand des Zaren gestellt hat.“ Das heißt, in den Appellen sowohl an den polnischen König, als auch an den russischen Zaren nannten sie sich Saporoschje und verstanden sich als russisch-orthodoxe Menschen.
Während des langen Krieges zwischen dem russischen Staat und der polnisch-litauischen Rzeczpospolita wandten sich einige der Hetmans, Nachfolger von Chmelnizkij, zeitweise von Moskau ab und suchten Unterstützung in Schweden, Polen und der Türkei. Aber ich wiederhole, der Krieg hatte für die Menschen in der Tat den Charakter eines Befreiungskrieges. Er endete mit dem Waffenstillstand von Andrusowo im Jahre 1667. Als Endergebnis wurde 1686 der „Ewige Frieden“ festgelegt. Die Stadt Kiew und die Ländereien am linken Ufer des Dnjepr, einschließlich des Gebiets Poltawa, des Gebiets Tschernigow und Saporoschje wurden Teil des russischen Staates. Ihre Bewohner wurden mit dem Hauptteil des russisch-orthodoxen Volkes wiedervereinigt. Für diese Region wurde der Name „Kleinrussland“ („Malorossija“) eingeführt.
Der Name „Ukraine“ wurde dann häufiger in der Bedeutung verwendet, wie das altrussische Wort „Okraina“ („Umland“) in schriftlichen Quellen aus dem 12. Jahrhundert zu finden ist, wenn es um die verschiedenen Gebiete entlang der Grenze ging. Und das Wort „Ukrainer“ bezeichnete, nach den Archivdokumenten zu urteilen, ursprünglich die Grenzwächter, die für den Schutz der Außengrenzen sorgten.
Auf dem rechten Ufer, das in der Rzeczpospolita verblieb, wurden die alten Ordnungen wiederhergestellt und die soziale und religiöse Unterdrückung verstärkt. Auf dem linken Ufer begannen sich die Ländereien, die unter den Schutz des Einheitsstaates genommen wurden, im Gegenteil aktiv zu entwickeln. Hierhin begannen die Menschen von der anderen Seite des Dnjepr in Scharen zu ziehen. Sie suchten Unterstützung bei Menschen mit der gleichen Sprache und natürlich mit dem gleichen Glauben.
Während des Nordischen Krieges mit Schweden hatten die Bewohner von Kleinrussland keine Wahl, wem sie sich anschließen wollten. Die Meuterei von Mazepa wurde nur von einem kleinen Teil der Kosaken unterstützt. Die Menschen der verschiedenen Stände betrachteten sich als russisch und orthodox.
Vertreter der Kosakenführer, die in den Adel aufgenommen wurden, erreichten die höchsten politischen, diplomatischen und militärischen Ämter in Russland. Die Absolventen der Kiewer-Mohyla-Akademie spielten eine führende Rolle im kirchlichen Leben. So war es auch während der Hetman-Zeit – im Grunde ein autonomer Staat mit seiner eigenen spezifischen inneren Struktur – und dann im Russischen Reich. In vielerlei Hinsicht schufen die Kleinrussen ein großes gemeinsames Land, seine Staatlichkeit, Kultur und Wissenschaft. Sie waren an der Erschließung des Urals, Sibiriens, des Kaukasus und des Fernen Ostens beteiligt. Übrigens, auch in der Sowjetzeit besetzten die in der Ukraine Geborenen die bedeutendsten Ämter, darunter die höchsten Posten in der Staatsführung. Es genügt zu sagen, dass die KPdSU insgesamt fast 30 Jahre lang von Chruschtschow und Breschnew geführt wurde, deren Parteibiographie auf das Engste mit der Ukraine verbunden war.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach den Kriegen mit dem Osmanischen Reich, gliederte Russland die Krim und die Küstengebiete am Schwarzen Meer ein, die „Noworossija“ („Neurussland“) genannt wurden. Sie wurden von Menschen aus allen russischen Provinzen besiedelt. Nach den Teilungen der Rzeczpospolita nahm sich das Russische Reich die westlichen altrussischen Gebiete zurück, mit Ausnahme von Galizien und Transkarpatien, die Teil des österreichischen und später des österreichisch-ungarischen Reiches wurden.
Die Integrierung der westrussischen Gebiete in den gemeinsamen Staatsraum war nicht nur das Ergebnis politischer und diplomatischer Entscheidungen. Sie basierte auf dem gemeinsamen Glauben und gemeinsamen kulturellen Traditionen. Und wieder möchte ich besonders auf die sprachliche Nähe hinweisen. Anfang des 17. Jahrhunderts berichtete einer der Hierarchen der ukrainischen Kirche, Joseph Rutsky, nach Rom, dass die Moskauer die Russen aus der polnisch-litauischen Rzeczpospolita als ihre Brüder bezeichneten, dass ihre Schriftsprache absolut identisch war und ihre Umgangssprache zwar unterschiedlich, aber die Unterschiede unbedeutend waren. Seinem Zitat nach, so wie bei den Einwohnern von Rom und Bergamo. Diese sind, wie wir wissen, das Zentrum und der Norden des modernen Italiens.
Natürlich haben sich über viele Jahrhunderte der Zersplitterung, des Lebens in verschiedenen Staaten, regionale sprachliche Eigenheiten herausgebildet. Die Literatursprache wurde auf Kosten der Volkssprache bereichert. Eine große Rolle spielten dabei Iwan Kotljarewski, Skoworoda und Taras Schewtschenko. Ihre Werke sind unser gemeinsames literarisches und kulturelles Erbe. Taras Schewtschenko schrieb Gedichte auf Ukrainisch und Prosa – meist auf Russisch. Die Bücher von Nikolai Gogol, einem Patrioten Russlands, der aus dem Gebiet Poltawa stammte, sind in russischer Sprache geschrieben und voll von kleinrussischen Volksausdrücken und Folkloremotiven. Wie kann man dieses Erbe zwischen Russland und der Ukraine aufteilen? Und wozu?
In den südwestlichen Gebieten des Russischen Reiches, Kleinrussland und Neurussland, entwickelte sich die Krim in ihrer vielfältigen ethnischen und religiösen Zusammensetzung. Hier lebten Krimtataren, Armenier, Griechen, Juden, Karaiten, Krymchaken, Bulgaren, Polen, Serben, Deutsche und andere Völker. Sie alle behielten ihren Glauben, ihre Traditionen und Bräuche bei.
Ich will nichts idealisieren. Ich kenne auch das Valuev-Rundschreiben von 1863 und das Emsker Gesetz von 1876, das die Veröffentlichung und Einfuhr von religiöser und gesellschaftspolitischer Literatur in ukrainischer Sprache aus dem Ausland einschränkte. Aber hier ist der historische Kontext wichtig. Diese Entscheidungen wurden vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse in Polen und dem Wunsch der Führer der polnischen Nationalbewegung getroffen, die „ukrainische Frage“ für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Ich füge hinzu, dass weiterhin künstlerische Werke, Sammlungen ukrainischer Gedichte und Volkslieder veröffentlicht wurden. Objektive Tatsachen zeigen, dass im Russischen Reich ein aktiver Prozess der Entwicklung der kleinrussischen kulturellen Identität innerhalb der großen russischen Nation stattfand, die die Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen vereinte.
Gleichzeitig wurden unter der polnischen Elite und einem Teil der kleinrussischen Intelligenz Ideen über ein vom russischen Volk getrenntes ukrainisches Volk gebildet und verstärkt. Es gab dafür keine historische Grundlage und konnte keine geben, darum wurden die Schlussfolgerungen auf einer Vielzahl von Fälschungen aufgebaut. Bis hin zu der Tatsache, dass die Ukrainer angeblich gar keine Slawen seien, oder, im Gegenteil, dass die Ukrainer echte Slawen sind, und die Russen, die „Moskowiter“, nicht. Solche „Hypothesen“ wurden in der Konkurrenz zwischen europäischen Staaten immer häufiger als Mittel der Rivalität zu politischen Zwecken eingesetzt.
Ende des 19. Jahrhunderts griff die österreichisch-ungarische Regierung dieses Thema auf – als Gegengewicht sowohl zur polnischen Nationalbewegung als auch zur moskowitischen Stimmung in Galizien. Während des Ersten Weltkriegs förderte Wien die Bildung der sogenannten Legion der ukrainischen Schützen. Galizier, die verdächtigt wurden, Sympathien für die Orthodoxie und Russland zu haben, wurden grausamen Repressionen ausgesetzt und in die Konzentrationslager in Talerhof und Theresienstadt geworfen.
Die weitere Entwicklung ist verbunden mit dem Zusammenbruch der europäischen Imperien, mit einem heftigen Bürgerkrieg in den Weiten des ehemaligen Russischen Reiches, mit ausländischen Interventionen.
Nach der Februarrevolution wurde im März 1917 in Kiew die Zentralrada geschaffen, die den Anspruch erhob, die oberste Autorität zu sein. Im November 1917 erklärte sie in ihrer Dritten Universale die Gründung der Ukrainischen Volksrepublik (UNR) als Teil Russlands.
Im Dezember 1917 kamen Vertreter der UNR nach Brest-Litowsk, wo Sowjetrussland Gespräche mit Deutschland und seinen Verbündeten führte. Bei einem Treffen am 10. Januar 1918 verlas der Leiter der ukrainischen Delegation eine Note über die Unabhängigkeit der Ukraine. Dann erklärte die Zentralrada in ihrer Vierten Universale die Ukraine für unabhängig.
Die proklamierte Souveränität erwies sich als kurzlebig. Nur wenige Wochen später unterzeichnete eine Delegation der Rada einen separaten Vertrag mit den Ländern des deutschen Blocks. Deutschland und das in Not geratene Österreich-Ungarn brauchten ukrainisches Brot und Rohstoffe. Um die Versorgung in großem Umfang sicherzustellen, holten sie sich die Zustimmung, ihre Truppen und ihr technisches Personal in die UNR zu schicken. De facto benutzten sie das als Vorwand für die Besetzung.
Diejenigen, denen die heutige Ukraine die volle Kontrolle nach außen gegeben hat, sollten sich daran erinnern, dass damals, im Jahr 1918, eine solche Entscheidung für das Regime in Kiew fatal war. Unter direkter Beteiligung der Besatzungstruppen wurde die Zentralrada gestürzt und Hetman Skoropadskij an die Macht gebracht, der anstelle der UNR den ukrainischen Staat proklamierte, der faktisch unter deutschem Protektorat stand.
Im November 1918 – nach den revolutionären Ereignissen in Deutschland und Österreich-Ungarn – schlug Skoropadskij, der die Unterstützung durch die deutschen Bajonette verloren hatte, einen anderen Kurs ein und erklärte, dass „die Ukraine als erste am Aufbau der Allrussischen Föderation beteiligt ist.“ Das Regime wurde jedoch bald ausgewechselt. Es begann die Zeit des sogenannten Direktoriums.
Im Herbst 1918 riefen die ukrainischen Nationalisten die Westukrainische Volksrepublik (WUVR) aus und im Januar 1919 verkündeten sie auch deren Vereinigung mit der Ukrainischen Volksrepublik. Im Juli 1919 wurden die ukrainischen Truppen von polnischen Truppen besiegt und das Gebiet der ehemaligen WUVR stand unter der Herrschaft Polens.
Im April 1920 unterzeichnete Petliura (einer der „Helden“, die der modernen Ukraine aufgezwungen wurden) im Namen des Direktoriums der UNR den Geheimvertrag, der – im Austausch für militärische Unterstützung – Polen Ländereien in Galizien und Westvolynien gab. Im Mai 1920 marschierte Petliura mit einem Konvoi polnischer Einheiten in Kiew ein. Aber nicht für lange. Bereits im November 1920, nach dem Waffenstillstand zwischen Polen und Sowjetrussland, kapitulierten die Reste der Petliura-Truppen vor den Polen.
Das Beispiel der UNR zeigt, wie instabil alle Arten von quasi-staatlichen Formationen waren, die auf dem Territorium des ehemaligen Russischen Reiches während des Bürgerkriegs und der Unruhen entstanden. Die Nationalisten strebten nach der Schaffung eigener, separater Staaten, während die Führer der Weißen Bewegung ein ungeteiltes Russland favorisierten. Auch viele Republiken, die von Anhängern der Bolschewiki gegründet wurden, sahen sich nicht außerhalb Russlands. Stattdessen wurden sie von der bolschewistischen Parteiführung aus verschiedenen Gründen manchmal buchstäblich aus Sowjetrussland hinausgedrängt.
So wurde zum Beispiel Anfang 1918 die Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh ausgerufen, die sich mit der Bitte nach Beitritt zum Sowjetrussland an Moskau wandte. Es folgte eine Ablehnung. Lenin traf sich mit den Führern dieser Republik und überredete sie, als Teil einer sowjetischen Ukraine zu agieren. Am 15. März 1918 beschloss das ZK der RKP(b) direkt, Delegierte, auch aus dem Donbass, zum ukrainischen Sowjetkongress zu schicken und auf dem Kongress „eine Regierung für die ganze Ukraine“ zu schaffen. Die Gebiete der Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh bildeten später die Provinzen der Südostukraine.
Durch den Vertrag von Riga 1921 zwischen der RSFSR, der Ukrainischen SSR und Polen wurden die westlichen Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches an Polen abgetreten. In der Zwischenkriegszeit betrieb die polnische Regierung eine aktive Umsiedlungspolitik und versuchte, die ethnische Zusammensetzung in den „Ostgebieten“ – so die polnische Bezeichnung für die Gebiete der heutigen Westukraine, Westweißrusslands und Teilen Litauens – zu verändern. Es gab eine harte Polonisierung und die lokale Kultur und Traditionen wurden unterdrückt. Später, bereits während des Zweiten Weltkriegs, nutzten radikale Gruppen ukrainischer Nationalisten dies als Vorwand, um nicht nur die polnische, sondern auch die jüdische und russische Bevölkerung zu terrorisieren.
1922, bei der Gründung der UdSSR, zu deren Gründern die Ukrainische SSR gehörte, wurde nach einer recht hitzigen Diskussion unter den bolschewistischen Führern der leninistische Plan umgesetzt, einen Unionsstaat als Föderation gleichberechtigter Republiken zu bilden. Der Text der Deklaration über die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und später die Verfassung der UdSSR von 1924 enthielten das Recht der Republiken, sich frei von der Union abzuspalten. Damit wurde die gefährlichste „Zeitbombe“ in das Fundament unserer Staatlichkeit gelegt. Sie explodierte, sobald der Sicherheitsmechanismus in Form der führenden Rolle der KPdSU, die schließlich von innen zusammenbrach, verschwand. Eine „Parade der Souveränitäten“ begann. Am 8. Dezember 1991 wurde das sogenannte Beloweschskaja-Abkommen über die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten unterzeichnet, in dem erklärt wurde, dass „die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken als Subjekt des Völkerrechts und der geopolitischen Realität aufhört zu existieren.“ Übrigens, die 1993 verabschiedete Charta der GUS wurde von der Ukraine weder unterzeichnet noch ratifiziert.
In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts haben die Bolschewiki die Politik der „korenizatsiya“ aktiv gefördert, die in der Ukrainischen SSR als Ukrainisierung durchgeführt wurde. (Anm. d. Übers.: Die „korenizatsiya“ war eine Politik der Stärkung der Ethnien, von der die Bolschewiki glaubten, sie würde ihre Herrschaft stärken. Tatsächlich legte sie den Grundstein für den Zerfall der Sowjetunion) Es ist symbolisch, dass im Rahmen dieser Politik, mit Zustimmung der sowjetischen Regierung, Gruschewski, der ehemalige Vorsitzende der Zentralrada und einer der Ideologen des ukrainischen Nationalismus, der einst die Unterstützung Österreich-Ungarns hatte, in die UdSSR zurückkehrte und in die Akademie der Wissenschaften gewählt wurde.
Die „korenizatsiya“ spielte sicherlich eine große Rolle bei der Entwicklung und Stärkung der ukrainischen Kultur, Sprache und Identität. Gleichzeitig wurde die Ukrainisierung unter dem Deckmantel der Bekämpfung des so genannten russischen Großmachtchauvinismus oft denjenigen aufgezwungen, die sich nicht als Ukrainer betrachteten. Es war die sowjetische Nationalitätenpolitik, die statt einer großen russischen Nation eine dreigliedrige Nation aus Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen auf staatlicher Ebene die Stellung dreier getrennter slawischer Völker – Russen, Ukrainer und Weißrussen – festschrieb.
Im Jahr 1939 wurden die zuvor von Polen besetzten Gebiete an die UdSSR zurückgegeben. Ihr größter Teil wurde der sowjetischen Ukraine zugeschlagen. 1940 wurden ein Teil von Bessarabien, das 1918 von Rumänien besetzt worden war, und die nördliche Bukowina in die UdSSR eingegliedert. Im Jahr 1948 kam die Schwarzmeerinsel Smeyni hinzu. Im Jahr 1954 wurde die Krim von der RSFSR an die Ukrainische SSR übertragen – in eklatanter Verletzung des damals geltenden Rechts.
Über das Schicksal der Unterkarpaten-Rus, das nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie in der Tschechoslowakei landete, werde ich gesondert berichten. Ein bedeutender Teil der lokalen Bevölkerung waren Rusinen. Man erinnert sich heute kaum noch daran, aber nach der Befreiung Transkarpatiens durch sowjetische Truppen forderte der Kongress der orthodoxen Bevölkerung der Region die Eingliederung der Unterkarpaten-Rus in die RSFSR oder direkt in die UdSSR – als eigene Karpaten-Russische Republik. Dieser Wille der Menschen wurde jedoch ignoriert. Und im Sommer 1945 wurde – wie die Zeitung „Prawda“ schrieb – über den historischen Akt der Wiedervereinigung der Transkarpaten-Ukraine „mit ihrem alten Heimatland – der Ukraine“ berichtet.
So ist die moderne Ukraine ganz und gar ein Kind der Sowjetära. Wir wissen und erinnern uns, dass sie zu einem großen Teil auf Kosten des historischen Russlands geschaffen wurde. Es genügt zu vergleichen, welche Gebiete im 17. Jahrhundert mit dem russischen Staat wiedervereinigt wurden und mit welchen Gebieten die Ukrainischen SSR aus der Sowjetunion ausgetreten ist.
Die Bolschewiki sahen das russische Volk als unerschöpfliches Material für soziale Experimente an. Sie träumten von einer Weltrevolution, die ihrer Meinung nach die Nationalstaaten gänzlich abschaffen würde. Deshalb schnitten sie Grenzen willkürlich zu und verteilten großzügige territoriale „Geschenke“. Wovon genau sich die bolschewistischen Führer beim Zerhacken des Landes leiten ließen, spielt keine Rolle mehr. Über die Details, den Hintergrund und die Logik dieser oder anderer Entscheidungen lässt sich streiten. Eines ist klar: Russland wurde de facto ausgeraubt.
Bei der Arbeit an diesem Artikel habe ich mich nicht auf irgendwelche Geheimarchive gestützt, sondern auf offen zugängliche Dokumente, die bekannte Fakten enthalten. Die Führer der modernen Ukraine und ihre ausländischen Führer ziehen es vor, sich an diese Tatsachen nicht zu erinnern. Andererseits ist es heute üblich, die „Verbrechen des Sowjetregimes“ bei passenden und unpassenden Anlässen im In- und Ausland zu verurteilen, auch bei solchen Ereignissen, mit denen weder die KPdSU, noch die UdSSR, geschweige denn das heutige Russland etwas zu tun hatten. Gleichzeitig werden die Handlungen der Bolschewiki bei der Abtrennung historischer Gebiete von Russland nicht als kriminelle Handlungen betrachtet. Es ist klar, warum: Weil das zur Schwächung Russlands geführt hat, gefällt es denen, die Russland nichts Gutes wünschen.
In der UdSSR wurden die Grenzen zwischen den Republiken natürlich nicht als Staatsgrenzen wahrgenommen, sie hatten einen bedingten Charakter innerhalb eines einzigen Landes, das trotz aller Attribute einer Föderation im Wesentlichen stark zentralisiert war – wegen der, ich wiederhole es, führenden Rolle der KPdSU. Aber 1991 befanden sich all diese Gebiete und vor allem die Menschen, die dort lebten, plötzlich im Ausland. Und nun waren sie wirklich aus ihrer historischen Heimat herausgerissen.
Was kann man dazu sagen? Alles verändert sich. Auch Länder und Gesellschaften verändern sich. Und natürlich kann sich ein Teil einer Nation im Laufe ihrer Entwicklung aus verschiedenen Gründen, aufgrund historischer Umstände, zu einem bestimmten Zeitpunkt als eigene Nation fühlen. Wie sollten wir das behandeln? Darauf kann es nur eine Antwort geben: mit Respekt!
Möchten Sie Ihren eigenen Staat erstellen? Bitte schön! Aber zu welchen Bedingungen? Ich möchte hier an die Einschätzung einer der hellsten politischen Figuren des neuen Russlands erinnern, des ersten Bürgermeisters von St. Petersburg Sobtschak. Als hochprofessioneller Jurist war er der Meinung, dass jede Entscheidung legitim sein sollte, und deshalb vertrat er 1992 folgende Meinung: Die Republiken, die die Union gegründet haben, sollten, nachdem sie selbst den Vertrag von 1922 annulliert haben, zu den Grenzen zurückkehren, innerhalb derer sie in die Union eingetreten sind. Alle anderen Gebietserwerbungen sind Gegenstand von Diskussionen und Verhandlungen, da die Gründungsurkunde aufgehoben wurde.
Mit anderen Worten: gehen Sie mit dem, womit Sie gekommen sind. Es ist schwierig, mit einer solchen Logik zu streiten. Ich möchte nur hinzufügen, dass die Bolschewiki, wie ich schon gesagt habe, schon vor der Gründung der Union mit einer willkürlichen Neuziehung der Grenzen begonnen haben, und alle Manipulationen mit den Gebieten wurden willkürlich durchgeführt, ohne Rücksicht auf die Meinung der Menschen.
Die Russische Föderation hat die neuen geopolitischen Realitäten anerkannt. Und sie hat sie nicht nur anerkannt, sondern viel dazu beigetragen, dass die Ukraine ein unabhängiges Land wurde. Wir haben die Ukraine in den schwierigen 90er Jahren und im neuen Jahrtausend maßgeblich unterstützt. Kiew bedient sich seiner eigenen „politischen Arithmetik“, aber in den Jahren 1991-2013 hat die Ukraine allein dank der niedrigen Gaspreise ihren Haushalt um mehr als 82 Milliarden Dollar entlastet, und heute „klebt“ sie buchstäblich an 1,5 Milliarden Dollar russischer Zahlungen für den Transit unseres Gases nach Europa. Würden unsere Länder hingegen ihre Wirtschaftsbeziehungen beibehalten, würde sich der positive Effekt für die Ukraine auf Dutzende von Milliarden Dollar belaufen.
In Jahrzehnten und Jahrhunderten haben sich die Ukraine und Russland als ein einheitliches Wirtschaftssystem entwickelt. Um die Tiefe der Zusammenarbeit, die wir vor 30 Jahren hatten, können uns die Länder der Europäischen Union heute beneiden. Wir sind natürliche, sich ergänzende Wirtschaftspartner. Diese enge Beziehung ist in der Lage, Wettbewerbsvorteile zu stärken und das Potenzial beider Länder zu erhöhen.
Und die Ukraine verfügte über ein bedeutendes Erbe, darunter eine leistungsfähige Infrastruktur, ein Gastransportsystem, fortschrittliche Industrien des Schiffs- und Flugzeugbaus, der Raketenproduktion sowie Wissenschafts-, Design- und Ingenieurschulen von Weltrang. Als sie dieses Erbe bekamen, versprachen die Führer der Ukraine, als sie ihre Unabhängigkeit erklärten, dass die ukrainische Wirtschaft zu einer der führenden werden würde und dass der Lebensstandard zu den höchsten in Europa gehören würde.
Heute liegen die industriellen Hightech-Giganten, die einst die Ukraine und das ganze Land stolz machten, am Boden. In den letzten 10 Jahren ist die Produktion des Maschinenbaus um 42 Prozent gesunken. Das Ausmaß der Deindustrialisierung und des allgemeinen Verfalls der Wirtschaft lässt sich an einem Indikator wie der Stromproduktion ablesen, die sich in der Ukraine in den letzten 30 Jahren fast halbiert hat. Schließlich lag das BIP pro Kopf der Ukraine laut IWF im Jahr 2019, noch vor der Coronavirus-Epidemie, bei weniger als 4.000 US-Dollar. Das liegt unter der Republik Albanien, der Republik Moldau und dem nicht anerkannten Kosovo. Die Ukraine ist heute das ärmste Land in Europa.
Wessen Schuld ist das? Etwa die der Menschen in der Ukraine? Nein, natürlich nicht. Es sind die ukrainischen Regierungen, die die Errungenschaften vieler Generationen verschleudert und vergeudet haben. Wir wissen, wie fleißig und talentiert die Menschen in der Ukraine sind. Sie können beharrlich und ausdauernd Erfolge und hervorragende Ergebnisse erzielen. Und diese Eigenschaften, sowie Offenheit, natürlicher Optimismus und Gastfreundschaft sind nicht verschwunden. Die Gefühle von Millionen von Menschen, die Russland nicht nur gut, sondern mit großer Liebe behandeln, so wie wir es mit der Ukraine tun, bleiben die gleichen.
Vor 2014 arbeiteten Hunderte von Abkommen und gemeinsamen Projekten daran, unsere Wirtschaft, Geschäfts- und Kulturbeziehungen zu entwickeln, die Sicherheit zu stärken und gemeinsame soziale und ökologische Probleme zu lösen. Sie brachten den Menschen greifbare Vorteile – sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Das war für uns das Wichtigste. Deshalb haben wir mit allen, ich möchte das betonen, mit allen Führern der Ukraine fruchtbar zusammengearbeitet.
Selbst nach den bekannten Ereignissen in Kiew im Jahr 2014 habe ich der russischen Regierung die Anweisung gegeben, Optionen für Kontakte durch Fachministerien und Behörden zu prüfen, um unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu unterstützen. Auf der anderen Seite ist ein solches Verlangen jedoch bis heute nicht vorhanden. Trotzdem ist Russland immer noch einer der drei wichtigsten Handelspartner der Ukraine und Hunderttausende von Ukrainern kommen zu uns, um zu arbeiten und hier Gastfreundschaft und Unterstützung zu finden. So ein „Aggressorstaat“ sind wir.
Als die UdSSR zusammenbrach, glaubten viele in Russland und der Ukraine aufrichtig daran, dass unsere engen kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Bindungen überleben würden und dass die Gemeinschaft der Menschen, die sich im Kern immer verbunden gefühlt hatten, intakt bleiben würde. Doch die Ereignisse begannen sich – zunächst schleichend, dann immer schneller – in eine andere Richtung zu entwickeln.
Im Grunde haben die ukrainischen Eliten beschlossen, die Unabhängigkeit ihres Landes durch die Leugnung seiner Vergangenheit zu rechtfertigen, abgesehen von der Frage der Grenzen. Sie begannen, die Geschichte zu mythologisieren und umzuschreiben, alles auszulöschen, was uns verbindet, und über die Zeit, als die Ukraine Teil des Russischen Reiches und der UdSSR war, als Besatzung zu sprechen. Die gemeinsame Tragödie der Kollektivierung und die Hungersnot der frühen 30er Jahre werden als Genozid am ukrainischen Volk dargestellt.
Radikale und Neonazis verkünden offen und zunehmend dreister ihre Ambitionen. Sie wurden sowohl von der offiziellen Regierung als auch von lokalen Oligarchen gehätschelt, die, nachdem sie das ukrainische Volk ausgeraubt hatten, das gestohlene Geld in westlichen Banken aufbewahrten und bereit waren, ihr Mutterland zu verkaufen, um ihr Kapital zu erhalten. Dazu kommt die chronische Schwäche der staatlichen Institutionen, die Position des Landes als freiwillige Geisel des geopolitischen Willens von anderen.
Lassen Sie mich daran erinnern, dass die USA und die EU-Länder die Ukraine vor langer Zeit, lange vor 2014, systematisch und hartnäckig dazu gedrängt haben, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland zu beschneiden und zu begrenzen. Wir haben als größter Handels- und Wirtschaftspartner der Ukraine angeboten, die aufkommenden Probleme im Format Ukraine-Russland-EU zu diskutieren. Aber jedes Mal wurde uns gesagt, dass Russland nichts damit zu tun hat, da die Angelegenheit nur die EU und die Ukraine betrifft. De facto lehnten die westlichen Länder wiederholte russische Vorschläge zum Dialog ab.
Schritt für Schritt wurde die Ukraine in ein gefährliches geopolitisches Spiel hineingezogen, das darauf abzielt, die Ukraine in eine Barriere zwischen Europa und Russland zu verwandeln, in einen Brückenkopf gegen Russland. Unweigerlich kam der Zeitpunkt, an dem das Konzept „die Ukraine ist nicht Russland“ nicht mehr zufriedenstellend war. Es wurde ein „Anti-Russland“ benötigt, mit dem wir uns niemals abfinden werden.
Diejenigen, die dieses Projekt in Auftrag gaben, gingen von den Vorstellungen der alten polnisch-österreichischen Ideologen vom „antimoskovitischen Russland“ aus. Und Sie sollten niemanden damit täuschen, dass das im Interesse der Menschen in der Ukraine geschehe. Die Rzeczpospolita brauchte nie die ukrainische Kultur, geschweige denn die Autonomie der Kosaken. In Österreich-Ungarn wurden die historischen russischen Gebiete gnadenlos ausgebeutet und blieben die ärmsten des Landes. Die Nazis, die von Kollaborateuren, Nachkommen der OUN-UPA, bedient wurden, brauchten nicht die Ukraine, sondern einen Lebensraum und Sklaven für die arischen Herren.
An die Interessen des ukrainischen Volkes hat man nicht einmal im Februar 2014 gedacht. Die berechtigte Unzufriedenheit des Volkes, verursacht durch akute sozioökonomische Probleme, Fehler und inkonsequentes Handeln der damaligen Regierung, wurde einfach zynisch ausgenutzt. Westliche Länder mischten sich direkt in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein und unterstützten den Putsch. Radikale nationalistische Gruppen fungierten als ihr Rammbock. Ihre Parolen, Ideologie und unverhohlene aggressive Russophobie wurden weitgehend zur Grundlage der Regierungspolitik in der Ukraine.
Alles, was uns vereint hat und immer noch vereint, ist unter Beschuss geraten. In erster Linie die russische Sprache. Ich erinnere mich, dass die neuen „Maidan“-Regierungen zuerst versucht hat, das Gesetz über die staatliche Sprachpolitik aufzuheben. Dann gab es das Gesetz zur „Säuberung der Regierung“, das Bildungsgesetz, das die russische Sprache praktisch aus dem Bildungswesen verbannte.
Und schließlich brachte der amtierende Präsident bereits im Mai dieses Jahres das Gesetz über „einheimisch Völker“ in die Rada ein. Als solche werden nur die anerkannt, die eine ethnische Minderheit darstellen und außerhalb der Ukraine keinen eigenen Staat haben. Das Gesetz wurde verabschiedet. Neue Samen der Zwietracht wurden gesät. Und das in einem Land, das – wie ich bereits festgestellt habe – sehr komplex ist, was seine territoriale, ethnische und sprachliche Zusammensetzung, seine Entstehungsgeschichte angeht.
Man kann argumentieren: Wenn man von einer einzigen großen Nation spricht, einem dreieinigen Volk, welchen Unterschied macht es dann, für wen sich die Menschen halten – für Russen, Ukrainer oder Weißrussen? Dem stimme ich voll und ganz zu. Zumal die Entscheidung über die ethnische Zugehörigkeit, insbesondere in gemischten Familien, das Recht eines jeden Menschen ist, der frei in seiner Wahl ist.
Aber es geht darum, dass in der Ukraine heute die Situation völlig anders ist, weil wir über einen erzwungenen Identitätswechsel sprechen. Und das Widerlichste ist, dass die Russen in der Ukraine nicht nur gezwungen werden, auf ihre Wurzeln, auf die Generationen ihrer Vorfahren zu verzichten, sondern auch zu glauben, dass Russland ihr Feind ist. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass der Kurs in Richtung Zwangsassimilation, in Richtung Bildung eines ethnisch reinen ukrainischen Staates, der gegenüber Russland aggressiv ist, in seinen Folgen mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen uns vergleichbar ist. Als Ergebnis eines solchen groben, künstlichen Bruchs zwischen Russen und Ukrainern kann das russische Volk um Hunderttausende oder sogar Millionen Menschen reduziert werden.
Sie haben auch unsere geistige Einheit angegriffen. Wie zu Zeiten des Großfürstentums Litauen haben sie eine neue Kirchenabgrenzung begonnen. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass sie politische Ziele verfolgen, mischten sich die weltlichen Regierungen grob in das Leben der Kirche ein und brachten sie zur Spaltung, zur Beschlagnahmung von Kirchen, zum Verprügeln von Priestern und Mönchen. Auch die weitgehende Autonomie der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die zwar ihre geistige Einheit mit dem Moskauer Patriarchat bewahrt, passt ihnen kategorisch nicht. Dieses sichtbare, jahrhundertealte Symbol unserer Verwandtschaft müssen sie um jeden Preis zerstören. (Anm. d. Übers.: Die von Präsident Poroschenko durchgedrückte Kirchenspaltung in der Ukraine ist ein komplexes Thema, über das im Westen nie berichtet wurde, das in der Ukraine aber für viel böses Blut, Gewalt und vor allem Spaltung gesorgt hat)
Ich denke, es ist nur folgerichtig, dass ukrainische Vertreter wiederholt gegen die Resolution der UN-Generalversammlung stimmen, die die Verherrlichung des Nazismus verurteilt. Unter dem Schutz der offiziellen Regierung finden Märsche und Fackelzüge zu Ehren der Kriegsverbrecher aus den SS-Verbänden statt. Mazepa, der alle seine Leute verraten hat, Petliura, der den polnischen Schutz mit ukrainischen Ländereien bezahlte, und Bandera, der mit den Nazis kollaborierte, werden zu Nationalhelden erklärt. Sie tun alles, um die Namen von echten Patrioten und Siegern, auf die man in der Ukraine immer stolz war, aus dem Gedächtnis der jungen Generationen zu löschen.
Für die Ukrainer, die in den Reihen der Roten Armee, in den Partisanenkommandos kämpften, war der Große Vaterländische Krieg wirklich ein vaterländischer, denn sie schützten ihre Heimat, ihr großes gemeinsames Vaterland. Mehr als zweitausend wurden zu Helden der Sowjetunion. Unter ihnen sind der legendäre Pilot Iwan Nikitowitsch Kozhedub, die furchtlose Scharfschützin und Verteidigerin von Odessa und Sewastopol Ljudmila Michailowna Pawlitschenko, der tapfere Partisanenführer Sidor Artemjewitsch Kowpak. Diese unbezwingbare Generation kämpfte, gab ihr Leben für unsere Zukunft, für uns. Ihre Leistung zu vergessen, bedeutet, unsere Großväter, Mütter und Väter zu verraten.
Das „Anti-Russland“-Projekt wird von Millionen von Ukrainern abgelehnt. Die Menschen auf der Krim und in Sewastopol haben ihre historische Wahl getroffen. Und die Menschen im Südosten versuchten friedlich, ihre Position zu verteidigen. Aber alle, auch die Kinder, wurden als Separatisten und Terroristen abgestempelt. Sie begannen, mit ethnischer Säuberung und dem Einsatz von militärischer Gewalt zu drohen. Und die Bewohner von Donezk und Lugansk griffen zu den Waffen, um ihre Heimat, ihre Sprache, ihr Leben zu schützen. Hatten sie denn – nach den Pogromen, die durch ukrainische Städte fegten, nach dem Horror und der Tragödie vom 2. Mai 2014 in Odessa, wo ukrainische Neonazis Menschen bei lebendigem Leib verbrannten – eine andere Wahl, etwa ein neues Katyn? Solche Massaker zu begehen waren auch die Anhänger von Bandera bereit, auf der Krim, in Sewastopol, Donezk und Lugansk. Auch jetzt sind sie nicht gegen solche Pläne. Sie warten auf ihre Stunde. Aber sie wird nicht kommen.
Der Staatsstreich und die darauf folgenden Aktionen der Regierung in Kiew provozierten unweigerlich Konfrontation und Bürgerkrieg. Nach Angaben des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat die Gesamtzahl der Opfer in dem Konflikt im Donbas 13.000 überschritten. Darunter sind auch Alte und Kinder. Schreckliche, unersetzliche Verluste.
Russland hat alles getan, um den Brudermord zu stoppen. Das Minsker Abkommen, das auf eine friedliche Beilegung des Konflikts im Donbass abzielt, wurde abgeschlossen. Ich bin überzeugt, dass es dazu immer noch keine Alternative gibt. Jedenfalls hat niemand seine Unterschrift unter dem Minsker Abkommen oder den entsprechenden Erklärungen der Führer der Länder des Normandie-Formats zurückgezogen. Niemand hat eine Revision der Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 17. Februar 2015 initiiert.
Während der offiziellen Verhandlungen, vor allem nach dem „Druck“ durch unsere westlichen Partner, erklären die Vertreter der Ukraine regelmäßig die „volle Verbundenheit“ mit dem Minsker Abkommen, während sie sich in Wirklichkeit von der Position leiten lassen, dass es „inakzeptabel“ ist. Sie haben nicht die Absicht, ernsthaft über den Sonderstatus des Donbass oder Garantien für die dort lebenden Menschen zu sprechen. Sie ziehen es vor, das Bild des „Opfers äußerer Aggression“ auszuschlachten und mit Russophobie hausieren zu gehen. Sie arrangieren blutige Provokationen im Donbass. Kurzum, sie ziehen mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit ihrer ausländischen Herren und Meister auf sich.
Allem Anschein nach, und davon bin ich zunehmend überzeugt, braucht Kiew den Donbass einfach nicht. Warum? Erstens werden die Bewohner dieser Regionen niemals die Ordnung akzeptieren, die Kiew mit Gewalt, Blockade und Drohungen durchzusetzen versucht hat und weiterhin durchzusetzen versucht. Und zweitens widersprechen die Ergebnisse sowohl von Minsk-1 als auch von Minsk-2, die eine echte Chance zur friedlichen Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine bieten, indem sie unter Vermittlung Russlands, Deutschlands und Frankreichs direkt mit Donezk und Lugansk verhandelt werden, der gesamten Logik des „Anti-Russland“-Projekts. Das kann nur durch die ständige Kultivierung des inneren und äußeren Feindbildes aufrechterhalten werden. Und ich sollte hinzufügen – unter dem Protektorat, unter der Kontrolle der Westmächte.
Das ist es, was in der Praxis passiert. Vor allem wird in der ukrainischen Gesellschaft ein Klima der Angst geschaffen, eine aggressive Rhetorik, ein Frönen der Neonazis und eine Militarisierung des Landes. Damit einher geht nicht nur eine völlige Abhängigkeit, sondern auch eine direkte Kontrolle von außen, einschließlich der Überwachung der ukrainischen Behörden, Geheimdienste und Streitkräfte durch ausländische Berater, der militärischen „Erschließung“ des ukrainischen Territoriums und der Einrichtung von NATO-Infrastruktur. Es ist kein Zufall, dass das oben erwähnte skandalöse Gesetz über „einheimischen Völker“ in der Ukraine unter dem Deckmantel groß angelegter NATO-Manöver verabschiedet wurde.
Auch das Schlucken der Reste der ukrainischen Wirtschaft und die Ausbeutung ihrer Bodenschätze werden unter demselben Deckmantel durchgeführt. Der Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen ist nicht mehr weit entfernt, und es ist klar, wer sie aufkaufen wird. (Anm. d. Übers.: Die ukrainische Schwarzerde gilt als der fruchtbarste Boden der Welt und sie wird nun auf Druck des IWF zur Privatisierung an ausländische Unternehmen freigegeben) Ja, von Zeit zu Zeit erhält die Ukraine finanzielle Mittel und Kredite, aber zu den Bedingungen und Interessen von westlichen Unternehmen und mit Präferenzen und Privilegien für westliche Unternehmen. Übrigens, wer wird diese Schulden zurückzahlen? Offenbar soll das nicht nur die jetzigen Generation von Ukrainern tun, sondern auch deren Kinder, Enkel und wahrscheinlich Urenkel.
Die westlichen Autoren des „Anti-Russland“-Projekts passen das ukrainische politische System so an, dass zwar Präsidenten, Abgeordnete und Minister wechseln, die Politik der Trennung und Feindschaft mit Russland aber unverändert bleibt. Frieden war vor der Wahl der wichtigste Slogan des amtierenden Präsidenten. Er kam auf dieser Grundlage an die Macht. Diese Versprechen haben sich als Lüge herausgestellt. Es hat sich nichts geändert. Und in gewisser Weise hat sich die Situation in der Ukraine und um den Donbass auch noch verschlechtert.
In dem „Anti-Russland“-Projekt ist kein Platz für eine souveräne Ukraine oder für politische Kräfte, die versuchen, ihre wirkliche Unabhängigkeit zu verteidigen. Diejenigen, die über Versöhnung in der ukrainischen Gesellschaft sprechen, über Dialog, darüber, um einen Weg aus der entstandenen Sackgasse zu finden, werden als „pro-russische“ Agenten abgestempelt.
Ich wiederhole: Für viele Menschen in der Ukraine ist das „Anti-Russland“-Projekt einfach inakzeptabel. Und es gibt Millionen solcher Menschen. Aber sie dürfen den Kopf nicht erheben. Sie sind praktisch der rechtlichen Möglichkeit beraubt, ihren Standpunkt zu verteidigen. Sie werden eingeschüchtert, in den Untergrund getrieben. Sie werden für ihren Glauben, für das gesprochene Wort, für die offene Äußerung ihrer Position nicht nur verfolgt, sondern auch getötet. Die Mörder gehen in der Regel straffrei aus. (Anm. d. Übers.: Das ist keine russische Propaganda, das berichtet das UNHCR jedes Mal in seinen regelmäßigen Berichten über die Lage der Menschenrechte in der Ukraine)
Als „echter“ Patriot gilt in der Ukraine jetzt nur noch der, der Russland hasst. Mehr noch, die gesamte ukrainische Staatlichkeit soll, wie wir es verstehen, in Zukunft ausschließlich auf dieser Idee aufgebaut werden. Hass und Verbitterung – und das hat die Weltgeschichte immer wieder bewiesen – sind ein sehr wackeliges Fundament für Souveränität, das mit vielen ernsten Risiken und schlimmen Folgen behaftet ist.
Wir verstehen alle Tricks, die mit dem Projekt „Anti-Russland“ verbunden sind. Und wir werden niemals zulassen, dass unsere historischen Gebiete und die dort lebenden, uns nahestehenden Menschen gegen Russland eingesetzt werden. Und denjenigen, die einen solchen Versuch unternehmen werden, möchte ich sagen, dass sie damit ihr Land zerstören werden.
Die gegenwärtige Regierung in der Ukraine bezieht sich gerne auf die westlichen Erfahrungen und betrachtet sie als Vorbild, dem man folgen sollte. Schauen Sie sich doch mal an, wie Österreich und Deutschland, die USA und Kanada nebeneinander leben. Sie sind sich durch ethnische Zusammensetzung, Kultur und de facto eine Sprache nahe, sie bleiben trotzdem souveräne Staaten, mit ihren eigenen Interessen, mit ihrer eigenen Außenpolitik. Das hindert sie aber nicht an engster Integration oder Bündnisbeziehungen. Sie haben sehr transparente Grenzen. Und ihre Bürger fühlen sich zu Hause, wenn sie sie überqueren. Sie gründen Familien, studieren, arbeiten und machen Geschäfte. Das gilt übrigens auch für Millionen von Einwohnern der Ukraine, die jetzt in Russland leben. Für uns sind sie unsere Leute, unsere Lieben.
Russland ist offen für den Dialog mit der Ukraine und bereit, die komplexesten Fragen zu diskutieren. Aber es ist wichtig für uns zu verstehen, dass unser Partner seine nationalen Interessen verteidigt und nicht die von jemand anderem bedient und kein Werkzeug in den Händen eines anderen ist, um gegen uns zu kämpfen.
Wir respektieren die ukrainische Sprache und Traditionen. Wir respektieren das Streben der Ukrainer danach, ihr Land als freies, sicheres und wohlhabendes Land zu sehen.
Ich bin überzeugt, dass eine echte Souveränität der Ukraine nur in Partnerschaft mit Russland möglich ist. Unsere geistigen und zivilisatorischen Bande haben sich seit Jahrhunderten gebildet, entstammen denselben Quellen und wurden durch gemeinsame Prüfungen, Errungenschaften und Siege gestärkt. Unsere Verwandtschaft wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Sie ist in den Herzen, in der Erinnerung der Menschen, die im heutigen Russland und der Ukraine leben, in den Blutsbanden, die Millionen unserer Familien vereinen. Gemeinsam waren und sind wir immer viel stärker und erfolgreicher. Denn wir sind ein Volk.
Heute werden diese Worte von einigen mit Feindseligkeit wahrgenommen. Sie können beliebig interpretiert werden. Aber viele Menschen werden mich hören. Und ich sagen nur eines: Russland war nie und wird nie „anti-ukrainisch“ sein. Aber was die Ukraine sein wird, müssen ihre Bürger entscheiden.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Da die Ukraine für die Russen ein sehr wichtiges Thema ist, gibt es in dem Buch natürlich auch ein sehr ausführliches Kapitel über den Konflikt in der Ukraine.
Das und der kürzlich verhängte Hausarrest des Führers der Opposition „за жизнь (für das Leben)“ Viktor Medwedchuks für seine Befürwortung der Zusammenarbeit mit Russland und letztlich ein geplantes die geschichtlichen Tatsachen verhöhnendes „Gesetz über die Ursprungsbevölkerung“ unter Ausschluss der russischen Bevölkerung hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Darauf hin wurde am 12.7.2021 auf der Kremlseite ein Artikel von Wladimir Putin zu diesem Problem in russischer und ukrainischer Sprache veröffentlicht.
Wir geben hier die deutsche Übersetzung dieses Artikels aus „Linke Zeitung“ (linkezeitung.de) vom 14. Juli 2021 wieder.
Eilmeldung der russischen Abendschau v. 14.7.2021: Vor einigen Stunden hat das ukrainische Verfassungsgericht das skandalöse Gesetz über die staatliche Sprache, welches faktisch eine totale Ukrainisierung aller Lebensbereiche bedeutet, als verfassungskonform anerkannt.
Horst Aden
Ein Artikel des russischen Präsidenten Putin: „Russen und Ukrainer sind ein Volk!“
von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru Veröffentlicht von LZ ⋅ 14. Juli 2021
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen sehr langen Artikel zum Thema Ukraine und Russland verfasst, in dem er die These vertritt, Russen und Ukrainer seien ein Volk.
Den Artikel von Putin habe ich komplett übersetzt, auch wenn er für deutsche Leser sehr speziell ist, denn wer in Deutschland kennt schon die geschichtlichen Wurzeln Russlands und der Ukraine? Aber ich finde den Artikel von Putin sehr wichtig, denn er zeigt, wie Putin – und mit ihm die Mehrheit der Russen – über die Ukraine, die Situation in dem Land und die politische Lage denken. In Russland herrscht keine anti-ukrainische Stimmung, es herrscht Bedauern und Mitleid vor, weil die Ukraine nach dem Maidan so ausgeplündert und ruiniert wurde. Das sind keine leeren Worte, denn es gibt – geschichtlich bedingt – Millionen russisch-ukrainischer Familien, die nun in beiden Ländern unter der Politik in der Ukraine leiden, wo alles Russische verteufelt wird.
Um diese russische Sicht auf die Ukraine verständlich zu machen, habe ich Putins sehr langen Artikel (http://kremlin.ru/events/president/news/66181) übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Kürzlich antwortete ich auf eine Frage zu den russisch-ukrainischen Beziehungen beim „Direkten Draht“, dass Russen und Ukrainer ein Volk, ein Ganzes sind. Diese Worte sind kein Tribut an irgendeine Konjunktur oder an die aktuellen politischen Umstände. Ich habe das mehr als einmal gesagt, das ist meine Überzeugung. Deshalb halte ich es für notwendig, meine Position im Detail darzulegen, meine Einschätzungen der aktuellen Situation mitzuteilen.
Ich will gleich betonen, dass ich die Mauer, die in den letzten Jahren zwischen Russland und der Ukraine, zwischen Teilen des im Wesentlichen gleichen historischen und kulturellen Raumes, entstanden ist, als ein großes gemeinsames Unglück, als eine Tragödie empfinde. Das ist in erster Linie eine Folge unserer eigenen Fehler, die wir in verschiedenen Perioden gemacht haben. Aber es ist auch ein Ergebnis der zielgerichteten Arbeit derjenigen Kräfte, die schon immer versucht haben, unsere Einheit zu untergraben. Dabei wird die seit langen bekannte Methode „Teile und Herrsche“ angewandt. So gibt es Versuche, mit der nationalen Frage zu spielen, um Zwietracht zwischen den Menschen zu säen und als Hauptaufgabe, eine Nation zu teilen und die Teile gegeneinander auszuspielen.
Um die Gegenwart besser zu verstehen und in die Zukunft zu schauen, sollten wir uns der Geschichte zuwenden. Natürlich ist es im Rahmen dieses Artikels unmöglich, alle Ereignisse zu behandeln, die in mehr als tausend Jahren passiert sind. Ich werde mich auf die wichtigen Wendepunkte konzentrieren, an welche sich zu erinnern sowohl in Russland als auch in der Ukraine wichtig ist.
Russen, Ukrainer und Weißrussen sind alle Erben des alten Rus, das der größte Staat Europas war. Slawische und andere Stämme in dem riesigen Raum – von Ladoga, Nowgorod, Pskow bis Kiew und Tschernigow – waren durch eine Sprache (heute nennen wir sie Altrussisch), wirtschaftliche Verbindungen und die Macht der Fürsten der Rurik-Dynastie vereint. Und nach der Taufe der Rus auch durch den orthodoxen Glauben. Die Entscheidung des heiligen Wladimir, der sowohl der Fürst von Nowgorod als auch der Großfürst von Kiew war, bestimmt unsere Verwandtschaft auch heute noch in vielerlei Hinsicht.
Der Kiewer Fürstenthron nahm eine beherrschende Stellung im altrussischen Staat ein. So war es seit dem Ende des neunten Jahrhunderts. Die Worte des Weisen Oleg über Kiew: „Es soll die Mutter der russischen Städte sein“ wurden für die Nachkommen in der „Erzählung vergangener Jahre“ bewahrt.
Später sah sich die alte Rus, wie andere europäische Staaten dieser Zeit, mit der Schwächung der Zentralregierung und der Zersplitterung konfrontiert. Gleichzeitig empfanden sowohl der Adel als auch das einfache Volk die Rus als gemeinsamen Raum, als ihr Vaterland.
Nach dem zerstörerischen Einmarsch von Batyj, bei dem viele Städte, darunter auch Kiew, verwüstet wurden, verstärkte sich die Zersplitterung. Die nordöstliche Rus fiel in die Abhängigkeit der Horde, behielt aber eine begrenzte Souveränität. Die südlichen und westlichen russischen Gebiete wurden größtenteils in das Großfürstentum Litauen einbezogen, das, darauf möchte ich hinweisen, in den historischen Dokumenten das litauische und russische Großfürstentum genannt wurde.
Vertreter von Fürsten- und Bojarengeschlechtern wechselten die Dienste von einem Fürsten zum anderen, führten Fehden miteinander, schlossen aber auch Freundschaften und Bündnisse. Auf dem Kulikowo-Feld kämpften neben dem Großfürsten Dmitri Iwanowitsch von Moskau, Bobrok aus Wolyn, die Söhne des Großfürsten Olgerd von Litauen – Andrej Polotsk und Dmitri Bryanskij. Zur gleichen Zeit führte der Großfürst von Litauen Jagaila – der Sohn der Prinzessin von Twer – seine Truppen an, um sich Mamai anzuschließen. All dies ist eine Seite unserer gemeinsamen Geschichte, ein Spiegelbild ihrer Komplexität und Multidimensionalität.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass sowohl die westlichen als auch die östlichen Gebiete Russlands die gleiche Sprache sprachen. Der Glaube war der Orthodoxe. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts blieb die einheitliche Kirche erhalten.
Bei einer neuen Wendung der historischen Entwicklung konnten die Gebiete der alten Rus und der litauischen Rus zu den Anziehungspunkten und zur Konsolidierung der stärker werdende Moskauer Rus‘ werden. Die Geschichte hat es so eingerichtet, dass Moskau das Zentrum der Wiedervereinigung war, das die Tradition der alten russischen Staatlichkeit fortsetzte. Die Moskauer Fürsten – Nachkommen des Fürsten Alexander Newski – warfen das äußere Joch ab und begannen, den historischen russischen Boden zu einen.
Im Großfürstentum Litauen gingen andere Prozesse vor sich. Im 14. Jahrhundert konvertierte die herrschende Elite Litauens zum Katholizismus. Im 16. Jahrhundert wurde die Vereinigung von Lublin mit dem polnischen Königreich vollzogen – es entstand die „Rzeczpospolita der zwei Nationen“ (de facto war sie polnisch und litauisch). Der polnische katholische Adel hat den beträchtlichen Landbesitz und die Privilegien auf dem Gebiet der Rus erhalten. Unter der Brester Union von 1596 hat sich ein Teil des westrussischen orthodoxen Klerus der Autorität des römischen Papstes unterworfen. Es wurden eine Polonisierung und Latinisierung durchgeführt, die Orthodoxie wurde verdrängt.
Als Antwort darauf wuchs im 16. und 17. Jahrhundert eine emanzipatorische Bewegung der orthodoxen Bevölkerung des Dnjeprgebiets. Entscheidend wurden die Ereignisse aus der Zeit des Hetmans Bohdan Chmelnizkij. Seine Anhänger versuchten, Autonomie von der polnisch-litauischen Rzeczpospolita zu erhalten.
In der Petition der saporizhischen Truppen an den König der Rzeczpospolita im Jahre 1649 stand, dass die Rechte der russisch-orthodoxen Bevölkerung respektiert werden sollten und „der Woiwode von Kiew sollte russischen Volkes und griechischen Rechts sein, damit er nicht auf Kirchen Gottes trete…“. Aber sie wurden nicht gehört.
Es folgte der Aufruf von Chmelnizkij an Moskau, über die in der Zemsky Kathedrale entschieden wurde. Am 1. Oktober 1653 beschloss dieses oberste Vertretungsorgan des russischen Staates, die Glaubensbrüder zu unterstützen und sie unter ihren Schutz zu nehmen. Im Januar 1654 hat die Rada von Perejaslawl diese Entscheidung bestätigt. Dann bereisten die Botschafter von Chmelnizkij und Moskau Dutzende von Städten, darunter auch Kiew, dessen Einwohner dem russischen Zaren den Eid schworen. Nichts dergleichen geschah übrigens beim Abschluss der Union von Lublin.
In einem Brief an Moskau bedankte sich Chmelnizkij 1654 bei Zar Alexej Michailowitsch dafür, dass er „die ganze saporizhische Armee und die gesamte russisch-orthodoxe Welt unter die starke und hohe Hand des Zaren gestellt hat.“ Das heißt, in den Appellen sowohl an den polnischen König, als auch an den russischen Zaren nannten sie sich Saporoschje und verstanden sich als russisch-orthodoxe Menschen.
Während des langen Krieges zwischen dem russischen Staat und der polnisch-litauischen Rzeczpospolita wandten sich einige der Hetmans, Nachfolger von Chmelnizkij, zeitweise von Moskau ab und suchten Unterstützung in Schweden, Polen und der Türkei. Aber ich wiederhole, der Krieg hatte für die Menschen in der Tat den Charakter eines Befreiungskrieges. Er endete mit dem Waffenstillstand von Andrusowo im Jahre 1667. Als Endergebnis wurde 1686 der „Ewige Frieden“ festgelegt. Die Stadt Kiew und die Ländereien am linken Ufer des Dnjepr, einschließlich des Gebiets Poltawa, des Gebiets Tschernigow und Saporoschje wurden Teil des russischen Staates. Ihre Bewohner wurden mit dem Hauptteil des russisch-orthodoxen Volkes wiedervereinigt. Für diese Region wurde der Name „Kleinrussland“ („Malorossija“) eingeführt.
Der Name „Ukraine“ wurde dann häufiger in der Bedeutung verwendet, wie das altrussische Wort „Okraina“ („Umland“) in schriftlichen Quellen aus dem 12. Jahrhundert zu finden ist, wenn es um die verschiedenen Gebiete entlang der Grenze ging. Und das Wort „Ukrainer“ bezeichnete, nach den Archivdokumenten zu urteilen, ursprünglich die Grenzwächter, die für den Schutz der Außengrenzen sorgten.
Auf dem rechten Ufer, das in der Rzeczpospolita verblieb, wurden die alten Ordnungen wiederhergestellt und die soziale und religiöse Unterdrückung verstärkt. Auf dem linken Ufer begannen sich die Ländereien, die unter den Schutz des Einheitsstaates genommen wurden, im Gegenteil aktiv zu entwickeln. Hierhin begannen die Menschen von der anderen Seite des Dnjepr in Scharen zu ziehen. Sie suchten Unterstützung bei Menschen mit der gleichen Sprache und natürlich mit dem gleichen Glauben.
Während des Nordischen Krieges mit Schweden hatten die Bewohner von Kleinrussland keine Wahl, wem sie sich anschließen wollten. Die Meuterei von Mazepa wurde nur von einem kleinen Teil der Kosaken unterstützt. Die Menschen der verschiedenen Stände betrachteten sich als russisch und orthodox.
Vertreter der Kosakenführer, die in den Adel aufgenommen wurden, erreichten die höchsten politischen, diplomatischen und militärischen Ämter in Russland. Die Absolventen der Kiewer-Mohyla-Akademie spielten eine führende Rolle im kirchlichen Leben. So war es auch während der Hetman-Zeit – im Grunde ein autonomer Staat mit seiner eigenen spezifischen inneren Struktur – und dann im Russischen Reich. In vielerlei Hinsicht schufen die Kleinrussen ein großes gemeinsames Land, seine Staatlichkeit, Kultur und Wissenschaft. Sie waren an der Erschließung des Urals, Sibiriens, des Kaukasus und des Fernen Ostens beteiligt. Übrigens, auch in der Sowjetzeit besetzten die in der Ukraine Geborenen die bedeutendsten Ämter, darunter die höchsten Posten in der Staatsführung. Es genügt zu sagen, dass die KPdSU insgesamt fast 30 Jahre lang von Chruschtschow und Breschnew geführt wurde, deren Parteibiographie auf das Engste mit der Ukraine verbunden war.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach den Kriegen mit dem Osmanischen Reich, gliederte Russland die Krim und die Küstengebiete am Schwarzen Meer ein, die „Noworossija“ („Neurussland“) genannt wurden. Sie wurden von Menschen aus allen russischen Provinzen besiedelt. Nach den Teilungen der Rzeczpospolita nahm sich das Russische Reich die westlichen altrussischen Gebiete zurück, mit Ausnahme von Galizien und Transkarpatien, die Teil des österreichischen und später des österreichisch-ungarischen Reiches wurden.
Die Integrierung der westrussischen Gebiete in den gemeinsamen Staatsraum war nicht nur das Ergebnis politischer und diplomatischer Entscheidungen. Sie basierte auf dem gemeinsamen Glauben und gemeinsamen kulturellen Traditionen. Und wieder möchte ich besonders auf die sprachliche Nähe hinweisen. Anfang des 17. Jahrhunderts berichtete einer der Hierarchen der ukrainischen Kirche, Joseph Rutsky, nach Rom, dass die Moskauer die Russen aus der polnisch-litauischen Rzeczpospolita als ihre Brüder bezeichneten, dass ihre Schriftsprache absolut identisch war und ihre Umgangssprache zwar unterschiedlich, aber die Unterschiede unbedeutend waren. Seinem Zitat nach, so wie bei den Einwohnern von Rom und Bergamo. Diese sind, wie wir wissen, das Zentrum und der Norden des modernen Italiens.
Natürlich haben sich über viele Jahrhunderte der Zersplitterung, des Lebens in verschiedenen Staaten, regionale sprachliche Eigenheiten herausgebildet. Die Literatursprache wurde auf Kosten der Volkssprache bereichert. Eine große Rolle spielten dabei Iwan Kotljarewski, Skoworoda und Taras Schewtschenko. Ihre Werke sind unser gemeinsames literarisches und kulturelles Erbe. Taras Schewtschenko schrieb Gedichte auf Ukrainisch und Prosa – meist auf Russisch. Die Bücher von Nikolai Gogol, einem Patrioten Russlands, der aus dem Gebiet Poltawa stammte, sind in russischer Sprache geschrieben und voll von kleinrussischen Volksausdrücken und Folkloremotiven. Wie kann man dieses Erbe zwischen Russland und der Ukraine aufteilen? Und wozu?
In den südwestlichen Gebieten des Russischen Reiches, Kleinrussland und Neurussland, entwickelte sich die Krim in ihrer vielfältigen ethnischen und religiösen Zusammensetzung. Hier lebten Krimtataren, Armenier, Griechen, Juden, Karaiten, Krymchaken, Bulgaren, Polen, Serben, Deutsche und andere Völker. Sie alle behielten ihren Glauben, ihre Traditionen und Bräuche bei.
Ich will nichts idealisieren. Ich kenne auch das Valuev-Rundschreiben von 1863 und das Emsker Gesetz von 1876, das die Veröffentlichung und Einfuhr von religiöser und gesellschaftspolitischer Literatur in ukrainischer Sprache aus dem Ausland einschränkte. Aber hier ist der historische Kontext wichtig. Diese Entscheidungen wurden vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse in Polen und dem Wunsch der Führer der polnischen Nationalbewegung getroffen, die „ukrainische Frage“ für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Ich füge hinzu, dass weiterhin künstlerische Werke, Sammlungen ukrainischer Gedichte und Volkslieder veröffentlicht wurden. Objektive Tatsachen zeigen, dass im Russischen Reich ein aktiver Prozess der Entwicklung der kleinrussischen kulturellen Identität innerhalb der großen russischen Nation stattfand, die die Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen vereinte.
Gleichzeitig wurden unter der polnischen Elite und einem Teil der kleinrussischen Intelligenz Ideen über ein vom russischen Volk getrenntes ukrainisches Volk gebildet und verstärkt. Es gab dafür keine historische Grundlage und konnte keine geben, darum wurden die Schlussfolgerungen auf einer Vielzahl von Fälschungen aufgebaut. Bis hin zu der Tatsache, dass die Ukrainer angeblich gar keine Slawen seien, oder, im Gegenteil, dass die Ukrainer echte Slawen sind, und die Russen, die „Moskowiter“, nicht. Solche „Hypothesen“ wurden in der Konkurrenz zwischen europäischen Staaten immer häufiger als Mittel der Rivalität zu politischen Zwecken eingesetzt.
Ende des 19. Jahrhunderts griff die österreichisch-ungarische Regierung dieses Thema auf – als Gegengewicht sowohl zur polnischen Nationalbewegung als auch zur moskowitischen Stimmung in Galizien. Während des Ersten Weltkriegs förderte Wien die Bildung der sogenannten Legion der ukrainischen Schützen. Galizier, die verdächtigt wurden, Sympathien für die Orthodoxie und Russland zu haben, wurden grausamen Repressionen ausgesetzt und in die Konzentrationslager in Talerhof und Theresienstadt geworfen.
Die weitere Entwicklung ist verbunden mit dem Zusammenbruch der europäischen Imperien, mit einem heftigen Bürgerkrieg in den Weiten des ehemaligen Russischen Reiches, mit ausländischen Interventionen.
Nach der Februarrevolution wurde im März 1917 in Kiew die Zentralrada geschaffen, die den Anspruch erhob, die oberste Autorität zu sein. Im November 1917 erklärte sie in ihrer Dritten Universale die Gründung der Ukrainischen Volksrepublik (UNR) als Teil Russlands.
Im Dezember 1917 kamen Vertreter der UNR nach Brest-Litowsk, wo Sowjetrussland Gespräche mit Deutschland und seinen Verbündeten führte. Bei einem Treffen am 10. Januar 1918 verlas der Leiter der ukrainischen Delegation eine Note über die Unabhängigkeit der Ukraine. Dann erklärte die Zentralrada in ihrer Vierten Universale die Ukraine für unabhängig.
Die proklamierte Souveränität erwies sich als kurzlebig. Nur wenige Wochen später unterzeichnete eine Delegation der Rada einen separaten Vertrag mit den Ländern des deutschen Blocks. Deutschland und das in Not geratene Österreich-Ungarn brauchten ukrainisches Brot und Rohstoffe. Um die Versorgung in großem Umfang sicherzustellen, holten sie sich die Zustimmung, ihre Truppen und ihr technisches Personal in die UNR zu schicken. De facto benutzten sie das als Vorwand für die Besetzung.
Diejenigen, denen die heutige Ukraine die volle Kontrolle nach außen gegeben hat, sollten sich daran erinnern, dass damals, im Jahr 1918, eine solche Entscheidung für das Regime in Kiew fatal war. Unter direkter Beteiligung der Besatzungstruppen wurde die Zentralrada gestürzt und Hetman Skoropadskij an die Macht gebracht, der anstelle der UNR den ukrainischen Staat proklamierte, der faktisch unter deutschem Protektorat stand.
Im November 1918 – nach den revolutionären Ereignissen in Deutschland und Österreich-Ungarn – schlug Skoropadskij, der die Unterstützung durch die deutschen Bajonette verloren hatte, einen anderen Kurs ein und erklärte, dass „die Ukraine als erste am Aufbau der Allrussischen Föderation beteiligt ist.“ Das Regime wurde jedoch bald ausgewechselt. Es begann die Zeit des sogenannten Direktoriums.
Im Herbst 1918 riefen die ukrainischen Nationalisten die Westukrainische Volksrepublik (WUVR) aus und im Januar 1919 verkündeten sie auch deren Vereinigung mit der Ukrainischen Volksrepublik. Im Juli 1919 wurden die ukrainischen Truppen von polnischen Truppen besiegt und das Gebiet der ehemaligen WUVR stand unter der Herrschaft Polens.
Im April 1920 unterzeichnete Petliura (einer der „Helden“, die der modernen Ukraine aufgezwungen wurden) im Namen des Direktoriums der UNR den Geheimvertrag, der – im Austausch für militärische Unterstützung – Polen Ländereien in Galizien und Westvolynien gab. Im Mai 1920 marschierte Petliura mit einem Konvoi polnischer Einheiten in Kiew ein. Aber nicht für lange. Bereits im November 1920, nach dem Waffenstillstand zwischen Polen und Sowjetrussland, kapitulierten die Reste der Petliura-Truppen vor den Polen.
Das Beispiel der UNR zeigt, wie instabil alle Arten von quasi-staatlichen Formationen waren, die auf dem Territorium des ehemaligen Russischen Reiches während des Bürgerkriegs und der Unruhen entstanden. Die Nationalisten strebten nach der Schaffung eigener, separater Staaten, während die Führer der Weißen Bewegung ein ungeteiltes Russland favorisierten. Auch viele Republiken, die von Anhängern der Bolschewiki gegründet wurden, sahen sich nicht außerhalb Russlands. Stattdessen wurden sie von der bolschewistischen Parteiführung aus verschiedenen Gründen manchmal buchstäblich aus Sowjetrussland hinausgedrängt.
So wurde zum Beispiel Anfang 1918 die Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh ausgerufen, die sich mit der Bitte nach Beitritt zum Sowjetrussland an Moskau wandte. Es folgte eine Ablehnung. Lenin traf sich mit den Führern dieser Republik und überredete sie, als Teil einer sowjetischen Ukraine zu agieren. Am 15. März 1918 beschloss das ZK der RKP(b) direkt, Delegierte, auch aus dem Donbass, zum ukrainischen Sowjetkongress zu schicken und auf dem Kongress „eine Regierung für die ganze Ukraine“ zu schaffen. Die Gebiete der Sowjetrepublik Donezk-Krivorozh bildeten später die Provinzen der Südostukraine.
Durch den Vertrag von Riga 1921 zwischen der RSFSR, der Ukrainischen SSR und Polen wurden die westlichen Gebiete des ehemaligen Russischen Reiches an Polen abgetreten. In der Zwischenkriegszeit betrieb die polnische Regierung eine aktive Umsiedlungspolitik und versuchte, die ethnische Zusammensetzung in den „Ostgebieten“ – so die polnische Bezeichnung für die Gebiete der heutigen Westukraine, Westweißrusslands und Teilen Litauens – zu verändern. Es gab eine harte Polonisierung und die lokale Kultur und Traditionen wurden unterdrückt. Später, bereits während des Zweiten Weltkriegs, nutzten radikale Gruppen ukrainischer Nationalisten dies als Vorwand, um nicht nur die polnische, sondern auch die jüdische und russische Bevölkerung zu terrorisieren.
1922, bei der Gründung der UdSSR, zu deren Gründern die Ukrainische SSR gehörte, wurde nach einer recht hitzigen Diskussion unter den bolschewistischen Führern der leninistische Plan umgesetzt, einen Unionsstaat als Föderation gleichberechtigter Republiken zu bilden. Der Text der Deklaration über die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und später die Verfassung der UdSSR von 1924 enthielten das Recht der Republiken, sich frei von der Union abzuspalten. Damit wurde die gefährlichste „Zeitbombe“ in das Fundament unserer Staatlichkeit gelegt. Sie explodierte, sobald der Sicherheitsmechanismus in Form der führenden Rolle der KPdSU, die schließlich von innen zusammenbrach, verschwand. Eine „Parade der Souveränitäten“ begann. Am 8. Dezember 1991 wurde das sogenannte Beloweschskaja-Abkommen über die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten unterzeichnet, in dem erklärt wurde, dass „die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken als Subjekt des Völkerrechts und der geopolitischen Realität aufhört zu existieren.“ Übrigens, die 1993 verabschiedete Charta der GUS wurde von der Ukraine weder unterzeichnet noch ratifiziert.
In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts haben die Bolschewiki die Politik der „korenizatsiya“ aktiv gefördert, die in der Ukrainischen SSR als Ukrainisierung durchgeführt wurde. (Anm. d. Übers.: Die „korenizatsiya“ war eine Politik der Stärkung der Ethnien, von der die Bolschewiki glaubten, sie würde ihre Herrschaft stärken. Tatsächlich legte sie den Grundstein für den Zerfall der Sowjetunion) Es ist symbolisch, dass im Rahmen dieser Politik, mit Zustimmung der sowjetischen Regierung, Gruschewski, der ehemalige Vorsitzende der Zentralrada und einer der Ideologen des ukrainischen Nationalismus, der einst die Unterstützung Österreich-Ungarns hatte, in die UdSSR zurückkehrte und in die Akademie der Wissenschaften gewählt wurde.
Die „korenizatsiya“ spielte sicherlich eine große Rolle bei der Entwicklung und Stärkung der ukrainischen Kultur, Sprache und Identität. Gleichzeitig wurde die Ukrainisierung unter dem Deckmantel der Bekämpfung des so genannten russischen Großmachtchauvinismus oft denjenigen aufgezwungen, die sich nicht als Ukrainer betrachteten. Es war die sowjetische Nationalitätenpolitik, die statt einer großen russischen Nation eine dreigliedrige Nation aus Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen auf staatlicher Ebene die Stellung dreier getrennter slawischer Völker – Russen, Ukrainer und Weißrussen – festschrieb.
Im Jahr 1939 wurden die zuvor von Polen besetzten Gebiete an die UdSSR zurückgegeben. Ihr größter Teil wurde der sowjetischen Ukraine zugeschlagen. 1940 wurden ein Teil von Bessarabien, das 1918 von Rumänien besetzt worden war, und die nördliche Bukowina in die UdSSR eingegliedert. Im Jahr 1948 kam die Schwarzmeerinsel Smeyni hinzu. Im Jahr 1954 wurde die Krim von der RSFSR an die Ukrainische SSR übertragen – in eklatanter Verletzung des damals geltenden Rechts.
Über das Schicksal der Unterkarpaten-Rus, das nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie in der Tschechoslowakei landete, werde ich gesondert berichten. Ein bedeutender Teil der lokalen Bevölkerung waren Rusinen. Man erinnert sich heute kaum noch daran, aber nach der Befreiung Transkarpatiens durch sowjetische Truppen forderte der Kongress der orthodoxen Bevölkerung der Region die Eingliederung der Unterkarpaten-Rus in die RSFSR oder direkt in die UdSSR – als eigene Karpaten-Russische Republik. Dieser Wille der Menschen wurde jedoch ignoriert. Und im Sommer 1945 wurde – wie die Zeitung „Prawda“ schrieb – über den historischen Akt der Wiedervereinigung der Transkarpaten-Ukraine „mit ihrem alten Heimatland – der Ukraine“ berichtet.
So ist die moderne Ukraine ganz und gar ein Kind der Sowjetära. Wir wissen und erinnern uns, dass sie zu einem großen Teil auf Kosten des historischen Russlands geschaffen wurde. Es genügt zu vergleichen, welche Gebiete im 17. Jahrhundert mit dem russischen Staat wiedervereinigt wurden und mit welchen Gebieten die Ukrainischen SSR aus der Sowjetunion ausgetreten ist.
Die Bolschewiki sahen das russische Volk als unerschöpfliches Material für soziale Experimente an. Sie träumten von einer Weltrevolution, die ihrer Meinung nach die Nationalstaaten gänzlich abschaffen würde. Deshalb schnitten sie Grenzen willkürlich zu und verteilten großzügige territoriale „Geschenke“. Wovon genau sich die bolschewistischen Führer beim Zerhacken des Landes leiten ließen, spielt keine Rolle mehr. Über die Details, den Hintergrund und die Logik dieser oder anderer Entscheidungen lässt sich streiten. Eines ist klar: Russland wurde de facto ausgeraubt.
Bei der Arbeit an diesem Artikel habe ich mich nicht auf irgendwelche Geheimarchive gestützt, sondern auf offen zugängliche Dokumente, die bekannte Fakten enthalten. Die Führer der modernen Ukraine und ihre ausländischen Führer ziehen es vor, sich an diese Tatsachen nicht zu erinnern. Andererseits ist es heute üblich, die „Verbrechen des Sowjetregimes“ bei passenden und unpassenden Anlässen im In- und Ausland zu verurteilen, auch bei solchen Ereignissen, mit denen weder die KPdSU, noch die UdSSR, geschweige denn das heutige Russland etwas zu tun hatten. Gleichzeitig werden die Handlungen der Bolschewiki bei der Abtrennung historischer Gebiete von Russland nicht als kriminelle Handlungen betrachtet. Es ist klar, warum: Weil das zur Schwächung Russlands geführt hat, gefällt es denen, die Russland nichts Gutes wünschen.
In der UdSSR wurden die Grenzen zwischen den Republiken natürlich nicht als Staatsgrenzen wahrgenommen, sie hatten einen bedingten Charakter innerhalb eines einzigen Landes, das trotz aller Attribute einer Föderation im Wesentlichen stark zentralisiert war – wegen der, ich wiederhole es, führenden Rolle der KPdSU. Aber 1991 befanden sich all diese Gebiete und vor allem die Menschen, die dort lebten, plötzlich im Ausland. Und nun waren sie wirklich aus ihrer historischen Heimat herausgerissen.
Was kann man dazu sagen? Alles verändert sich. Auch Länder und Gesellschaften verändern sich. Und natürlich kann sich ein Teil einer Nation im Laufe ihrer Entwicklung aus verschiedenen Gründen, aufgrund historischer Umstände, zu einem bestimmten Zeitpunkt als eigene Nation fühlen. Wie sollten wir das behandeln? Darauf kann es nur eine Antwort geben: mit Respekt!
Möchten Sie Ihren eigenen Staat erstellen? Bitte schön! Aber zu welchen Bedingungen? Ich möchte hier an die Einschätzung einer der hellsten politischen Figuren des neuen Russlands erinnern, des ersten Bürgermeisters von St. Petersburg Sobtschak. Als hochprofessioneller Jurist war er der Meinung, dass jede Entscheidung legitim sein sollte, und deshalb vertrat er 1992 folgende Meinung: Die Republiken, die die Union gegründet haben, sollten, nachdem sie selbst den Vertrag von 1922 annulliert haben, zu den Grenzen zurückkehren, innerhalb derer sie in die Union eingetreten sind. Alle anderen Gebietserwerbungen sind Gegenstand von Diskussionen und Verhandlungen, da die Gründungsurkunde aufgehoben wurde.
Mit anderen Worten: gehen Sie mit dem, womit Sie gekommen sind. Es ist schwierig, mit einer solchen Logik zu streiten. Ich möchte nur hinzufügen, dass die Bolschewiki, wie ich schon gesagt habe, schon vor der Gründung der Union mit einer willkürlichen Neuziehung der Grenzen begonnen haben, und alle Manipulationen mit den Gebieten wurden willkürlich durchgeführt, ohne Rücksicht auf die Meinung der Menschen.
Die Russische Föderation hat die neuen geopolitischen Realitäten anerkannt. Und sie hat sie nicht nur anerkannt, sondern viel dazu beigetragen, dass die Ukraine ein unabhängiges Land wurde. Wir haben die Ukraine in den schwierigen 90er Jahren und im neuen Jahrtausend maßgeblich unterstützt. Kiew bedient sich seiner eigenen „politischen Arithmetik“, aber in den Jahren 1991-2013 hat die Ukraine allein dank der niedrigen Gaspreise ihren Haushalt um mehr als 82 Milliarden Dollar entlastet, und heute „klebt“ sie buchstäblich an 1,5 Milliarden Dollar russischer Zahlungen für den Transit unseres Gases nach Europa. Würden unsere Länder hingegen ihre Wirtschaftsbeziehungen beibehalten, würde sich der positive Effekt für die Ukraine auf Dutzende von Milliarden Dollar belaufen.
In Jahrzehnten und Jahrhunderten haben sich die Ukraine und Russland als ein einheitliches Wirtschaftssystem entwickelt. Um die Tiefe der Zusammenarbeit, die wir vor 30 Jahren hatten, können uns die Länder der Europäischen Union heute beneiden. Wir sind natürliche, sich ergänzende Wirtschaftspartner. Diese enge Beziehung ist in der Lage, Wettbewerbsvorteile zu stärken und das Potenzial beider Länder zu erhöhen.
Und die Ukraine verfügte über ein bedeutendes Erbe, darunter eine leistungsfähige Infrastruktur, ein Gastransportsystem, fortschrittliche Industrien des Schiffs- und Flugzeugbaus, der Raketenproduktion sowie Wissenschafts-, Design- und Ingenieurschulen von Weltrang. Als sie dieses Erbe bekamen, versprachen die Führer der Ukraine, als sie ihre Unabhängigkeit erklärten, dass die ukrainische Wirtschaft zu einer der führenden werden würde und dass der Lebensstandard zu den höchsten in Europa gehören würde.
Heute liegen die industriellen Hightech-Giganten, die einst die Ukraine und das ganze Land stolz machten, am Boden. In den letzten 10 Jahren ist die Produktion des Maschinenbaus um 42 Prozent gesunken. Das Ausmaß der Deindustrialisierung und des allgemeinen Verfalls der Wirtschaft lässt sich an einem Indikator wie der Stromproduktion ablesen, die sich in der Ukraine in den letzten 30 Jahren fast halbiert hat. Schließlich lag das BIP pro Kopf der Ukraine laut IWF im Jahr 2019, noch vor der Coronavirus-Epidemie, bei weniger als 4.000 US-Dollar. Das liegt unter der Republik Albanien, der Republik Moldau und dem nicht anerkannten Kosovo. Die Ukraine ist heute das ärmste Land in Europa.
Wessen Schuld ist das? Etwa die der Menschen in der Ukraine? Nein, natürlich nicht. Es sind die ukrainischen Regierungen, die die Errungenschaften vieler Generationen verschleudert und vergeudet haben. Wir wissen, wie fleißig und talentiert die Menschen in der Ukraine sind. Sie können beharrlich und ausdauernd Erfolge und hervorragende Ergebnisse erzielen. Und diese Eigenschaften, sowie Offenheit, natürlicher Optimismus und Gastfreundschaft sind nicht verschwunden. Die Gefühle von Millionen von Menschen, die Russland nicht nur gut, sondern mit großer Liebe behandeln, so wie wir es mit der Ukraine tun, bleiben die gleichen.
Vor 2014 arbeiteten Hunderte von Abkommen und gemeinsamen Projekten daran, unsere Wirtschaft, Geschäfts- und Kulturbeziehungen zu entwickeln, die Sicherheit zu stärken und gemeinsame soziale und ökologische Probleme zu lösen. Sie brachten den Menschen greifbare Vorteile – sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Das war für uns das Wichtigste. Deshalb haben wir mit allen, ich möchte das betonen, mit allen Führern der Ukraine fruchtbar zusammengearbeitet.
Selbst nach den bekannten Ereignissen in Kiew im Jahr 2014 habe ich der russischen Regierung die Anweisung gegeben, Optionen für Kontakte durch Fachministerien und Behörden zu prüfen, um unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu erhalten und zu unterstützen. Auf der anderen Seite ist ein solches Verlangen jedoch bis heute nicht vorhanden. Trotzdem ist Russland immer noch einer der drei wichtigsten Handelspartner der Ukraine und Hunderttausende von Ukrainern kommen zu uns, um zu arbeiten und hier Gastfreundschaft und Unterstützung zu finden. So ein „Aggressorstaat“ sind wir.
Als die UdSSR zusammenbrach, glaubten viele in Russland und der Ukraine aufrichtig daran, dass unsere engen kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Bindungen überleben würden und dass die Gemeinschaft der Menschen, die sich im Kern immer verbunden gefühlt hatten, intakt bleiben würde. Doch die Ereignisse begannen sich – zunächst schleichend, dann immer schneller – in eine andere Richtung zu entwickeln.
Im Grunde haben die ukrainischen Eliten beschlossen, die Unabhängigkeit ihres Landes durch die Leugnung seiner Vergangenheit zu rechtfertigen, abgesehen von der Frage der Grenzen. Sie begannen, die Geschichte zu mythologisieren und umzuschreiben, alles auszulöschen, was uns verbindet, und über die Zeit, als die Ukraine Teil des Russischen Reiches und der UdSSR war, als Besatzung zu sprechen. Die gemeinsame Tragödie der Kollektivierung und die Hungersnot der frühen 30er Jahre werden als Genozid am ukrainischen Volk dargestellt.
Radikale und Neonazis verkünden offen und zunehmend dreister ihre Ambitionen. Sie wurden sowohl von der offiziellen Regierung als auch von lokalen Oligarchen gehätschelt, die, nachdem sie das ukrainische Volk ausgeraubt hatten, das gestohlene Geld in westlichen Banken aufbewahrten und bereit waren, ihr Mutterland zu verkaufen, um ihr Kapital zu erhalten. Dazu kommt die chronische Schwäche der staatlichen Institutionen, die Position des Landes als freiwillige Geisel des geopolitischen Willens von anderen.
Lassen Sie mich daran erinnern, dass die USA und die EU-Länder die Ukraine vor langer Zeit, lange vor 2014, systematisch und hartnäckig dazu gedrängt haben, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland zu beschneiden und zu begrenzen. Wir haben als größter Handels- und Wirtschaftspartner der Ukraine angeboten, die aufkommenden Probleme im Format Ukraine-Russland-EU zu diskutieren. Aber jedes Mal wurde uns gesagt, dass Russland nichts damit zu tun hat, da die Angelegenheit nur die EU und die Ukraine betrifft. De facto lehnten die westlichen Länder wiederholte russische Vorschläge zum Dialog ab.
Schritt für Schritt wurde die Ukraine in ein gefährliches geopolitisches Spiel hineingezogen, das darauf abzielt, die Ukraine in eine Barriere zwischen Europa und Russland zu verwandeln, in einen Brückenkopf gegen Russland. Unweigerlich kam der Zeitpunkt, an dem das Konzept „die Ukraine ist nicht Russland“ nicht mehr zufriedenstellend war. Es wurde ein „Anti-Russland“ benötigt, mit dem wir uns niemals abfinden werden.
Diejenigen, die dieses Projekt in Auftrag gaben, gingen von den Vorstellungen der alten polnisch-österreichischen Ideologen vom „antimoskovitischen Russland“ aus. Und Sie sollten niemanden damit täuschen, dass das im Interesse der Menschen in der Ukraine geschehe. Die Rzeczpospolita brauchte nie die ukrainische Kultur, geschweige denn die Autonomie der Kosaken. In Österreich-Ungarn wurden die historischen russischen Gebiete gnadenlos ausgebeutet und blieben die ärmsten des Landes. Die Nazis, die von Kollaborateuren, Nachkommen der OUN-UPA, bedient wurden, brauchten nicht die Ukraine, sondern einen Lebensraum und Sklaven für die arischen Herren.
An die Interessen des ukrainischen Volkes hat man nicht einmal im Februar 2014 gedacht. Die berechtigte Unzufriedenheit des Volkes, verursacht durch akute sozioökonomische Probleme, Fehler und inkonsequentes Handeln der damaligen Regierung, wurde einfach zynisch ausgenutzt. Westliche Länder mischten sich direkt in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein und unterstützten den Putsch. Radikale nationalistische Gruppen fungierten als ihr Rammbock. Ihre Parolen, Ideologie und unverhohlene aggressive Russophobie wurden weitgehend zur Grundlage der Regierungspolitik in der Ukraine.
Alles, was uns vereint hat und immer noch vereint, ist unter Beschuss geraten. In erster Linie die russische Sprache. Ich erinnere mich, dass die neuen „Maidan“-Regierungen zuerst versucht hat, das Gesetz über die staatliche Sprachpolitik aufzuheben. Dann gab es das Gesetz zur „Säuberung der Regierung“, das Bildungsgesetz, das die russische Sprache praktisch aus dem Bildungswesen verbannte.
Und schließlich brachte der amtierende Präsident bereits im Mai dieses Jahres das Gesetz über „einheimisch Völker“ in die Rada ein. Als solche werden nur die anerkannt, die eine ethnische Minderheit darstellen und außerhalb der Ukraine keinen eigenen Staat haben. Das Gesetz wurde verabschiedet. Neue Samen der Zwietracht wurden gesät. Und das in einem Land, das – wie ich bereits festgestellt habe – sehr komplex ist, was seine territoriale, ethnische und sprachliche Zusammensetzung, seine Entstehungsgeschichte angeht.
Man kann argumentieren: Wenn man von einer einzigen großen Nation spricht, einem dreieinigen Volk, welchen Unterschied macht es dann, für wen sich die Menschen halten – für Russen, Ukrainer oder Weißrussen? Dem stimme ich voll und ganz zu. Zumal die Entscheidung über die ethnische Zugehörigkeit, insbesondere in gemischten Familien, das Recht eines jeden Menschen ist, der frei in seiner Wahl ist.
Aber es geht darum, dass in der Ukraine heute die Situation völlig anders ist, weil wir über einen erzwungenen Identitätswechsel sprechen. Und das Widerlichste ist, dass die Russen in der Ukraine nicht nur gezwungen werden, auf ihre Wurzeln, auf die Generationen ihrer Vorfahren zu verzichten, sondern auch zu glauben, dass Russland ihr Feind ist. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass der Kurs in Richtung Zwangsassimilation, in Richtung Bildung eines ethnisch reinen ukrainischen Staates, der gegenüber Russland aggressiv ist, in seinen Folgen mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen uns vergleichbar ist. Als Ergebnis eines solchen groben, künstlichen Bruchs zwischen Russen und Ukrainern kann das russische Volk um Hunderttausende oder sogar Millionen Menschen reduziert werden.
Sie haben auch unsere geistige Einheit angegriffen. Wie zu Zeiten des Großfürstentums Litauen haben sie eine neue Kirchenabgrenzung begonnen. Ohne einen Hehl daraus zu machen, dass sie politische Ziele verfolgen, mischten sich die weltlichen Regierungen grob in das Leben der Kirche ein und brachten sie zur Spaltung, zur Beschlagnahmung von Kirchen, zum Verprügeln von Priestern und Mönchen. Auch die weitgehende Autonomie der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die zwar ihre geistige Einheit mit dem Moskauer Patriarchat bewahrt, passt ihnen kategorisch nicht. Dieses sichtbare, jahrhundertealte Symbol unserer Verwandtschaft müssen sie um jeden Preis zerstören. (Anm. d. Übers.: Die von Präsident Poroschenko durchgedrückte Kirchenspaltung in der Ukraine ist ein komplexes Thema, über das im Westen nie berichtet wurde, das in der Ukraine aber für viel böses Blut, Gewalt und vor allem Spaltung gesorgt hat)
Ich denke, es ist nur folgerichtig, dass ukrainische Vertreter wiederholt gegen die Resolution der UN-Generalversammlung stimmen, die die Verherrlichung des Nazismus verurteilt. Unter dem Schutz der offiziellen Regierung finden Märsche und Fackelzüge zu Ehren der Kriegsverbrecher aus den SS-Verbänden statt. Mazepa, der alle seine Leute verraten hat, Petliura, der den polnischen Schutz mit ukrainischen Ländereien bezahlte, und Bandera, der mit den Nazis kollaborierte, werden zu Nationalhelden erklärt. Sie tun alles, um die Namen von echten Patrioten und Siegern, auf die man in der Ukraine immer stolz war, aus dem Gedächtnis der jungen Generationen zu löschen.
Für die Ukrainer, die in den Reihen der Roten Armee, in den Partisanenkommandos kämpften, war der Große Vaterländische Krieg wirklich ein vaterländischer, denn sie schützten ihre Heimat, ihr großes gemeinsames Vaterland. Mehr als zweitausend wurden zu Helden der Sowjetunion. Unter ihnen sind der legendäre Pilot Iwan Nikitowitsch Kozhedub, die furchtlose Scharfschützin und Verteidigerin von Odessa und Sewastopol Ljudmila Michailowna Pawlitschenko, der tapfere Partisanenführer Sidor Artemjewitsch Kowpak. Diese unbezwingbare Generation kämpfte, gab ihr Leben für unsere Zukunft, für uns. Ihre Leistung zu vergessen, bedeutet, unsere Großväter, Mütter und Väter zu verraten.
Das „Anti-Russland“-Projekt wird von Millionen von Ukrainern abgelehnt. Die Menschen auf der Krim und in Sewastopol haben ihre historische Wahl getroffen. Und die Menschen im Südosten versuchten friedlich, ihre Position zu verteidigen. Aber alle, auch die Kinder, wurden als Separatisten und Terroristen abgestempelt. Sie begannen, mit ethnischer Säuberung und dem Einsatz von militärischer Gewalt zu drohen. Und die Bewohner von Donezk und Lugansk griffen zu den Waffen, um ihre Heimat, ihre Sprache, ihr Leben zu schützen. Hatten sie denn – nach den Pogromen, die durch ukrainische Städte fegten, nach dem Horror und der Tragödie vom 2. Mai 2014 in Odessa, wo ukrainische Neonazis Menschen bei lebendigem Leib verbrannten – eine andere Wahl, etwa ein neues Katyn? Solche Massaker zu begehen waren auch die Anhänger von Bandera bereit, auf der Krim, in Sewastopol, Donezk und Lugansk. Auch jetzt sind sie nicht gegen solche Pläne. Sie warten auf ihre Stunde. Aber sie wird nicht kommen.
Der Staatsstreich und die darauf folgenden Aktionen der Regierung in Kiew provozierten unweigerlich Konfrontation und Bürgerkrieg. Nach Angaben des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte hat die Gesamtzahl der Opfer in dem Konflikt im Donbas 13.000 überschritten. Darunter sind auch Alte und Kinder. Schreckliche, unersetzliche Verluste.
Russland hat alles getan, um den Brudermord zu stoppen. Das Minsker Abkommen, das auf eine friedliche Beilegung des Konflikts im Donbass abzielt, wurde abgeschlossen. Ich bin überzeugt, dass es dazu immer noch keine Alternative gibt. Jedenfalls hat niemand seine Unterschrift unter dem Minsker Abkommen oder den entsprechenden Erklärungen der Führer der Länder des Normandie-Formats zurückgezogen. Niemand hat eine Revision der Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 17. Februar 2015 initiiert.
Während der offiziellen Verhandlungen, vor allem nach dem „Druck“ durch unsere westlichen Partner, erklären die Vertreter der Ukraine regelmäßig die „volle Verbundenheit“ mit dem Minsker Abkommen, während sie sich in Wirklichkeit von der Position leiten lassen, dass es „inakzeptabel“ ist. Sie haben nicht die Absicht, ernsthaft über den Sonderstatus des Donbass oder Garantien für die dort lebenden Menschen zu sprechen. Sie ziehen es vor, das Bild des „Opfers äußerer Aggression“ auszuschlachten und mit Russophobie hausieren zu gehen. Sie arrangieren blutige Provokationen im Donbass. Kurzum, sie ziehen mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit ihrer ausländischen Herren und Meister auf sich.
Allem Anschein nach, und davon bin ich zunehmend überzeugt, braucht Kiew den Donbass einfach nicht. Warum? Erstens werden die Bewohner dieser Regionen niemals die Ordnung akzeptieren, die Kiew mit Gewalt, Blockade und Drohungen durchzusetzen versucht hat und weiterhin durchzusetzen versucht. Und zweitens widersprechen die Ergebnisse sowohl von Minsk-1 als auch von Minsk-2, die eine echte Chance zur friedlichen Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine bieten, indem sie unter Vermittlung Russlands, Deutschlands und Frankreichs direkt mit Donezk und Lugansk verhandelt werden, der gesamten Logik des „Anti-Russland“-Projekts. Das kann nur durch die ständige Kultivierung des inneren und äußeren Feindbildes aufrechterhalten werden. Und ich sollte hinzufügen – unter dem Protektorat, unter der Kontrolle der Westmächte.
Das ist es, was in der Praxis passiert. Vor allem wird in der ukrainischen Gesellschaft ein Klima der Angst geschaffen, eine aggressive Rhetorik, ein Frönen der Neonazis und eine Militarisierung des Landes. Damit einher geht nicht nur eine völlige Abhängigkeit, sondern auch eine direkte Kontrolle von außen, einschließlich der Überwachung der ukrainischen Behörden, Geheimdienste und Streitkräfte durch ausländische Berater, der militärischen „Erschließung“ des ukrainischen Territoriums und der Einrichtung von NATO-Infrastruktur. Es ist kein Zufall, dass das oben erwähnte skandalöse Gesetz über „einheimischen Völker“ in der Ukraine unter dem Deckmantel groß angelegter NATO-Manöver verabschiedet wurde.
Auch das Schlucken der Reste der ukrainischen Wirtschaft und die Ausbeutung ihrer Bodenschätze werden unter demselben Deckmantel durchgeführt. Der Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen ist nicht mehr weit entfernt, und es ist klar, wer sie aufkaufen wird. (Anm. d. Übers.: Die ukrainische Schwarzerde gilt als der fruchtbarste Boden der Welt und sie wird nun auf Druck des IWF zur Privatisierung an ausländische Unternehmen freigegeben) Ja, von Zeit zu Zeit erhält die Ukraine finanzielle Mittel und Kredite, aber zu den Bedingungen und Interessen von westlichen Unternehmen und mit Präferenzen und Privilegien für westliche Unternehmen. Übrigens, wer wird diese Schulden zurückzahlen? Offenbar soll das nicht nur die jetzigen Generation von Ukrainern tun, sondern auch deren Kinder, Enkel und wahrscheinlich Urenkel.
Die westlichen Autoren des „Anti-Russland“-Projekts passen das ukrainische politische System so an, dass zwar Präsidenten, Abgeordnete und Minister wechseln, die Politik der Trennung und Feindschaft mit Russland aber unverändert bleibt. Frieden war vor der Wahl der wichtigste Slogan des amtierenden Präsidenten. Er kam auf dieser Grundlage an die Macht. Diese Versprechen haben sich als Lüge herausgestellt. Es hat sich nichts geändert. Und in gewisser Weise hat sich die Situation in der Ukraine und um den Donbass auch noch verschlechtert.
In dem „Anti-Russland“-Projekt ist kein Platz für eine souveräne Ukraine oder für politische Kräfte, die versuchen, ihre wirkliche Unabhängigkeit zu verteidigen. Diejenigen, die über Versöhnung in der ukrainischen Gesellschaft sprechen, über Dialog, darüber, um einen Weg aus der entstandenen Sackgasse zu finden, werden als „pro-russische“ Agenten abgestempelt.
Ich wiederhole: Für viele Menschen in der Ukraine ist das „Anti-Russland“-Projekt einfach inakzeptabel. Und es gibt Millionen solcher Menschen. Aber sie dürfen den Kopf nicht erheben. Sie sind praktisch der rechtlichen Möglichkeit beraubt, ihren Standpunkt zu verteidigen. Sie werden eingeschüchtert, in den Untergrund getrieben. Sie werden für ihren Glauben, für das gesprochene Wort, für die offene Äußerung ihrer Position nicht nur verfolgt, sondern auch getötet. Die Mörder gehen in der Regel straffrei aus. (Anm. d. Übers.: Das ist keine russische Propaganda, das berichtet das UNHCR jedes Mal in seinen regelmäßigen Berichten über die Lage der Menschenrechte in der Ukraine)
Als „echter“ Patriot gilt in der Ukraine jetzt nur noch der, der Russland hasst. Mehr noch, die gesamte ukrainische Staatlichkeit soll, wie wir es verstehen, in Zukunft ausschließlich auf dieser Idee aufgebaut werden. Hass und Verbitterung – und das hat die Weltgeschichte immer wieder bewiesen – sind ein sehr wackeliges Fundament für Souveränität, das mit vielen ernsten Risiken und schlimmen Folgen behaftet ist.
Wir verstehen alle Tricks, die mit dem Projekt „Anti-Russland“ verbunden sind. Und wir werden niemals zulassen, dass unsere historischen Gebiete und die dort lebenden, uns nahestehenden Menschen gegen Russland eingesetzt werden. Und denjenigen, die einen solchen Versuch unternehmen werden, möchte ich sagen, dass sie damit ihr Land zerstören werden.
Die gegenwärtige Regierung in der Ukraine bezieht sich gerne auf die westlichen Erfahrungen und betrachtet sie als Vorbild, dem man folgen sollte. Schauen Sie sich doch mal an, wie Österreich und Deutschland, die USA und Kanada nebeneinander leben. Sie sind sich durch ethnische Zusammensetzung, Kultur und de facto eine Sprache nahe, sie bleiben trotzdem souveräne Staaten, mit ihren eigenen Interessen, mit ihrer eigenen Außenpolitik. Das hindert sie aber nicht an engster Integration oder Bündnisbeziehungen. Sie haben sehr transparente Grenzen. Und ihre Bürger fühlen sich zu Hause, wenn sie sie überqueren. Sie gründen Familien, studieren, arbeiten und machen Geschäfte. Das gilt übrigens auch für Millionen von Einwohnern der Ukraine, die jetzt in Russland leben. Für uns sind sie unsere Leute, unsere Lieben.
Russland ist offen für den Dialog mit der Ukraine und bereit, die komplexesten Fragen zu diskutieren. Aber es ist wichtig für uns zu verstehen, dass unser Partner seine nationalen Interessen verteidigt und nicht die von jemand anderem bedient und kein Werkzeug in den Händen eines anderen ist, um gegen uns zu kämpfen.
Wir respektieren die ukrainische Sprache und Traditionen. Wir respektieren das Streben der Ukrainer danach, ihr Land als freies, sicheres und wohlhabendes Land zu sehen.
Ich bin überzeugt, dass eine echte Souveränität der Ukraine nur in Partnerschaft mit Russland möglich ist. Unsere geistigen und zivilisatorischen Bande haben sich seit Jahrhunderten gebildet, entstammen denselben Quellen und wurden durch gemeinsame Prüfungen, Errungenschaften und Siege gestärkt. Unsere Verwandtschaft wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Sie ist in den Herzen, in der Erinnerung der Menschen, die im heutigen Russland und der Ukraine leben, in den Blutsbanden, die Millionen unserer Familien vereinen. Gemeinsam waren und sind wir immer viel stärker und erfolgreicher. Denn wir sind ein Volk.
Heute werden diese Worte von einigen mit Feindseligkeit wahrgenommen. Sie können beliebig interpretiert werden. Aber viele Menschen werden mich hören. Und ich sagen nur eines: Russland war nie und wird nie „anti-ukrainisch“ sein. Aber was die Ukraine sein wird, müssen ihre Bürger entscheiden.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Da die Ukraine für die Russen ein sehr wichtiges Thema ist, gibt es in dem Buch natürlich auch ein sehr ausführliches Kapitel über den Konflikt in der Ukraine.

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Ein historischer Abriss.Die Geschichte der politischen Verflechtungen von 1934 bis 1941, die zu dem Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion führten
Hitler hatte einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schon 1925 in seiner Programmschrift „Mein Kampf“ zum Hauptziel seiner Außenpolitik erklärt und die Vernichtung des Bolschewismus zu einem ideologisch-politischen Hauptziel des Nationalsozialismus gemacht.
Er begründete dies mit dem unvermeidbaren weltgeschichtlichen Kampf der „arischen Rasse“ gegen das „Weltjudentum“, dessen extremste Herrschaftsform der „Bolschewismus“ sei.
„Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten“. Hitler legimitierte diese Perspektive mit zwei Annahmen: einer rassischen, daher auch politischen und militärischen Unterlegenheit der angeblich von den Juden beherrschten Slawen und einer Bereitschaft Großbritanniens, Deutschlands vorherige Eroberung Frankreichs zu akzeptieren und es dann im Kampf gegen die Sowjetunion zu unterstützen.
1928 bekräftigte Hitler in einem zweiten Buch die Notwendigkeit der Eroberung von „Lebensraum im Osten“, der „für die nächsten 1000 Jahre“ ausreiche. Das Ziel, die europäischen Teile Russlands zu erobern, sollte die gesamte deutsche Rüstungs- und Außenpolitik bestimmen, und eine spätere Weltherrschaft der deutschen Arier zu ermöglichen.
Am 3. Februar 1933 erläuterte er sein Lebensraumkonzept den Befehlshabern der Reichswehr. 1934 erwog er erstmals, zuerst Blitzkriege im Westen zu führen, um sich dann dem Osten zuwenden zu können. In zwei großen Reichstagsreden 1937 und 1938 erklärte er, er führe unerbittlich den Kampf gegen den „jüdisch-internationalen Moskauer Bolschewismus“.
1934 wird Hitler in Nürnberg stürmisch von der Bevölkerung empfangen. Er betrachtet sich als die Erfüllung eines göttlichen Willens, mit dem Auftrag, einen neuen gnadenlosen und sogenannten rein-rassigen deutschen Staat zu errichten. Dem deutschen Reich, das sich mit der Niederlage von 1918 gedemütigt, beschnitten und entwaffnet fühlt, verspricht der Führer Rückkehr zu vergangenen Größe.
Hitler rüstet auf und entledigt sich in kurzer Zeit den Bedingungen des Versailler Vertrages, ohne auf den geringsten Widerstand gestoßen zu sein.
Auf dem jährlichen NSDAP-Parteitag am 16.9.1935 verkündet das Regime die sogenannten Nürnberger Rassengesetze. Deutschen Juden werden die staatsbürgerlichen Rechte aberkannt, was Übergriffen, Enteignungen und Gewalttaten jeder Art Tür und Tor geöffnet.
Wer kann, ergreift die Flucht oder bringt zumindest die Kinder in Frankreich oder Großbritannien in Sicherheit. Keiner kann jetzt noch das wahre Wesen des Nationalsozialismus verleugnen und doch konstatiert Iwan Maiski von seiner Botschaftswarte: die Britischen Konservativen halten sich mit Kritik an den Rassengesetzen betont zurück.
Am 14. September 1936 startet der NSDAP-Chef vor 160.000 Getreuen einen Kreuzzug gegen den Kommunismus. Hitler gelobt, die Juden und die Sowjetunion in einem gnadenlosen Kampf gegen den sogenannten jüdischen Bolschewismus auszurotten.
Zudem will Hitler alle Schritte in Richtung kollektiver Sicherheit unterbinden.Im Namen des Antikommunismus versucht er jetzt einen Bund mit Großbritannien zu schmieden. Er bestellt einen neuen Botschafter in London, Joachim von Ribbentrop., der ab sofort mit Maiski um die Gunst Englands buhlt.
Gleich nach seiner Ankunft in Victoria-Station, Oktober 1936, improvisierte er eine Rede:
Der Führer glaubt, dass der Kommunismus die einzige Gefahr ist, die England wirklich bedroht. Der Kommunismus ist die übelste aller Krankheiten, weil die Leute die Gefahr realisieren, wenn es zu spät ist: darum will der Führer Großbritannien zum Freund gewinnen.
Tags darauf reagieren selbst antikommunistische Presseorgane, empört: Großbritannien ist immer noch eine Demokratie, wo Kommunisten immer noch das Recht auf Leben und freie Meinungsäußerung haben.
Maiski gelingt es, zu sämtlichen Zeitungsbossen freundschaftliche Beziehungen zu knüpfen. Unglaublich, aber wahr. Die auflagenstärksten Blätter Englands stellen ihre sowjetfeindlichen Kampanien nach und nach ein.
Churchill: der Nationalsozialismus hat alles verändert. Die Sowjetunion ist keine Bedrohung mehr. Wir brauchen schleunigst eine Politik der kollektiven Sicherheit. Für Maiski stand fest, das Bündnis mit der Sowjetunion ist nur noch eine Frage der Zeit. Churchill gilt aber in den eigenen Reihen als Sonderling, mehr noch, als Querulant.
Vor diesem Kontext wird Neville Chamberlain im Mai 1937 zum neuen Premier ernannt.
Es stellt sich heraus, dass er zu der Sorte der Ignoranten zählt, , die meinen, immer Recht zu haben. Seinen Gesprächspartnern gegenüber immer schroff und herablassend, ist er ein Experte für Finanzfragen und betrachtet die Kommunisten als perfide Kreaturen, zu denen keinerlei Beziehungen unterhalten werden dürfen und den Botschafter Maiski nennt er unter vorgehaltener Hand einen gefährlichen kleinen Juden. Eden wird zum Außenminister ernannt. Für Eden ist jede Verständigung mit Hitler tabu.
Chamberlain setzt aber auf Appeasement, eine Politik der Zurückhaltung, für die er einen anderen Minister vorschickt: Lord Halifax. Litwinow zeichnet Maiski folgendes Portrait: ein Aristokrat, der Platitüden von sich gibt. Dem Schicksal anderer Länder auf der Welt völlig gleichgültig und der Sowjetunion extrem feindlich gesonnen. Wie ein Kundschafter bricht Halifax angeblich zu einer privaten Reise nach Deutschland auf. Zunächst steht ein Höflichkeitsbesuch bei Göring auf dem Programm. Göring eröffnete Halifax, dass Hitler gedenke, Österreich zu annektieren. Großbritannien werde sich dem nicht widersetzen, solange dies kein Chaos stiftet. Eine Antwort ganz nach Görings Gusto, der sich beeilt, Hitler zu übermitteln, dass ihm die Briten freie Bahn lassen.Nach einem Treffen mit Hitler auf dem Berghof, berichtet er: Die Nazis sind sicherlich Nationalisten und Rassisten, doch wir an ihrer Stelle würden wohl genauso empfinden.
Aus Protest gegen die Appeasement-Politik tritt Anthony Eden vom Amt des Außenministers zurück. An die Stelle Edens tritt der linkisch agierende Halifax.
Angesichts Hitlers Aufrüstung ist die französische Diplomatie überzeugt, Hitler ohne Hilfe der Alliierten nicht besiegen zu können. Doch die Briten haben keinerlei Vertrauen in die Franzosen und einer Militärallianz mit Frankreich verweigern sie sich hartnäckig. Seit dem Tode Barthous überlässt Frankreich seine Diplomatie weitgehend den Briten.
Paris 1938: In Frankreich wird Edouard Daladier zum Regierungschef berufen. Ein Amt, dass er trägt, wie eine Bürde. Als Veteran graut es Daladier vor dem Krieg und doch ist ihm klar, dass ein Krieg mit dem Nachbarn immer näher rückt. Wie alle seine Vorgänger in den letzten 4 Jahren hat er die Militärallianz mit Großbritannien zur obersten Priorität erklärt, ein Bund, den ihm Chamberlain hartnäckig verwehrt.
Auf dem Schlüsselposten des Äußeren seinerseits sitzt nun ein Befürworter der unbedingten Verständigung mit Hitler, Georges Bonnet. Er gilt als heuchlerisch. Ein Intrigant, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, Gerüchte über diesen und jenen in Umlauf zu setzen.
Für Stalin ist Hitler ein Klassenfeind wie jeder andere, doch bald muss er einsehen, dass die von ihm ausgehende Gefahr weit explosiver ist.
Stalin sucht Annäherung an seine 2 alten Freunde: die kapitalistischen Demokratien Frankreich und England. Er beauftragt damit seinen Volkskommissar für Äußeres, Maxim Litwinow, nach der Revolution 1. Repräsentant der Sowjetunion 1919 in London.
Die Sowjetunion wird 1934 Mitglied des Völkerbundes. Aufgrund seiner Überzeugungsarbeit haben die USA die Sowjetunion 1937 offiziell anerkannt.
Litwinow ist überzeugt, dass alle Länder Europas eine militärische Allianz gegen Hitler eingehen müssen. Die Politik mit dem Namen kollektive Sicherheit wird für ihn zur Obzession.
Von Ribbentrop gehört nunmehr zu den Stammgästen auf dem Berghof. Zu Beginn des Jahrers 1938 ernennt Hitler Ribbentrop zum Außenminister des 3. Reiches.
Da niemand sich Hitler in den Weg stellt, verleibt er sich Österreich 6 Monate früher als geplant ein
Der Grund für die Annexion: die deutsche Wirtschaft kann mit dem rasanten der Tempo der Wiederbewaffnung nicht mehr mithalten. Statt das Tempo zu drosseln, will Hitler jetzt die Kontrolle über den gesamten österreichischen Industriekomplex. Der Anschluss Österreichs bildet nur den ersten Schritt eines groß angelegten Beutezuges, wobei jeder Schritt die NS-Maschinerie befeuert.
Churchill setzt reihenweise Appelle ab. Maxim Litwinow fordert in Genf ebenfalls eindringlich, dass die Westmächte im Schulterschluss mit der Sowjetunion Hitler eindämmen, ehe es zu spät sei. Doch die Briten bleiben bei ihrer Politik und die Franzosen folgen ihnen blind.
Maiski wurde in Moskau verhaftet.
Litwinow steht unter der Aufsicht einer Sonderkommission, bestehend aus Stalin und dessen engsten Mitstreitern, darunter natürlich auch Molotow. Molotows Haltung zur kollektiven Sicherheit ist unverändert ablehnend. Sollen Kapitalisten und Faschisten sich gegenseitig abschlachten, uns geht das nichts an. Für Litwinow eine bodenlose Dummheit. Den Kopf in den Sand zu stecken, wird Hitler nicht daran hindern, uns zu überfallen. Die kollektive Sicherheit ist unsere einzige Option. Stalin zeigt sich außerstande, ein Machtwort zu sprechen.
Im September 1938 kehrt Maiski nach London zurück. Stalin scheint seine Dienste noch zu benötigen. Just in dem Moment, in dem Hitler erneut hoch pokert und seinen größten Coup seit seiner Machtergreifung wagt. Der Führer hat beschlossen, jenen Teil der Tschechoslowakei zu annektieren, der von einer deutschen Minderheit bevölkert wird, das Sudetenland.
Die Tschechoslowakei steht nicht allein. Durch Beistandspakte mit Frankreich und der Sowjetunion genießt sie doppelten Schutz.In Moskau gibt Litwinow bekannt, dass die Sowjetunion ihren Verpflichtungen nachkommen und die Tschechoslowakei verteidigen werde. Im gleichen Zug ruft er die Franzosen zu einer Konferenz der Generalstäbe auf. Ein Appell, den Georges Bonnet nicht einmal beantwortet. Abwarten, was die Engländer machen.
Maiski versucht bei Halifax vorzusprechen, um gemeinsam mit Großbritannien Hitler jetzt zu stoppen. Halifax sagt ihm, er habe keine Zeit.
Chamberlain will die Sache im Alleingang regeln.
Am15.09.38 wird er in München von Ribbentrop empfangen. Nach dem Treffen mit Hitler auf dem Berghof, verspricht Hitler, seine Ansprüche auf das Sudetenland zu beschränken, nicht auf die gesamte Tschechoslowakei. Chamberlain verlässt Deutschland mit der Vereinbarung, Hitler das Sudetenland abzutreten. Im Gegenzug hat der Diktator ihm versprochen, künftig keine weiteren Gebiete einzufordern.
Daladier und Bonnet fahren zu Chamberlain in die Downing Street, stimmen der kampflosen Abtretung des Sudetenlandes an Hitler zu und üben nun, als eigentliche Verbündete, Druck auf die Tschechoslowakei aus.
Umklammert von Nazideutschland und der Sowjetunion, ist Polen inzwischen ein autoritärer Staat mit Oberst Joseph Beck an der Spitze des Außenressorts. Eine erstaunliche Persönlichkeit, deren nationalistische, zu Größenwahn neigende Haltung durch Alkoholismus noch geschürt wird.
Anders gesagt, die Polen werden der Sowjetunion den Durchmarsch durch ihr Land auf keinen Fall erlauben.
Das Münchener Abkommen, auch Münchener Diktat und Münchner Verrat genannt, getroffen in München am 29.09.38, unterschrieben von Hitler, Mussolini, Daladier und Chamberlain, bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen 10 Tagen räumen musste. Der Einmarsch der Wehrmacht begann am 1. Oktober 1938. Im Gegensatz zur Abtretung garantierten Großbritannien und Frankreich der Tschechoslowakei im Fall eines unprovozierten Angriffs ihren Beistand und ihre Sicherheit.
Die Tschechoslowakei und die mit ihr verbündete Sowjetunion waren zu der Konferenz nicht eingeladen. In London erhält Maiski Besuch vom tschechoslowakischen Botschafter Jan Masaryk. Masaryk stammelte mühsam beherrscht: sie haben uns wie Sklaven verschachert.
Vom einzigen demokratischen Staatswesen Mitteleuropas wurde einfach so ein Stück abgespalten.
Das Münchner Abkommen bedeutete faktisch das Ende der multinationalen Tschechoslowakei, da auch die Nachbarstaaten Polen und Ungarn die Gunst der Stunde zu Gebietsbesetzungen nutzten, ohne Zustimmung der Signatarmächte Großbritannien und Frankreich.
In Genf ist Litwinow fassungslos vor dem erneuten Einknicken vor Hitler und fordert erneut eine kollektive Sicherheit, aber keiner reagiert.
Der Westen hat Litwinows ausgestreckte Hand verächtlich ignoriert und lieber mit Hitler paktiert. Maxim Litwinow, am Boden zerstört, nährt keine Illusionen mehr. Nach 5-jährigen Bemühungen kehrt er mit leeren Händen nach Hause und muss dem gedemütigten Stalin, dessen Beunruhigung zusehens wächst, Rede und Antwort stehen.
Georges Bonnet setzt dem ganzen mit der Einladung Ribbentrops nach Paris noch die Krone auf.
Und Bonnet unterzeichnet mit von Ribbentrop einen Nichtangriffspakt. Im Anschluss darf der deutsche Außenminister einen Hakenkreuzkranz am Grab des unbekannten Soldaten niederlegen. Um der Eitelkeit der Nazigröße zu schmeicheln, gibt Bonnet am Abend ein großes Staatsbankett unter Ausschluss der 3 jüdischen Minister.
5. Januar 1939
Hitler, seit München im Gefühl der Allmacht, empfängt auf dem Berghof den polnischen Außenminister Oberst Beck, und verlangt von ihm die Herausgabe des deutschen Korridors, jenes Gebietsstreifen, der Ostpreußen vom restlichen Reich trennt. Im Gegenzug werde ich ihm die ganze Ukraine schenken, wenn ich die gesamte UdSSR vernichtet habe.
Zu diesem Zweck war der Nachbarstaat Polen von der deutschen Führung seit 1934 umworben worden, in der Hoffnung; ihn zu einem gemeinsamen militärischen Vorgehen gegen die UdSSR bewegen zu können, zumindest aber zu einer neutralen Haltung.
Doch Oberst Beck legt sich quer. Und Hitler beschließt, Polen zu überrollen.
10. März 1939. Moskau. 18. Kongress der Kommunistischen Partei
In der Rede zur Außenpolitik macht Stalin keine Hehl aus seiner tiefen Enttäuschung nach München
und seinem Grauen, Hitler allein gegenüber zu stehen. Er wolle nicht für die Westmächte die Kastanien aus dem Feuer holen müssen, umschreibt er seine Haltung gewunden.
Von Ribbentrop dreht und wendet diese Formulierung Stalins, bis er eine Erleuchtung hat.
Er begibt sich auf den Berghof, um Hitler einzuweihen. Die letzte Rede Stalins ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, erklärt er. Stalin würde sich lieber mit uns verbünden, als isoliert zu bleiben, da bin ich mir ganz sicher. Durch einen Pakt mit ihm, hätten sie in Europa völlig freie Hand. Ein Pakt mit den jüdischen Bolschewiken, versetzt Hitler entgeistert – das ist doch völlig absurd.
Und dann tut Hitler es tatsächlich.
Am 15. März 1939 besetzt er auch das verbliebene tschechische Staatsgebiet, welches Hitler Direkt-Tschechei nennt und bringt dort die gesamte Rüstungsindustrie unter seine Kontrolle.
Nur 6 Monate nach der Unterzeichnung ist das Münchener Abkommen das Papier nicht mehr wert, auf dem es stand.
8 Tage später rückt Hitler mit seinem Marinekorps in den litauischen Ostseehafen Memel ein, um die hier lebenden Deutschen heim ins Reich zu holen.
Am 31.3.39, noch während seines Memelbesuches, setzt Hitler eine Botschaft an Polen ab:
Das Land liege nur 130 Seemeilen vor dem polnischen Korridor, welcher umgehend an das Deutsche Reich abgetreten werden müsse. Sonst werde er ihn sich selbst holen.
Maiski an Litwinow: Die Briten seinen fassungslos und sind außer sich vor Wut, weil er sie in München zum Narren gehalten hat. Diesmal ist das Maß voll. Die Reaktion der Franzosen fällt identisch aus. Chamberlain schlägt schließlich Alarm.
Am 31.3.1939 versichert er Polen, dass GB im Angriffsfall zu Hilfe kommen werde.
Daladier, erleichtert, endlich ein Militärbündnis mit den Engländern schmieden zu können, offeriert Polen umgehend dieselbe Beistandsgarantie.
Maiski setzt sich mit Halifax in Verbindung, doch Halifax nörgelt herum. Das geht alles ein bisschen zu weit, ursprünglich wollten wir nur Polen schützen. Worauf ihm Maiski sagt: aber wir wissen doch, dass Hitler in Polen nicht halt machen wird, oder – und Halifax erbittet sich eine Bedenkzeit. Bedenkzeit, als ob wir die hätten, so Maiski.
Der Bund mit der Sowjetunion ist, so ein hochrangiger britischer Militär, , das einzige, was zu tun bleibt, vorausgesetzt, die Politiker ziehen mit.
April 1939 London. Oberst Beck wird in GB empfangen und zeigt sich hocherfreut, dass die Engländer und Franzosen sein Land vor Hitler schützen wollen. Doch als Halifax ihn später fragt, ob Polen zum Wohle aller die Rote Armee durch Polen ziehen lasse, stellt sich Beck stur. Selbst wenn die Nacht unterginge – keine russischen Streitkräfte auf polnischem Boden.
Am 15. und 16. April 1939 führten Litwinow und der britische Botschafter William Seeds in Moskau Gespräche über „die Schaffung einer gemeinsamen Front zur gegenseitigen Hilfeleistung zwischen GB, Frankreich und der SU.
Am 17/18. April 1939 schlägt Litwinow Großbritannien und Frankreich eine sofort wirksame Militärallianz vor, mit der Verpflichtung, außer Polen, auch Finnland, die beiden baltischen Staaten (gemeint sind Estland und Lettland) und Rumänien zu verteidigen, die gesamte Sowjetgrenze, vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer.
Am 27. April kündigte Deutschland daraufhin das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935.
Das Frühjahr und der Frühsommer1939 vergeht mit diplomatischen Winkelzügen und konfus geführten Verhandlungen. Briten, Franzosen und die Sowjets tauschen komplizierte Vorschläge und Gegenvorschläge aus, die samt und sonders am Veto Polens scheitern. Das Land beharrt auf seiner Position: kein Durchmarschrecht für die Rote Armee. Einzig die Briten und Franzosen könnten Polen mit vereinten Kräften zum Einlenken zu bewegen, doch echte Bemühungen in einer solchen Richtung bleiben aus. Keiner vertraut dem anderen, während Europa sehenden Auges ins Verderben steuert.
Dazu kommt Molotows ziemlich ungehobeltes Auftreten, was den Dialog nicht gerade erleichtert.
(Am 3. Mai 1939 wurde der bisherige Außenminister Maxim Litwinow, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft von der deutschen Presse heftig attackiert worden war, abgelöst und der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, Molotow, übernahm zusätzlich die Leitung der Außenpolitik).
Stalin misstraut Hitler genauso, wie den anderen Westmächten und seit München empfindet er ganz besonderen Groll gegen Chamberlain.
Nach zähem Ringen akzeptierten die Westmächte Mitte Juli den sowjetischen Vorschlag eines Militärpaktes zwischen Frankreich, GB und der SU, der Nazideutschland in die Zange nehmen könnte. Die britische Presse verbreitet die Nachricht vom Dreierbund mit der den Sowjets mit spürbarer Erleichterung.
Nach dieser Entwicklung autorisiert Hitler von Ribbentrop, unter strengster Geheimhaltung eine Annäherung mit den Sowjets zu suchen.
Berlin, 2 Tage später, 26. Juli 1939.
Der deutsche Diplomat Karl Schnurre lädt Georgi Astachow, offiziell als Botschaftsrat in Berlin tätig, zum Mittagessen ein. (in Wirklichkeit ist er Agent des Geheimdienstes NKWD)
Schnurre gibt zu erkennen, dass er auf Order von Ribbentrop agiert und einen von von Ribbentrop verfassten Text hat, den der Diplomat detailgetreu übermitteln soll. Astachow fällt ihm ins Wort: „unmöglich. Tun sie nicht so, als ob Hitler Mein Kampf nie geschrieben hatte“. Schnurre: Georgi, ein Buch, dass vor 15 Jahren geschrieben wurde, ist doch nicht ernst zu nehmen. Ich kann Ihnen versichern, dass sich unsere Aktivitäten gründlich verschoben haben. Astachow: gestatten Sie mir zu sagen, dass dies schwer zu glauben ist. Schnorre: behandeln sie die Engländer nicht so wie uns, mit Herablassung? Mit diesem Argument trifft Schnurre bei Astachow voll ins Schwarze.
Schnurre: ich gehe davon aus, dass es eine Ebene der Verständigung geben könnte, die unser beider Interesse betreffen könnte.
Beim Auseinandergehen hakt Astachow nach: angenommen, ein hochrangiger deutscher Entscheidungsträger spricht mit einer sowjetischen Führungspersönlichkeit, würde er sich exakt so äußern wie Sie? Schnurre: aber selbstverständlich.
2 Tage später:
In einem hochgeheimen Telegramm an Astachow zeigt sich Molotow interessiert. Astachow benachrichtet Schnurre, der von Ribbentrop in Kenntnis setzt, der Hitler Meldung erstattet.
Am 2. August 1939 übermittelt Ribbentrop Molotow in größter Heimlichkeit ein Territorialangebot vom Baltikum zum Schwarzen Meer. Höchst dringlich und nicht sehr lange gültig.
Damit liegt der deutsch-sowjetische Pakt auf dem Tisch.
Für Stalin ist der Hitlervorschlag schlicht unwiderstehlich, bietet er ihm doch die einmalige Möglichkeit, mit einem Schlag die Gebiete zurückzuerhalten, die nach der russischen Revolution verlorengingen.
Weitere Zeit ging verloren, weil die Briten allein 10 Tage brauchten, um eine Delegation für die Verhandlungen zum Abschluss einer Militärkonvention als Basis für den Dreierbund zusammenzustellen und weil die britischen und französischen Delegationen unter Admiral Drax und General Doumenc anstatt mit dem Flugzeug, mit dem langsamsten Frachter der Britischen Flotte via Leningrad anreisten. Am12. August 1939 konnten daher die Verhandlungen mit Marschall Woroschilow im Verteidigungsministerium beginnen. Woroschilow zeigt Dokumente, die seinen diplomatischen Auftrag bescheinigen. General Doumenc zeigt die von Daladier erteilte offizielle Bevollmächtigung. Drax gibt zu, über nichts dergleichen zu verfügen. Admiral Nobody und General Sowieso so, Stalin.
Wie bedauerlich, sagte Woroschilow, ehe er die Kernfrage stellt: bekommt die Rote Armee ein Durchmarschrecht durch Polen. Ensatation für Doumenc, Crax und die westliche Diplomatie in 5 Jahren. Wir sehen uns wieder, wenn Polen seine Zustimmung erteilt hat.
Panik in London. Halifax fleht Polen an, doch einzulenken. In Warschau übt die französische Diplomatie unkoordiniert Druck auf Oberst Beck aus, der die Dringlichkeit der Lage durchaus versteht, aber Bedenkzeit erbittet.
Nur noch 2 Wochen bis zum festgesetzten Datums des Überfalls auf Polen.
Dann ging alle sehr schnell. Am 19. August 1939 gab Stalin die Zustimmung für den Besuch von Ribbentrop in Moskau.
Der das Datum 23. August tragende deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde anschließend nach Mitternacht am 24. August 1939 durch Ribbentrop und Molotow im Beisein Stalins und des deutschen Botschafters Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg unterzeichnet.
Der Pakt garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten.
Ein geheimes Zusatzprotokoll „für den Fall einer territorialen Umgestaltung“ gestattete der Sowjetunion, die durch die russische Revolution verlorenen Territorien des Russischen Kaiserreiches wiederzugewinnen.Es erklärte Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre deklariert. Westpolen und Litauen zur deutschen. Im Südosten Europas wurde Bessarabien zum sowjetischen Interessensgebiet deklariert. Deutschland wiederum erklärte sein politisches Desinteresse an Bessarabien.
Der Deutsch-Sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 ergänzte den Nichtangriffspakt.
Neben einer Bekräftigung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit präzisierten begleitende, geheime Abkommen die Aufteilung Polens, schlugen Litauen der Sowjetunion zu und legten die Überführung der deutschen , ukrainischen und weißrussischen Minderheiten aus den betroffenen Gebieten in dem eigenen Machtbereich fest.
In Paris reagiert Daladier kühl und pragmatisch.
Er lässt alle kommunistischen Zeitungen verbieten und bald auch die kommunistische Partei selbst.
Die Botschaft ist klar. Nur Stalin ist schuld an diesem diplomatischen Desaster.
In London gerät Chamberlain ins taumeln. Der Premier echofiert sich über Stalins Verrat. Dabei wollte er selbst die Verhandlungen mit den Sowjets maximal hinauszögern, in der Hoffnung, doch noch zu einem last-minute aggreement mit Hitler zu gelangen.
Maiski hat die Nachricht, wie jedermann, aus der Presse erfahren. Der Botschafter sei niedergeschmettert, wenn auch nicht überrascht.
In den 5 Jahren hat nicht einmal die Bedrohung des Nationalsozialismus das tief sitzende Misstrauen gegenüber der Sowjetunion beseitigen können.
Am 1. September wird Polen überfallen.
3 Tage später erklären Chamberlain und Daladier Hitler den Krieg.
Hitler macht Ribbentrop verantwortlich. Er mutierte vom Helden zum Trottel.
GB und Frankreich begehen den Fehler, keine sofortige Offensive zu starten, während die deutschen Truppen in Polen gebunden sind. So ist Polen rasch erobert.
Im November 1939 befiehlt Stalin den Angriff auf Finnland und zwingt es zur Herausgabe der Karelischen Landenge, unabdingbar für die Sicherheitsinteressen der Stadt Leningrad.
Im Juni 1940 tritt Rumänien der Sowjetunion das Territorium Bessarabien ab.
Die Sowjetunion hat die vorrevolutionären Grenzen Russlands zurückerlangt.
Zum gleichen Zeitpunkt zwingt die Wehrmacht Halbeuropa in die Knie.
Der deutsch-sowjetische Vertrag ermöglicht es Hitler, seine Gegner nach und nach auszuschalten.
Stalin und Molotow haben mehr oder weniger so gehandelt, wie Hitler es wollte.
Beide waren überzeugt, dass der Reichskanzler Wort halten würde und die Sowjetunion in Ruhe ließe.
Maiski wird von den Briten geschnitten, hält sich nur durch seine Beziehungen zu Churchill über Wasser. Churchill informiert Maiski über den bevorstehenden Einmarsch in die Sowjetunion, die Maiski umgehend nach Moskau weiterleitet.
Aus wenigstens 50 zuverlässigen Quellen wird Stalin gewarnt, dass Hitler Anstalten mache, den Nichtangriffspakt aufzukündigen.
Doch Stalin weigert sich, den Meldungen Glauben zu schenken und lässt sogar einige der Informanten wegen Fehlinformationen hinrichten.
22.06.1941 Überfall auf die Sowjetunion.
Mit der Durchführung des Unternehmen Barbarossa am 22.06.1941 brach das Deutsche Reich beide Verträge. Am Tage des Überfalls ging Stalin davon aus, dass Hitler Opfer eines Staatsstreiches von putschenden Generälen sei. Bloß nicht zugeben, dass Hitler ihn wie alle anderen zum Narren gehalten hat. So befindet sich die Sowjetunion durch die Macht der Ereignisse im gleichen Lager wie Großbritannien.
Ulrich Hoppe
Quellen:
1. Französischer Dokumentarfilm 2018. „Der Hitler-Stalin-Pakt vom 23.08.1939“
2. Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt, Wikipedia
3. Unternehmen Barbarossa, Wikipedia
4. Münchner Abkommen, Wikipedia
Hitler hatte einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schon 1925 in seiner Programmschrift „Mein Kampf“ zum Hauptziel seiner Außenpolitik erklärt und die Vernichtung des Bolschewismus zu einem ideologisch-politischen Hauptziel des Nationalsozialismus gemacht.
Er begründete dies mit dem unvermeidbaren weltgeschichtlichen Kampf der „arischen Rasse“ gegen das „Weltjudentum“, dessen extremste Herrschaftsform der „Bolschewismus“ sei.
„Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten“. Hitler legimitierte diese Perspektive mit zwei Annahmen: einer rassischen, daher auch politischen und militärischen Unterlegenheit der angeblich von den Juden beherrschten Slawen und einer Bereitschaft Großbritanniens, Deutschlands vorherige Eroberung Frankreichs zu akzeptieren und es dann im Kampf gegen die Sowjetunion zu unterstützen.
1928 bekräftigte Hitler in einem zweiten Buch die Notwendigkeit der Eroberung von „Lebensraum im Osten“, der „für die nächsten 1000 Jahre“ ausreiche. Das Ziel, die europäischen Teile Russlands zu erobern, sollte die gesamte deutsche Rüstungs- und Außenpolitik bestimmen, und eine spätere Weltherrschaft der deutschen Arier zu ermöglichen.
Am 3. Februar 1933 erläuterte er sein Lebensraumkonzept den Befehlshabern der Reichswehr. 1934 erwog er erstmals, zuerst Blitzkriege im Westen zu führen, um sich dann dem Osten zuwenden zu können. In zwei großen Reichstagsreden 1937 und 1938 erklärte er, er führe unerbittlich den Kampf gegen den „jüdisch-internationalen Moskauer Bolschewismus“.
1934 wird Hitler in Nürnberg stürmisch von der Bevölkerung empfangen. Er betrachtet sich als die Erfüllung eines göttlichen Willens, mit dem Auftrag, einen neuen gnadenlosen und sogenannten rein-rassigen deutschen Staat zu errichten. Dem deutschen Reich, das sich mit der Niederlage von 1918 gedemütigt, beschnitten und entwaffnet fühlt, verspricht der Führer Rückkehr zu vergangenen Größe.
Hitler rüstet auf und entledigt sich in kurzer Zeit den Bedingungen des Versailler Vertrages, ohne auf den geringsten Widerstand gestoßen zu sein.
- Am 26.2.35 wird Hermann Göring mit dem Aufbau einer modernen Luftwaffe betraut.
- 2 Wochen später: Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht.
- Wiederaufbau der deutschen Kriegsmarine ( Juni 1935, London – Sondermission Ribbentrops). Die Briten erlauben einseitig, dass Hitler wieder eine Kriegsmarine aufbaut.
- 07.03.36 Remilitarisierung des Rheinlandes. Erster Einmarsch von 3.000 Soldaten, während die Nazipropaganda mit Bildern einer jubelnden deutschen Bevölkerung die Welt beeindruckt.
Auf dem jährlichen NSDAP-Parteitag am 16.9.1935 verkündet das Regime die sogenannten Nürnberger Rassengesetze. Deutschen Juden werden die staatsbürgerlichen Rechte aberkannt, was Übergriffen, Enteignungen und Gewalttaten jeder Art Tür und Tor geöffnet.
Wer kann, ergreift die Flucht oder bringt zumindest die Kinder in Frankreich oder Großbritannien in Sicherheit. Keiner kann jetzt noch das wahre Wesen des Nationalsozialismus verleugnen und doch konstatiert Iwan Maiski von seiner Botschaftswarte: die Britischen Konservativen halten sich mit Kritik an den Rassengesetzen betont zurück.
Am 14. September 1936 startet der NSDAP-Chef vor 160.000 Getreuen einen Kreuzzug gegen den Kommunismus. Hitler gelobt, die Juden und die Sowjetunion in einem gnadenlosen Kampf gegen den sogenannten jüdischen Bolschewismus auszurotten.
Zudem will Hitler alle Schritte in Richtung kollektiver Sicherheit unterbinden.Im Namen des Antikommunismus versucht er jetzt einen Bund mit Großbritannien zu schmieden. Er bestellt einen neuen Botschafter in London, Joachim von Ribbentrop., der ab sofort mit Maiski um die Gunst Englands buhlt.
Gleich nach seiner Ankunft in Victoria-Station, Oktober 1936, improvisierte er eine Rede:
Der Führer glaubt, dass der Kommunismus die einzige Gefahr ist, die England wirklich bedroht. Der Kommunismus ist die übelste aller Krankheiten, weil die Leute die Gefahr realisieren, wenn es zu spät ist: darum will der Führer Großbritannien zum Freund gewinnen.
Tags darauf reagieren selbst antikommunistische Presseorgane, empört: Großbritannien ist immer noch eine Demokratie, wo Kommunisten immer noch das Recht auf Leben und freie Meinungsäußerung haben.
Maiski gelingt es, zu sämtlichen Zeitungsbossen freundschaftliche Beziehungen zu knüpfen. Unglaublich, aber wahr. Die auflagenstärksten Blätter Englands stellen ihre sowjetfeindlichen Kampanien nach und nach ein.
Churchill: der Nationalsozialismus hat alles verändert. Die Sowjetunion ist keine Bedrohung mehr. Wir brauchen schleunigst eine Politik der kollektiven Sicherheit. Für Maiski stand fest, das Bündnis mit der Sowjetunion ist nur noch eine Frage der Zeit. Churchill gilt aber in den eigenen Reihen als Sonderling, mehr noch, als Querulant.
Vor diesem Kontext wird Neville Chamberlain im Mai 1937 zum neuen Premier ernannt.
Es stellt sich heraus, dass er zu der Sorte der Ignoranten zählt, , die meinen, immer Recht zu haben. Seinen Gesprächspartnern gegenüber immer schroff und herablassend, ist er ein Experte für Finanzfragen und betrachtet die Kommunisten als perfide Kreaturen, zu denen keinerlei Beziehungen unterhalten werden dürfen und den Botschafter Maiski nennt er unter vorgehaltener Hand einen gefährlichen kleinen Juden. Eden wird zum Außenminister ernannt. Für Eden ist jede Verständigung mit Hitler tabu.
Chamberlain setzt aber auf Appeasement, eine Politik der Zurückhaltung, für die er einen anderen Minister vorschickt: Lord Halifax. Litwinow zeichnet Maiski folgendes Portrait: ein Aristokrat, der Platitüden von sich gibt. Dem Schicksal anderer Länder auf der Welt völlig gleichgültig und der Sowjetunion extrem feindlich gesonnen. Wie ein Kundschafter bricht Halifax angeblich zu einer privaten Reise nach Deutschland auf. Zunächst steht ein Höflichkeitsbesuch bei Göring auf dem Programm. Göring eröffnete Halifax, dass Hitler gedenke, Österreich zu annektieren. Großbritannien werde sich dem nicht widersetzen, solange dies kein Chaos stiftet. Eine Antwort ganz nach Görings Gusto, der sich beeilt, Hitler zu übermitteln, dass ihm die Briten freie Bahn lassen.Nach einem Treffen mit Hitler auf dem Berghof, berichtet er: Die Nazis sind sicherlich Nationalisten und Rassisten, doch wir an ihrer Stelle würden wohl genauso empfinden.
Aus Protest gegen die Appeasement-Politik tritt Anthony Eden vom Amt des Außenministers zurück. An die Stelle Edens tritt der linkisch agierende Halifax.
Angesichts Hitlers Aufrüstung ist die französische Diplomatie überzeugt, Hitler ohne Hilfe der Alliierten nicht besiegen zu können. Doch die Briten haben keinerlei Vertrauen in die Franzosen und einer Militärallianz mit Frankreich verweigern sie sich hartnäckig. Seit dem Tode Barthous überlässt Frankreich seine Diplomatie weitgehend den Briten.
Paris 1938: In Frankreich wird Edouard Daladier zum Regierungschef berufen. Ein Amt, dass er trägt, wie eine Bürde. Als Veteran graut es Daladier vor dem Krieg und doch ist ihm klar, dass ein Krieg mit dem Nachbarn immer näher rückt. Wie alle seine Vorgänger in den letzten 4 Jahren hat er die Militärallianz mit Großbritannien zur obersten Priorität erklärt, ein Bund, den ihm Chamberlain hartnäckig verwehrt.
Auf dem Schlüsselposten des Äußeren seinerseits sitzt nun ein Befürworter der unbedingten Verständigung mit Hitler, Georges Bonnet. Er gilt als heuchlerisch. Ein Intrigant, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, Gerüchte über diesen und jenen in Umlauf zu setzen.
Für Stalin ist Hitler ein Klassenfeind wie jeder andere, doch bald muss er einsehen, dass die von ihm ausgehende Gefahr weit explosiver ist.
Stalin sucht Annäherung an seine 2 alten Freunde: die kapitalistischen Demokratien Frankreich und England. Er beauftragt damit seinen Volkskommissar für Äußeres, Maxim Litwinow, nach der Revolution 1. Repräsentant der Sowjetunion 1919 in London.
Die Sowjetunion wird 1934 Mitglied des Völkerbundes. Aufgrund seiner Überzeugungsarbeit haben die USA die Sowjetunion 1937 offiziell anerkannt.
Litwinow ist überzeugt, dass alle Länder Europas eine militärische Allianz gegen Hitler eingehen müssen. Die Politik mit dem Namen kollektive Sicherheit wird für ihn zur Obzession.
Von Ribbentrop gehört nunmehr zu den Stammgästen auf dem Berghof. Zu Beginn des Jahrers 1938 ernennt Hitler Ribbentrop zum Außenminister des 3. Reiches.
Da niemand sich Hitler in den Weg stellt, verleibt er sich Österreich 6 Monate früher als geplant ein
Der Grund für die Annexion: die deutsche Wirtschaft kann mit dem rasanten der Tempo der Wiederbewaffnung nicht mehr mithalten. Statt das Tempo zu drosseln, will Hitler jetzt die Kontrolle über den gesamten österreichischen Industriekomplex. Der Anschluss Österreichs bildet nur den ersten Schritt eines groß angelegten Beutezuges, wobei jeder Schritt die NS-Maschinerie befeuert.
Churchill setzt reihenweise Appelle ab. Maxim Litwinow fordert in Genf ebenfalls eindringlich, dass die Westmächte im Schulterschluss mit der Sowjetunion Hitler eindämmen, ehe es zu spät sei. Doch die Briten bleiben bei ihrer Politik und die Franzosen folgen ihnen blind.
Maiski wurde in Moskau verhaftet.
Litwinow steht unter der Aufsicht einer Sonderkommission, bestehend aus Stalin und dessen engsten Mitstreitern, darunter natürlich auch Molotow. Molotows Haltung zur kollektiven Sicherheit ist unverändert ablehnend. Sollen Kapitalisten und Faschisten sich gegenseitig abschlachten, uns geht das nichts an. Für Litwinow eine bodenlose Dummheit. Den Kopf in den Sand zu stecken, wird Hitler nicht daran hindern, uns zu überfallen. Die kollektive Sicherheit ist unsere einzige Option. Stalin zeigt sich außerstande, ein Machtwort zu sprechen.
Im September 1938 kehrt Maiski nach London zurück. Stalin scheint seine Dienste noch zu benötigen. Just in dem Moment, in dem Hitler erneut hoch pokert und seinen größten Coup seit seiner Machtergreifung wagt. Der Führer hat beschlossen, jenen Teil der Tschechoslowakei zu annektieren, der von einer deutschen Minderheit bevölkert wird, das Sudetenland.
Die Tschechoslowakei steht nicht allein. Durch Beistandspakte mit Frankreich und der Sowjetunion genießt sie doppelten Schutz.In Moskau gibt Litwinow bekannt, dass die Sowjetunion ihren Verpflichtungen nachkommen und die Tschechoslowakei verteidigen werde. Im gleichen Zug ruft er die Franzosen zu einer Konferenz der Generalstäbe auf. Ein Appell, den Georges Bonnet nicht einmal beantwortet. Abwarten, was die Engländer machen.
Maiski versucht bei Halifax vorzusprechen, um gemeinsam mit Großbritannien Hitler jetzt zu stoppen. Halifax sagt ihm, er habe keine Zeit.
Chamberlain will die Sache im Alleingang regeln.
Am15.09.38 wird er in München von Ribbentrop empfangen. Nach dem Treffen mit Hitler auf dem Berghof, verspricht Hitler, seine Ansprüche auf das Sudetenland zu beschränken, nicht auf die gesamte Tschechoslowakei. Chamberlain verlässt Deutschland mit der Vereinbarung, Hitler das Sudetenland abzutreten. Im Gegenzug hat der Diktator ihm versprochen, künftig keine weiteren Gebiete einzufordern.
Daladier und Bonnet fahren zu Chamberlain in die Downing Street, stimmen der kampflosen Abtretung des Sudetenlandes an Hitler zu und üben nun, als eigentliche Verbündete, Druck auf die Tschechoslowakei aus.
Umklammert von Nazideutschland und der Sowjetunion, ist Polen inzwischen ein autoritärer Staat mit Oberst Joseph Beck an der Spitze des Außenressorts. Eine erstaunliche Persönlichkeit, deren nationalistische, zu Größenwahn neigende Haltung durch Alkoholismus noch geschürt wird.
Anders gesagt, die Polen werden der Sowjetunion den Durchmarsch durch ihr Land auf keinen Fall erlauben.
Das Münchener Abkommen, auch Münchener Diktat und Münchner Verrat genannt, getroffen in München am 29.09.38, unterschrieben von Hitler, Mussolini, Daladier und Chamberlain, bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen 10 Tagen räumen musste. Der Einmarsch der Wehrmacht begann am 1. Oktober 1938. Im Gegensatz zur Abtretung garantierten Großbritannien und Frankreich der Tschechoslowakei im Fall eines unprovozierten Angriffs ihren Beistand und ihre Sicherheit.
Die Tschechoslowakei und die mit ihr verbündete Sowjetunion waren zu der Konferenz nicht eingeladen. In London erhält Maiski Besuch vom tschechoslowakischen Botschafter Jan Masaryk. Masaryk stammelte mühsam beherrscht: sie haben uns wie Sklaven verschachert.
Vom einzigen demokratischen Staatswesen Mitteleuropas wurde einfach so ein Stück abgespalten.
Das Münchner Abkommen bedeutete faktisch das Ende der multinationalen Tschechoslowakei, da auch die Nachbarstaaten Polen und Ungarn die Gunst der Stunde zu Gebietsbesetzungen nutzten, ohne Zustimmung der Signatarmächte Großbritannien und Frankreich.
In Genf ist Litwinow fassungslos vor dem erneuten Einknicken vor Hitler und fordert erneut eine kollektive Sicherheit, aber keiner reagiert.
Der Westen hat Litwinows ausgestreckte Hand verächtlich ignoriert und lieber mit Hitler paktiert. Maxim Litwinow, am Boden zerstört, nährt keine Illusionen mehr. Nach 5-jährigen Bemühungen kehrt er mit leeren Händen nach Hause und muss dem gedemütigten Stalin, dessen Beunruhigung zusehens wächst, Rede und Antwort stehen.
Georges Bonnet setzt dem ganzen mit der Einladung Ribbentrops nach Paris noch die Krone auf.
Und Bonnet unterzeichnet mit von Ribbentrop einen Nichtangriffspakt. Im Anschluss darf der deutsche Außenminister einen Hakenkreuzkranz am Grab des unbekannten Soldaten niederlegen. Um der Eitelkeit der Nazigröße zu schmeicheln, gibt Bonnet am Abend ein großes Staatsbankett unter Ausschluss der 3 jüdischen Minister.
5. Januar 1939
Hitler, seit München im Gefühl der Allmacht, empfängt auf dem Berghof den polnischen Außenminister Oberst Beck, und verlangt von ihm die Herausgabe des deutschen Korridors, jenes Gebietsstreifen, der Ostpreußen vom restlichen Reich trennt. Im Gegenzug werde ich ihm die ganze Ukraine schenken, wenn ich die gesamte UdSSR vernichtet habe.
Zu diesem Zweck war der Nachbarstaat Polen von der deutschen Führung seit 1934 umworben worden, in der Hoffnung; ihn zu einem gemeinsamen militärischen Vorgehen gegen die UdSSR bewegen zu können, zumindest aber zu einer neutralen Haltung.
Doch Oberst Beck legt sich quer. Und Hitler beschließt, Polen zu überrollen.
10. März 1939. Moskau. 18. Kongress der Kommunistischen Partei
In der Rede zur Außenpolitik macht Stalin keine Hehl aus seiner tiefen Enttäuschung nach München
und seinem Grauen, Hitler allein gegenüber zu stehen. Er wolle nicht für die Westmächte die Kastanien aus dem Feuer holen müssen, umschreibt er seine Haltung gewunden.
Von Ribbentrop dreht und wendet diese Formulierung Stalins, bis er eine Erleuchtung hat.
Er begibt sich auf den Berghof, um Hitler einzuweihen. Die letzte Rede Stalins ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, erklärt er. Stalin würde sich lieber mit uns verbünden, als isoliert zu bleiben, da bin ich mir ganz sicher. Durch einen Pakt mit ihm, hätten sie in Europa völlig freie Hand. Ein Pakt mit den jüdischen Bolschewiken, versetzt Hitler entgeistert – das ist doch völlig absurd.
Und dann tut Hitler es tatsächlich.
Am 15. März 1939 besetzt er auch das verbliebene tschechische Staatsgebiet, welches Hitler Direkt-Tschechei nennt und bringt dort die gesamte Rüstungsindustrie unter seine Kontrolle.
Nur 6 Monate nach der Unterzeichnung ist das Münchener Abkommen das Papier nicht mehr wert, auf dem es stand.
8 Tage später rückt Hitler mit seinem Marinekorps in den litauischen Ostseehafen Memel ein, um die hier lebenden Deutschen heim ins Reich zu holen.
Am 31.3.39, noch während seines Memelbesuches, setzt Hitler eine Botschaft an Polen ab:
Das Land liege nur 130 Seemeilen vor dem polnischen Korridor, welcher umgehend an das Deutsche Reich abgetreten werden müsse. Sonst werde er ihn sich selbst holen.
Maiski an Litwinow: Die Briten seinen fassungslos und sind außer sich vor Wut, weil er sie in München zum Narren gehalten hat. Diesmal ist das Maß voll. Die Reaktion der Franzosen fällt identisch aus. Chamberlain schlägt schließlich Alarm.
Am 31.3.1939 versichert er Polen, dass GB im Angriffsfall zu Hilfe kommen werde.
Daladier, erleichtert, endlich ein Militärbündnis mit den Engländern schmieden zu können, offeriert Polen umgehend dieselbe Beistandsgarantie.
Maiski setzt sich mit Halifax in Verbindung, doch Halifax nörgelt herum. Das geht alles ein bisschen zu weit, ursprünglich wollten wir nur Polen schützen. Worauf ihm Maiski sagt: aber wir wissen doch, dass Hitler in Polen nicht halt machen wird, oder – und Halifax erbittet sich eine Bedenkzeit. Bedenkzeit, als ob wir die hätten, so Maiski.
Der Bund mit der Sowjetunion ist, so ein hochrangiger britischer Militär, , das einzige, was zu tun bleibt, vorausgesetzt, die Politiker ziehen mit.
April 1939 London. Oberst Beck wird in GB empfangen und zeigt sich hocherfreut, dass die Engländer und Franzosen sein Land vor Hitler schützen wollen. Doch als Halifax ihn später fragt, ob Polen zum Wohle aller die Rote Armee durch Polen ziehen lasse, stellt sich Beck stur. Selbst wenn die Nacht unterginge – keine russischen Streitkräfte auf polnischem Boden.
Am 15. und 16. April 1939 führten Litwinow und der britische Botschafter William Seeds in Moskau Gespräche über „die Schaffung einer gemeinsamen Front zur gegenseitigen Hilfeleistung zwischen GB, Frankreich und der SU.
Am 17/18. April 1939 schlägt Litwinow Großbritannien und Frankreich eine sofort wirksame Militärallianz vor, mit der Verpflichtung, außer Polen, auch Finnland, die beiden baltischen Staaten (gemeint sind Estland und Lettland) und Rumänien zu verteidigen, die gesamte Sowjetgrenze, vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer.
Am 27. April kündigte Deutschland daraufhin das deutsch-britische Flottenabkommen von 1935.
Das Frühjahr und der Frühsommer1939 vergeht mit diplomatischen Winkelzügen und konfus geführten Verhandlungen. Briten, Franzosen und die Sowjets tauschen komplizierte Vorschläge und Gegenvorschläge aus, die samt und sonders am Veto Polens scheitern. Das Land beharrt auf seiner Position: kein Durchmarschrecht für die Rote Armee. Einzig die Briten und Franzosen könnten Polen mit vereinten Kräften zum Einlenken zu bewegen, doch echte Bemühungen in einer solchen Richtung bleiben aus. Keiner vertraut dem anderen, während Europa sehenden Auges ins Verderben steuert.
Dazu kommt Molotows ziemlich ungehobeltes Auftreten, was den Dialog nicht gerade erleichtert.
(Am 3. Mai 1939 wurde der bisherige Außenminister Maxim Litwinow, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft von der deutschen Presse heftig attackiert worden war, abgelöst und der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, Molotow, übernahm zusätzlich die Leitung der Außenpolitik).
Stalin misstraut Hitler genauso, wie den anderen Westmächten und seit München empfindet er ganz besonderen Groll gegen Chamberlain.
Nach zähem Ringen akzeptierten die Westmächte Mitte Juli den sowjetischen Vorschlag eines Militärpaktes zwischen Frankreich, GB und der SU, der Nazideutschland in die Zange nehmen könnte. Die britische Presse verbreitet die Nachricht vom Dreierbund mit der den Sowjets mit spürbarer Erleichterung.
Nach dieser Entwicklung autorisiert Hitler von Ribbentrop, unter strengster Geheimhaltung eine Annäherung mit den Sowjets zu suchen.
Berlin, 2 Tage später, 26. Juli 1939.
Der deutsche Diplomat Karl Schnurre lädt Georgi Astachow, offiziell als Botschaftsrat in Berlin tätig, zum Mittagessen ein. (in Wirklichkeit ist er Agent des Geheimdienstes NKWD)
Schnurre gibt zu erkennen, dass er auf Order von Ribbentrop agiert und einen von von Ribbentrop verfassten Text hat, den der Diplomat detailgetreu übermitteln soll. Astachow fällt ihm ins Wort: „unmöglich. Tun sie nicht so, als ob Hitler Mein Kampf nie geschrieben hatte“. Schnurre: Georgi, ein Buch, dass vor 15 Jahren geschrieben wurde, ist doch nicht ernst zu nehmen. Ich kann Ihnen versichern, dass sich unsere Aktivitäten gründlich verschoben haben. Astachow: gestatten Sie mir zu sagen, dass dies schwer zu glauben ist. Schnorre: behandeln sie die Engländer nicht so wie uns, mit Herablassung? Mit diesem Argument trifft Schnurre bei Astachow voll ins Schwarze.
Schnurre: ich gehe davon aus, dass es eine Ebene der Verständigung geben könnte, die unser beider Interesse betreffen könnte.
Beim Auseinandergehen hakt Astachow nach: angenommen, ein hochrangiger deutscher Entscheidungsträger spricht mit einer sowjetischen Führungspersönlichkeit, würde er sich exakt so äußern wie Sie? Schnurre: aber selbstverständlich.
2 Tage später:
In einem hochgeheimen Telegramm an Astachow zeigt sich Molotow interessiert. Astachow benachrichtet Schnurre, der von Ribbentrop in Kenntnis setzt, der Hitler Meldung erstattet.
Am 2. August 1939 übermittelt Ribbentrop Molotow in größter Heimlichkeit ein Territorialangebot vom Baltikum zum Schwarzen Meer. Höchst dringlich und nicht sehr lange gültig.
Damit liegt der deutsch-sowjetische Pakt auf dem Tisch.
Für Stalin ist der Hitlervorschlag schlicht unwiderstehlich, bietet er ihm doch die einmalige Möglichkeit, mit einem Schlag die Gebiete zurückzuerhalten, die nach der russischen Revolution verlorengingen.
Weitere Zeit ging verloren, weil die Briten allein 10 Tage brauchten, um eine Delegation für die Verhandlungen zum Abschluss einer Militärkonvention als Basis für den Dreierbund zusammenzustellen und weil die britischen und französischen Delegationen unter Admiral Drax und General Doumenc anstatt mit dem Flugzeug, mit dem langsamsten Frachter der Britischen Flotte via Leningrad anreisten. Am12. August 1939 konnten daher die Verhandlungen mit Marschall Woroschilow im Verteidigungsministerium beginnen. Woroschilow zeigt Dokumente, die seinen diplomatischen Auftrag bescheinigen. General Doumenc zeigt die von Daladier erteilte offizielle Bevollmächtigung. Drax gibt zu, über nichts dergleichen zu verfügen. Admiral Nobody und General Sowieso so, Stalin.
Wie bedauerlich, sagte Woroschilow, ehe er die Kernfrage stellt: bekommt die Rote Armee ein Durchmarschrecht durch Polen. Ensatation für Doumenc, Crax und die westliche Diplomatie in 5 Jahren. Wir sehen uns wieder, wenn Polen seine Zustimmung erteilt hat.
Panik in London. Halifax fleht Polen an, doch einzulenken. In Warschau übt die französische Diplomatie unkoordiniert Druck auf Oberst Beck aus, der die Dringlichkeit der Lage durchaus versteht, aber Bedenkzeit erbittet.
Nur noch 2 Wochen bis zum festgesetzten Datums des Überfalls auf Polen.
Dann ging alle sehr schnell. Am 19. August 1939 gab Stalin die Zustimmung für den Besuch von Ribbentrop in Moskau.
Der das Datum 23. August tragende deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt wurde anschließend nach Mitternacht am 24. August 1939 durch Ribbentrop und Molotow im Beisein Stalins und des deutschen Botschafters Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg unterzeichnet.
Der Pakt garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten.
Ein geheimes Zusatzprotokoll „für den Fall einer territorialen Umgestaltung“ gestattete der Sowjetunion, die durch die russische Revolution verlorenen Territorien des Russischen Kaiserreiches wiederzugewinnen.Es erklärte Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre deklariert. Westpolen und Litauen zur deutschen. Im Südosten Europas wurde Bessarabien zum sowjetischen Interessensgebiet deklariert. Deutschland wiederum erklärte sein politisches Desinteresse an Bessarabien.
Der Deutsch-Sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 ergänzte den Nichtangriffspakt.
Neben einer Bekräftigung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit präzisierten begleitende, geheime Abkommen die Aufteilung Polens, schlugen Litauen der Sowjetunion zu und legten die Überführung der deutschen , ukrainischen und weißrussischen Minderheiten aus den betroffenen Gebieten in dem eigenen Machtbereich fest.
In Paris reagiert Daladier kühl und pragmatisch.
Er lässt alle kommunistischen Zeitungen verbieten und bald auch die kommunistische Partei selbst.
Die Botschaft ist klar. Nur Stalin ist schuld an diesem diplomatischen Desaster.
In London gerät Chamberlain ins taumeln. Der Premier echofiert sich über Stalins Verrat. Dabei wollte er selbst die Verhandlungen mit den Sowjets maximal hinauszögern, in der Hoffnung, doch noch zu einem last-minute aggreement mit Hitler zu gelangen.
Maiski hat die Nachricht, wie jedermann, aus der Presse erfahren. Der Botschafter sei niedergeschmettert, wenn auch nicht überrascht.
In den 5 Jahren hat nicht einmal die Bedrohung des Nationalsozialismus das tief sitzende Misstrauen gegenüber der Sowjetunion beseitigen können.
Am 1. September wird Polen überfallen.
3 Tage später erklären Chamberlain und Daladier Hitler den Krieg.
Hitler macht Ribbentrop verantwortlich. Er mutierte vom Helden zum Trottel.
GB und Frankreich begehen den Fehler, keine sofortige Offensive zu starten, während die deutschen Truppen in Polen gebunden sind. So ist Polen rasch erobert.
Im November 1939 befiehlt Stalin den Angriff auf Finnland und zwingt es zur Herausgabe der Karelischen Landenge, unabdingbar für die Sicherheitsinteressen der Stadt Leningrad.
Im Juni 1940 tritt Rumänien der Sowjetunion das Territorium Bessarabien ab.
Die Sowjetunion hat die vorrevolutionären Grenzen Russlands zurückerlangt.
Zum gleichen Zeitpunkt zwingt die Wehrmacht Halbeuropa in die Knie.
Der deutsch-sowjetische Vertrag ermöglicht es Hitler, seine Gegner nach und nach auszuschalten.
Stalin und Molotow haben mehr oder weniger so gehandelt, wie Hitler es wollte.
Beide waren überzeugt, dass der Reichskanzler Wort halten würde und die Sowjetunion in Ruhe ließe.
Maiski wird von den Briten geschnitten, hält sich nur durch seine Beziehungen zu Churchill über Wasser. Churchill informiert Maiski über den bevorstehenden Einmarsch in die Sowjetunion, die Maiski umgehend nach Moskau weiterleitet.
Aus wenigstens 50 zuverlässigen Quellen wird Stalin gewarnt, dass Hitler Anstalten mache, den Nichtangriffspakt aufzukündigen.
Doch Stalin weigert sich, den Meldungen Glauben zu schenken und lässt sogar einige der Informanten wegen Fehlinformationen hinrichten.
22.06.1941 Überfall auf die Sowjetunion.
Mit der Durchführung des Unternehmen Barbarossa am 22.06.1941 brach das Deutsche Reich beide Verträge. Am Tage des Überfalls ging Stalin davon aus, dass Hitler Opfer eines Staatsstreiches von putschenden Generälen sei. Bloß nicht zugeben, dass Hitler ihn wie alle anderen zum Narren gehalten hat. So befindet sich die Sowjetunion durch die Macht der Ereignisse im gleichen Lager wie Großbritannien.
Ulrich Hoppe
Quellen:
1. Französischer Dokumentarfilm 2018. „Der Hitler-Stalin-Pakt vom 23.08.1939“
2. Deutsch-Sowjetischer Nichtangriffspakt, Wikipedia
3. Unternehmen Barbarossa, Wikipedia
4. Münchner Abkommen, Wikipedia